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Alt 16.03.2014, 14:29
tomtata tomtata ist offline
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Standard Ebenfalls betroffen - morgen OP

Hallo Leute,

ich möchte hier mit Euch gerne den Beginn meiner Geschichte teilen.
Vielleicht ganz kurz zu mir, ich bin 36 Jahre alt und bisher urologisch problemfrei - keine mir bekannten Risikofaktoren, auch in der Verwandtschaft keine Fälle von Hodenkrebs.

Ich hatte vor etwa drei Wochen erstmalig ein leichtes Zwicken im linken Hoden, dachte aber nur an eine leichte Quetschung durch Hosennaht oder ähliches, war auch gleich wieder vorbei.
Ein paar Tage später hat sich beim Abtrocknen nach dem Duschen der linke Hoden etwas schwerer angefühlt, irgendwie härter, vor allem an unteren Pol. Eine Suche im Internet ergab einen Treffer hinsichtlich Krampfader, potentiell aber auch Hodenkrebs. Also einen Termin beim Hausarzt vereinbart, aufgrund Fasching und Wartezeit eine gute Woche verloren.

Dann am Donnerstag beim Hausarzt. Der hat abgetastet, Schmerzen am unteren Pol. Er meinte es scheine sich um eine Entzündung zu handeln, Schmerz sei schon mal gut. Dem Abtasten nach Befund unklar, würde mich zum Urologen überweisen, denke aber dass es harmlos sei.

Nachdem beruflich ein zweiwöchige Asienreise anstand und ich nicht dachte, kurzfristig einen Termin zu bekommen, wollte ich ursprünglich in zwei Wochen zum Urologen. Mein Hausarzt meinte ich sollte doch einfach mal anrufen und versuchen eingeschoben zu werden, dann könne ich ruhigen Gewissens fortfliegen.

Anruf beim Urologen ergab dass die nächsten zwei Tage nichts mehr frei sei. Außer ich würde ausnahmsweise gleich sofort vorbeikommen und Wartezeit mitbringen. Hatte mir eh den Morgen freigenommen, also gleich dorthin.

Urologe hat Ultraschall angesetzt und bereits nach wenigen Sekunden das Gesicht verzogen. Nach weiteren zehn Sekunden auf den Bildschirm starren meinte er "Ich schick Sie weiter ins Krankenhaus... das gefällt mir nicht... Sie haben ein Knoten im Hoden."
Während er die Überweisung geschrieben hat, hat er gleich im Krankenhaus angerufen und einen Termin vereinbart. Am Folgetag (Freitag) morgens zur Untersuchung, dann am Montag OP. Nach 10 Minuten war ich wieder aus der Praxis und erst mal durch den Wind. Mehr als "Sie sind ja noch früh gekommen..." wusste ich nicht und hatte einen turbulenten Donnerstag und eine schlaflose Nacht.

Am Freitag wurde ich sehr freundlich im Krankenhaus empfangen, sowohl von den Schwestern als auch vom (jungen) Ärzteteam, die meinten sie wären jederzeit bei Fragen für mich da und würden mir alles erklären und sich Zeit nehmen. Es handelt sich um die urologische Station des örtlichen Krankenhauses - zwar nicht auf Hodenkrebs spezialisiert, aber mit Prostatakrebszentrum und soweit ich das bisher in Erfahrung bringen konnte zumindest mit jährlich Hodenkrebspatienten im zweistelligen Bereich.

Urinprobe, Blutprobe, danach Ultraschall. Das erste niederschmetternde Ergebnis: fast der gesamt linke Hoden ist befallen, Tumor ca. 2 x 3 cm, nur im oberen Bereich ist noch ursprüngliches Gewebe vorhanden.

Ich habe darauf gedrängt, im Vorfeld das Stadium soweit wie möglich zu bestimmen. Auch wenn die Ärzte mich darauf hingewiesen haben, dass eine endgültige Diagnose erst nach der OP möglich sei und die OP erst mal im Vordergrund stehe, haben sie außerplanmäßig direkt einen CT-Termin für mich vereinbart (Freitag nachmittag, gar nicht so einfach) und sich Zeit genommen, Vorab-Checks durchzuführen.

Ultraschall: rechter Hoden unauffällig, genauso Nieren und Blase.

