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Alt 13.09.2014, 20:03
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Karin55 Karin55 ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
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Standard AW: Unsensible Mitmenschen

Hallo zusammen,

ich bin auch oft sehr traurig, wenn meine jahrelange Krebserkrankung damit abgetan wird, dass ich ja so stark bin und ich es schon schaffen würde - im Gegensatz zu ihm selbst, wäre er in meiner Lage. Da haut mich noch mehr in die Einsamkeit ("Du schaffst das schon, du brauchst mich nicht.")

Auch traurig bin ich, wenn selbst die engsten Freunde auf einmal sagen: "Du hast den Krebs ja jetzt überwunden nach so vielen Jahren." Obwohl ich ihnen deutlich gesagt habe, dass ich durch meine Metastasierung nicht mehr auf Heilung hoffen kann; die Unwissenheit, ob ich das nächste Jahr noch erlebe, ist doch sogar noch stärker, weil man seine Überlebenszeit ja mehr oder weniger schon längst "ausgeschöpft" hat.

Aber darf man dem anderen daraus ein Vorwurf machen? Die meisten wollen nur etwas Tröstliches sagen, oder haben, wie hier oft geschrieben, richtig starke Ängste.

Und ertappe ich mich auch schon mal dabei, wenn jemand erzählt, wie er unter einer Krankheit (z. B. Gelenkbeschwerden) leidet, wie ich innerlich denke: "Na, hättest du meine, dagegen ist das doch Peanuts!"?

Brigitte, du spricht die gewaltfreie Kommunikation an: Meines Wissens muss ich die Schritte hier "abarbeiten":
Selbsteinfühlung (wie fühle ich mich, ohne den anderen anzuklagen - nicht "ich bin verletzt", sondern "ich fühle mich hilflos" beispielsweise, oder allein, einsam, traurig)
Fremdeinfühlung (wie könnte sich der andere fühlen)
Verständnis für den anderen äußern, danach eigene Bedürfnisse formulieren, Bitte äußern (ohne Vorwurf, das ist sehr schwer)...
So sind meine Erinnerungen, damals, als ich es machte (muss mal das Buch wieder hervorholen).

Insofern ist dieser Thread zum "Luftablassen" ganz gut, hilfreich für eine Lösung ist er nicht.

Karin
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