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Alt 15.07.2014, 13:13
Charl0tte Charl0tte ist offline
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Standard AW: Nabelmetastase - wer hat Erfahrungen damit?

Hallo Ihr Lieben,

möchte mal wieder ein kleines Up-Date geben, wie sich mein wait-and-see-Dasein so anfühlt. In einem Satz: es fühlt erstaunlich gut an.

Nachdem ich mich nicht nur äußerlich (keine weiteren Untersuchungstermine vereinbaren, vor allem kein MRT-Termin) von weiteren medizinischen Konfrontationen verabschiedet habe, sondern mich auch innerlich von dem Druck ein Stück weit "frei" gemacht habe, "alles" (was ist das überhaupt?) wissen zu müssen, wissen zu wollen, wissen zu sollen ... bin ich viel ruhiger und ausgeglichener geworden. Der ständige Handlungsdruck, der mich umgeben hat wie eine Art gefühltes Gefängnis, beginnt sich aufzulösen. Allein schon die Tatsache, in den nächsten Wochen weniger Termine vor mir zu haben, entspannt mich ungemein. Es schenkt mir Zeit, Ruhe, schöne Tage, die ich den vielen schönen Sachen widmen kann, die mir ja nach wie vor verblieben sind. Tage, die ich heute, obwohl ich "krank" bin, sogar viel mehr genießen kann, weil sie mir ganz alleine gehören, da ich nicht arbeiten muss. Kein Gehetze, kein Stau, keine fordernden Chefs, keine grätigen (=schlecht gelaunt, wenn man südlich der Donau wohnt ) Kunden. Diesen schwebenden Zustand werde ich mir lange, lange erhalten! Er ist ein besonderes Geschenk, dessen Wert ich noch nicht in dem Moment erkennen konnte, als ich es erhielt. Erst als ich es bei späterer Gelegenheit noch einmal in die Hand nahm, in Ruhe eingehend betrachtete, entpuppte es sich als wertvoll und hilfreich, eben als Geschenk. Und ich nehme es einfach mal mit einem herzlichen Dankeschön und einem Lächeln an.

Der neue Eintrag von Filou59 (auch von mir willkommen in der Sichtbarkeit ), den ich heute gelesen habe, hat mich noch weiter darin bestärkt, diesen inneren Abstand noch weiter zu pflegen, wie ein zarrtes Pflänzchen, das aber rasch wächst und mich jetzt schon jeden Tag erfreut mit seinen sprießenden jungen frischen Trieben. Nicht mehr lange, und es wird blühen! Vielleicht wird es dann in den bunten Behandlungsstrauß unseres Berliner Engelchen aufgenommen?

Ich nehme nun meine persönlichen Interessen wieder in die Mitte meines Daseins. Ich treibe meinen Sport intensiver und trainiere auf die Schwarz-Gurt-Prüfung, die ich im Herbst ablegen werde. Ich schreibe und lese. Ich gärtnere, ich nähe oder tue nichts. Das letzte ist manchmal die größte Herausforderung. So wie die wait-and-see-Phase eben auch. Sie besteht ja auch in der Abkehr vom Aktionismus, und das verunsichert uns natürlich, da die Medizin natürlich immer das MACH-bare im Auge hat, nicht das NICHT-machen oder SEIN-lassen. Gestern bin ich über einen schönen Satz gestolpert, in dem ich meine aktuelle Situation schön wiedergegeben sehe:

Man entdeckt keine neuen Weltteile, ohne den Mut zu haben, alle Küsten aus den Augen zu verlieren. (André Gide)

Liebe Grüße und einen schönen Tag für Euch Alle
Charl0tte

Geändert von Charl0tte (15.07.2014 um 13:55 Uhr)