Nachmittags bekam ich dann Ergebnis der Blutprobe und CT:
In der Blutprobe fehlte noch die Bestimmung eines Tumormarkers, allerdings waren alle bisher bestimmten negativ. Die Ärztin meinte, bei dem noch fehlenden würde sie kein positives Ergebnis erwarten auch wenn es natürlich nicht ausgeschlossen sein, aber die insgesamt völlig unauffälligen Marker wären schon mal sehr gut.
Auch das CT wurde bereits ausgewertet, wenn auch noch nicht final vom Chefarzt. Allerdings hätte keiner der bisher auswertenden Ärzte auch nur einen Verdacht auf Metastasten finden können, das CT sei völlig unauffällig.
Die Vorzeichen seien also sehr gut und der Rest ließe sich dann wirklich erst nach der OP bestimmen.

Nun warte ich also das Wochenende über - der gestrige Tag war völlig normal und ich war sogar noch mit Kollegen sportlich unterwegs. Einen Gang zurückschalten kann ich immer noch, wenn's mir schlecht geht.
Heute hingegen bin ich schon deutlich nervöser, deshalb auch hier im Forum unterwegs. Ich hatte mich im Vorfeld an meinen Arzttermin schon im Internet in das Thema eingelesen - der erste Schock saß natürlich trotzdem und ich bekam sobald ich aus der Praxis raus war erst einmal Heulkrämpfe bis zum Auto, und natürlich als ich meiner Frau die Neuigkeiten mitteilte.

Danach war das Thema für mich aber erst mal gesetzt. Ich kann eh nur abwarten und im Moment aktiv nichts ändern. Die Untersuchung (Blutwerte, CT-Ergebnisse) hat mich prinzipiell optimistisch gestimmt, trotz 2-3 cm Größe scheint es also noch nicht sooo schlimm zu sein.
Natürlich habe ich jetzt Angst vor der OP und dem Ergebniss der Laborprobe. Insgeheim hoffe ich natürlich aufgrund der wohl etwas besseren Aussichten auf ein Seminom, aber das wird sich erst noch zeigen.

Erschwerend kommt bei mir hinzu, dass ich erst letztes Jahr nach einer monatelang verschleppten Blinddarmentzünding notoperiert wurde und wegen Wundheilungsstörungen drei Wochen im Krankenhaus lag, mit Vakuumtherapie und danach noch drei Wochen ambulantes Tamponieren / Verbandwechseln bei ärztlichen Bereitschaftsdiensten. Das war alles andere als Angenehm und die Schmerzen 2-3 Tage nach der OP waren so schlimm, dass ich Novalgin überhaupt nicht mehr merkte und kurzzeitig auf Targin (Opioid) umgestellt wurde.

Zusammenfassend gesagt habe ich sehr große Angst, sowohl vom Verlauf der OP+Wundheilung als auch vom Ergebnis des Laborbefunden und der anschließenden Therapie, aber das ist wohl normal.
Trotzdem bin ich grundoptimistisch, da ich weiß dass der Tumor diagnostiziert wurde und jetzt korrigierende Maßnahmen möglich sind, und ich das Miststück morgen zumindest weitestgehend los sein werde.

Das i-Tüpfelchen auf der Geschichte ist, dass ich momentan im Hausbau stecke bzw. es in etwa 6-8 Wochen losgehen soll. Nachdem eh (zwecks beruflicher Auslastung) relativ wenig Eigenleistung geplant war und das Vorhaben finanziell komplett mit einer Risikolebensversicherung abgesichert ist, habe ich aufgrund der guten Prognose im Moment auch nicht vor irgendwas daran zu ändern.
Ich will mich nicht künstlich einschränken oder meinen Lebensstil ändern, ohne dass es sein muss. Wenn ich im Krankenhaus liege, liege ich im Krankenhaus. Punkt. Wenn ich Chemo brauche, brauche ich Chemo. Punkt. An diese Gegebenheiten muss ich dann mein Leben ausrichten, aber nicht vorher Trübsal blasen...

Mir hat es gut getan, die Berichte hier im Forum zu lesen, und genauso hat es mir gut getan, hier meine (bisherige) Geschichte zu erzählen.

Drückt mir bitte für morgen die Daumen ;-)

Gruß,
Thomas
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