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Alt 03.12.2012, 11:09
m.eins m.eins ist offline
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Standard AW: 26 Jahre alt, frisch entlassen, einige Fragen...

So... Ich werde mich aus dem Forum erstmal zurückziehen, stehe aber für Fragen gerne zur Verfügung und werde die Email-einstellungen entsprechend anpassen.

Meine Zusammenfassung:
- Nach Abstrich Pap IVb, klinisch Verdacht auf Karzinom
- anschließende Biopsie ergab ein mäßiggradig differenziertes invasives Plattenepithelkarzinom (G2)
- zunächst Mutmaßungen, ob Trachelektomie in Frage kommt, dann CT, welches ergab: Tumorgröße definitiv >2cm, da Gebärmutterhals wesentlich vergrößert

- Therapie also:
Operative Laparoskopie mit radikaler Hysterektomie Piver II
pelvine Lymphonodektomie (Entfernung von Lymphknoten), während der OP wurde mir ausserdem der Blinddarm entfernt.

- Postoperative Histologie: Plattenepithelkarzinom der Cervix Uteri
pT:1b pN:0 M:0 V:0 L:0 G:2 R:0 pelvin: 0/33 LK
Maximaler Tumordurchmesser: 6,7cm
Infiltration der Endo- und Ektozervix mit Tumorausläufern in den Isthmus Uteri

- nach OP eine Nacht auf Intensiv, weitere neun Tage auf Station, einen Drainagebeutel musste ich mit heim nehmen, da er zuviel förderte, Entfernung am 14. Tag nach OP; Blasenkatheter trug ich 7-8 Tage, dann Blasentraining, allerdings spüre ich meine Blase nicht mehr wirklich, ich gehe heute nach der Uhr bzw nach Gefühl oder nach Druck auf den Narben auf die Toilette

- anschließend adjuvante perkutane Radiatio der pelvinen Lymphknotenstationen, 50,4 Gy, täglich also 1,8Gy, simultan hierzu einmal wöchentlich Cisplatin 40mg/m^2 Körperoberfläche, Therapie insgesamt 6 Wochen. Die Radiochemo habe ich nun hinter mich gebracht, die letzte Chemo wurde aufgrund schlechter Blutwerte ausgesetzt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich über die Radikalität der OP und der Nachbehandlung sehr froh bin, es nimmt mir einiges an Angst, auch wenn ich zuvor unsicher war, ob ich eine "präventive" Radiochemo wirklich machen soll. Es geht hier um Krebs, nicht um einen Schnupfen, und das wird einem im Eifer des Gefechts leider nicht immer sofort klar.

Wichtig ist definitiv der Operateur: gerade bei einer Wertheim sollte man darauf achten, dass die OP in der Klinik bzw von dem Operateur öfter als 5-10mal pro Jahr durchgeführt wird. Wenn es möglich ist, sollte man laparoskopisch operieren lassen, die Narben heilen schneller und man kann zügiger bestrahlen (sofern nötig) bzw hat weniger Schmerzen nach der Op.
Ich habe übrigens zusätzlich zur Narkose eine sogenannte PDA (wird bei Geburten eingesetzt) bekommen, die ich auch 2-3 Tage nach der OP noch behalten habe - ich hatte praktisch keine Schmerzen.

Bei mir wurden ausserdem auf meine Initiative hin die sogenannten "Wächterlymphknoten" radioaktiv markiert und entfernt, das ist gängige Praxis bei den Mammakarzinonem (Brustkrebs), man operiert zwar beim GMHK auch bei Nichtbefall der Wächterlymphknoten weitere (soviele wie möglich) Lymphknoten im Becken/Bauch heraus, allerdings sind diese schon aufschlussreich, ob Lymphknoten bereits befallen sind oder eben nicht, da sie die ersten Anlaufstellen der Gebärmutter und somit auch von Mikrometastasen sind. Bei mir waren glücklicherweise alle Lymphknoten frei.

Normalerweise wäre die Therapie bei dem Tumorstadium hiermit abgeschlossen, allerdings wurde mir aufgrund der Tumorgröße (6,7cm) eine Radiochemotherapie empfohlen, die ich nach langem Hadern auch durchführen habe lassen - sprich: ich habe alles getan, um dem Mistvieh den Garaus zu machen und kann mir nichts vorwerfen. Ich schätze, dass das für den psychischen und somit auch physischen Heilungsprozess sehr wichtig ist.

Was mir auch geholfen hat: ich habe zu jedem Gespräch jemanden mitgenommen, der mit-zuhört, weil ich durch den ganzen Stress so unglaublich vergesslich geworden bin... Es ist vielleicht auch gut, wenn der Operateur merkt, dass da Menschen dahinterstehen und auf einen aufpassen.

Mir geht es jetzt von Tag zu Tag besser, ich kämpfe zwar noch etwas mit den Magen-Darm-Verstimmungen von der Radiochemo, aber ich kann wieder vor die Tür gehen, ohne Angst haben zu müssen, das was danebengeht

Während der Radiochemo: Mir wurde gesagt, ich dürfe nicht duschen (6 Wochen lang!) - ich habe diese Vorgabe ignoriert, die Stellen, die mit Edding markiert wurden, nicht mit Seife gewaschen und fleißig gepudert; mir wurde ausserdem gesagt, ich solle die Markierungen nicht nachzeichnen, mir ist aber im Laufe der Zeit aufgefallen, dass meine Freundin diese Markierungen genauer nachzeichnet als die Mitarbeiter in der Strahlentherapie...
Was nervt, ist definitiv der Durchfall, gekoppelt mit Verstopfung, die von dem Emend kommen, ein Medikament gegen Chemo-Übelkeit. Ich habe es zunächst mit dunkler Schokolade, Bananen, Salzstangen probiert.. dann wieder Verstopfung bekommen.. irgendwie hat nichts wirklich geholfen - so ziemlich am Ende wurden mir dann Flohsamen empfohlen, die haben einigermaßen geholfen und sind somit auch von meiner Seite aus mehr als empfehlenswert! Gegen Ende habe ich "Verbrennungen" zwischen den Pobacken bekommen... habe nicht gepudert, sondern mit Wundsalbe oder Ringelblumensalbe gecremt!

Was die Reha angeht: ich fahre lieber in Urlaub, da meine Rentenversicherung nur hessische Kliniken bezahlt, und die sind nicht auf Gynäkologie bzw. Onkologie spezialisiert, sondern auf Rheuma etc.
Ich zähle mich mit meinen 27 Jahren nicht zu deren Zielgruppe, nach Bad Oexen wäre ich allerdings gerne gegangen (die haben dort eine Junge-Erwachsenen-Reha).

Ich wünsche jedem, der diesen Weg geht, viel Kraft. Augen zu und durch, tu alles, was möglich und nötig ist und "leb dem Krebs davon"!

Das versuche ich jetzt auch
Liebe Grüße, Mel

Geändert von gitti2002 (08.12.2012 um 22:46 Uhr) Grund: Ursprünglichen Titel bitte belassen und nicht mitten im Thema ändern
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