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Alt 13.11.2006, 14:18
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marjana marjana ist offline
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Standard AW: Allgemeine Meinung zur Chemo

Zitat:
Zitat von Nicola
An vielen Ecken fehlt es nur leider an der nötigen Toleranz für Andere und deren Denkensweise
EIgenverantwortung sollte jeder Patient, der dazu in der Lage ist tragen. Ich denke das damit, egal in welche Richtung die Therapie auch geht, bereits für den Patienten ein guter Weg gefunden wurde. Leider fällt mir immer wieder auf, dass viele Patienten aus Angst, oder anderen Gründen, diese Verantwortung gerne abgeben.
Hallo Nicola,

danke für Dein Lob.

Zur Frage der Toleranz schreibe ich diesmal nichts, da kann ich Dir nur Recht geben. Sie fehlt so oft. (Habe unter dem Thema 10 Regeln/Andere Therapien etwas dazu geschrieben)

Du hast Recht, daß es oft Ängste sind, die PatientInnen davon abhalten nachzufragen. Und ich muß eingestehen, es ist wirklich nicht einfach, Ärzte dazu zu kriegen, in verständlicher Weise die medizinischen Zusammenhänge zu erklären. Auch ist es ja tatsächlich so, daß die ÄrztInnen aufgrund ihrer Ausbildung richtige Diagnosen stellen können sollten sowie die angebrachten Therapien richtig auswählen können sollten. Leider, leider ist das nicht immer der Fall. Einerseits sind sie aufgrund der vielen PatientInnen oft tatsächlich überlastet, andererseits können sie schlichtweg nicht alles wissen, auch wenn es ihr Fachgebiet ist.

Ich kann nur jedem Patienten gemäß dem alten Spruch raten:

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser !

Und wenn man nicht selbst in der Lage ist, die Kontrolle auszuüben, dann muß man eben eine zweite ärztliche Meinung hinzuziehen. Oft reicht das schon.

Wahrscheinlich geht es etwas zu weit, wenn man von Täter-Opfer-Relation spricht, ähnlich wie bei Sexualverbrechen, wo man davon ausgeht, daß die Angst des potentiellen Opfers den Täter womöglich erst zum Äußersten gehen läßt.

ÄrztInnen haben in über 90 % der Fälle eine positive Absicht gegenüber den PatientInnen, auch wenn sie nicht immer das Beste geben (ihr Bestes mag es vielleicht sein). Dennoch möchte ich nicht abstreiten, daß auch ein Arzt leichter einen Fehler übersehen wird, wenn die PatientInnen nicht nachfragen. Selbst das nutzt nicht immer. Mir hat man im vorigen Jahr einen geschönten Bericht einer CT vorgelegt. Alles im Grünen Bereich stand darunter ! Nur waren alle Metas gewachsen. Als ich elektrisiert nachfragte, hieß es bis zu 20 % Vergrößerung sei zu diesem Zeitpunkt der Chemo normal. Ich war trotzdem beunruhigt und auf einmal fiel mir auf, daß ja eine von 4,5 mm auf 6,5 mm gewachsen war. Das konnte ich sogar im Kopf ausrechnen, das war fast 50 %! Also hab ich alle anderen auch nachgerechnet … eine einzige war „nur“ 20 % gewachsen. Was mag in den Köpfen des Ärzteteams vorgegangen sein, daß sie mir eine solche Lüge auftischten ? Ich hab die Chemo sofort auf eigene Faust abgebrochen und trotz Ferienzeit (das in Frankreich !!!! großes Risiko !) eine neue Klinik gesucht.

Nur, seien wir mal ehrlich, wie viel Menschen können solche Berichte denn wirklich lesen und verstehen ???? Ich habe lange gebraucht, bis ich alle medizinischen Fachwörter verstehen konnte. Dazu braucht man aber gewisse Grundfähigkeiten, die nicht jede(r) in der Schul- und Berufsausbildung oder einfach durch das Leben vermittelt bekommt.

Und ehrlich gesagt, selbst ich, mit meinem inzwischen schon fast manischen Kontrollbedürfnis, wäre nicht auf die Idee gekommen, daß Ärzte mich so schamlos belügen könnten. Das auch noch schriftlich ! Obendrein war die Onkologin doch so sympathisch, schien sich so fürsorglich um mich zu kümmern … Jetzt bin ich in einer Klinik in Paris, sehr viel mehr Zeitaufwand für mich, dort läuft alles wie in einer Fabrik, aber dort belügt man mich nicht, und der Onkologe ist ein anerkannter Spezialist. Aber auch ihn kontrolliere ich.

Auch ich fände es schon toll, wenn man sich in die Hängematte des Vertrauens auf die Ärzte legen könnte. Schließlich haben sie Medizin studiert. Wie gern würde ich weniger Zeit mit dem Studium von Fachliteratur verbringen, weniger Zeit aufwenden um Berichte eingehend zu studieren und und und. Das fehlt mir an Lebenszeit, denn es ist nicht mein Beruf, den ich so nicht einmal mehr hobbymäßig ausüben kann, weil mir die Energie fehlt.

Wir kommen mit dieser Fragestellung vom Thema dieses Threads ab. Vielleicht wäre es ja sinnvoll einen neuen zu eröffnen mit einem Thema wie: „Wieviel Kontrolle ist nötig ?“ oder „Wie kann ich meine Behandlung aktiv beeinflussen?“ „Bin ich selbst schuld, wenn ich nicht ausreichend kontrolliert habe ?“ „Was kann ich als PatientIn zu meiner Behandlung beitragen ?“ „Wieviel Eigenverantwortung sollte ein Patient übernehmen ?“ .
Das hiesige Thema war mehr oder minder „Ist Chemo sinnvoll ?“

Das zeichnet das ganze Forum aus. Die Dinge sind alle so eng miteinander verknüpft, daß es offensichtlich allen, mir eingeschlossen, schwer fällt, sich an das jeweilige Thema zu halten.

Ich bin zu wenig Internetbegabt, um unsere angefangene Diskussion in einen neuen Thread zu legen. Magst Du das vielleicht machen ? Es scheint mir ein wichtiges Thema. Würde mich freuen und mich auch weiterhin darin einmischen.

Mit lieben Grüßen
und der Frage „Wer bist Du ?“ Wüsste gerne mehr über Dich, wenn Du das ausplaudern magst.

Marjana
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