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Alt 29.07.2007, 11:40
andrea11 andrea11 ist offline
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Registriert seit: 29.07.2007
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Beitrag ...ein Alptraum BSDK

Hallo zusammen,

gestern habe ich den Link des Krebs-Forums gefunden. Die vielen Schicksale hier machen mich sehr traurig, gleichzeitig habe ich absolute Hochachtung von den Mut Betroffener. Ich suche Hilfe, da ich das Gefühl habe, mit der Situation nicht klar zu kommen.
Bis vor 2 Wochen habe ich mir absolut keine Gedanken über BSDK gemacht. Vor ca. 3 Wochen ist mein Daddy ins Krankenhaus (Vivantes Neukölln in Berlin) gekommen, weil er ganz gelb war. Ein paar Tage zuvor war er noch bei seinem HA wegen seiner gelben Farbe, doch der hat ihn nach allgemeiner Untersuchung ohne Ergebnis nach Hause geschickt. Im KH stellten die Ärzte fest, dass der Gallengang umgeknickt ist. Sie haben dann dafür gesorgt, dass der Knick wieder beseitigt wird (sorry für etwas naive Schreibweise, ich bin keine Ärztin und völlig unbewandert bei diesem Thema). Nach ein paar Tagen ging es ihm wieder gut, er bekam wieder eine völlig normale Hautfarbe und auch sonst gings ihm prächtig.
Wegen Verdachts auf einen Tumor in der BSD wurde Freitags ein CT gemacht (dies konnte mein Daddy während der Wartezeit vor dem CT aufgrund der Unterlagen entnehmen, die man ihm mitgegeben hat). Wir hatten nun das gesamte WE Zeit, uns Gedanken zu machen. Meine Mutter hat sich völlig verrückt gemacht. Schwierig war in der ungewissen Situation, meinem Daddy nicht den traurigen Verlauf dieses Krebses zu erzählen. Wir haben uns zusammen gerissen und über völlig normale Themen gesprochen (in der Hoffnung, dass es falscher Alarm ist und einfach nur eine präventive Untersuchung gemacht worden ist).
Montags drauf, war es unmöglich einen Arzt zu erreichen, der uns das Ergebnis der CT mitteilen konnte. Leider bin ich persönlich beruflich sehr eingespannt und konnte tagsüber nicht ins KH (noch eine Nacht ohne Schlaf). Meine Mutter hat sich dann Dienstags vormittag einen Termin geben lassen. Die Gewissheit war nun da, auf dem CT erkennbar.
Am Freitag ist mein Daddy dann auf die Chirurgie verlegt worden, um am Montag per Whipple operiert zu werden. Am Samstag mittag ist die Oberärztin zu meinem Vater bekommen (ich war gerade zufällig da), um ihn auf die Risiken der OP hinzuweisen und den Verlauf der OP zu erklären. Sie teilte uns ebenfalls mit, dass, wenn sie ihn nach 1 Std. wieder zumachen, der Krebs schon zu sehr gestreut hat, was auf dem CT allerdings nicht zu erkennen ist. Mein Vater bat die Ärztin in dem Gespräch, wenn es aufgrund der Narkose zu einem Herzstillstand kommt (er hat Herzprobleme), keine lebenserhaltenden Maßnahmen zu ergreifen, da er kein Pflegefall werden möchte. Mich traf diese Nachricht wie eine volle Wucht, da ich bis dato zwar per Internet mich ein wenig über BSDK informiert habe, aber die Folgen und Konsequenzen für meinen Daddy nicht wahr haben wollte. Die Ärztin hat ihm zum Glück passendes dazu erzählt.
Das WE war schrecklich, da mein Vater sich gesundheitlich absolut gut gefühlt hat, wollte er nach Hause. Er war der Meinung, einfach das Thema fallen zu lassen und weiter zu leben, um dann zu schauen, was auf ihn zukommt. Ihn zu überzeugen, dass wir noch Glück haben, wenn die Ärzte eine Whipple-OP vor haben und ihn optimistisch zu stimmen, ging schon sehr an unsere Kräfte. Am Sonntag bekam er nichts mehr zu essen und durfte mehrere Liter dieser Flüssigkeit zu sich nehmen, damit im Innern alles gesäubert wird.
Letzten Montag sollte er dann gleich am Morgen operiert werden. Dies verzögerte sich bis Mittags, da es einige Notfälle gab. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sich mein Vater gefühlt hat, als er auf seine OP gewartet hat. Meine Mutter hat dann regelmäßig im KH angerufen, die erste Beruhigung war, dass sie ihn nach 1 Std. weiter operiert haben. Nach einer ca. 6 h OP ist er dann gegen 17:30 Uhr in die Intensivstation gekommen. Wir durften ihn dann auch besuchen. Als ich meinen Vater dort habe liegen sehen, mit all diesen Apparaten, Schläuchen und Beuteln, nicht ansprechbar und irgendwie so klein in diesem Bett, brach alle Anspannung aus mir heraus und mein Kreislauf machte schlapp. Die Schwestern und Pfleger waren einfach nur klasse. Mir war diese Situation total unangenehm, mein Vater liegt dort, ich wollte stark sein, auch meiner Mutter ggü., die jetzt auch jede Stärke benötigt und kippe einfach um. Im Nachhinein war es vielleicht ganz gut, dass meine Mutter an diesem Abend abgelenkt wurde.
Am Dienstag hatte meine Mutter dann ein Gespräch mit dem Chrirurgen. Er hat sich viel Zeit genommen und sie darauf vorbereitet, dass die nächsten Wochen und Monate sehr schwierig für uns werden. Der Tumor ist bösartig und sie konnten nicht alles entfernen. Die Lebenserwartung sieht er als nicht allzu groß an, aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung. Nun warten wir auf die Ergebnisse der Untersuchungen.
Mein Daddy ist inzwischen wieder ganz gut drauf. Er hat zwar Fieber und Wasser in der Lunge, das wird aber jeden Tag geröntgt und mit weiteren Medikamenten behandelt. Ab und an kommt er schon aus seinem Bett und darf auf einen Stuhl sitzen. Er darf auch schon ein wenig Wasser trinken, obwohl es hieß, dass er nach der OP 5 Tage lang keine feste Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen darf. Ihm haben die Ärzte erzählt, dass der Tumor bösartig war und sie alles entfernen konnten, damit er optimistisch ist und an seiner Genesung mitwirkt. Ich weiß, dass das sicherlich der richtige Weg ist, nur für meine Mutter und mich bedeutet es auch während der Besuchszeit sich ganz normal zu verhalten und unsere Kraft auf ihn zu übertragen.
Meine Mutter macht mir große Sorgen, sie will nichts mehr wissen, auch nicht, was die Untersuchungen ergeben haben. Sie geht jeden Tag ins KH, wie ein Uhrwerk und steht völlig neben sich. Nun habe ich mir die Rufnummer des Chrirurgen geben lassen, damit ich morgen einen Termin ausmachen kann. Ich möchte stark sein für Beide und unterstützen, das bedeutet für mich auch, dass ich wissen muss, was noch auf uns zukommen kann, da ich momentan keine Vorstellungen habe.
Inzwischen kenne ich fast alle Internet-Seiten und bin richtig froh, diese Seite gefunden zu haben. Sie hilft mir zu sehen, dass ich nicht allein bin mit meinen Gedanken und Ängsten. Danke dafür!!! Die ganze Zeit hält mich aufrecht, dass eine OP bei diesem Krebs noch die beste Heilungschance ist.

Nun habe ich sehr viel geschrieben, merke auch, dass es mir unheimlich gut tut, mal alles von der Seele zu schreiben. Gleich werde ich wieder zum Krankenhaus fahren.

Liebe Grüße an alle
Andrea
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