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Alt 21.03.2012, 17:38
Jasofe Jasofe ist offline
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Standard AW: Die letzten Tage?

Ja und Nein

Das Nein steht dafür, weil meine Oma keinen Krebs hatte.

Das Ja, weil das Sterben sich hinzog. Auch sie verweigerte irgendwann die Nahrung und das Trinken. Der Arzt sagte damals zu uns: "ich glaube, hier möchte jemand Abschied nehmen......"

Sie war nicht allein, als ihre Seele in den Himmel wanderte. Und alle Pflegekräfte versicherten uns, es tat ihr nicht weh und sie musste nicht leiden.

Nur für uns Angehörige war es schlimm anzusehen. Teilweise hat sie im Traum gestöhnt, schwer geatmet oder Geräusche von sich gegeben. Uns war das alles fremd und wir konnten nicht damit umgehen. Aber man versicherte uns immer wieder, dass sie ohne Leid und ohne Schmerz gehen wird.

Das ganze hat meine Cousine so geprägt, dass sie Pflegekraft geworden ist und mir heute das auch noch versichert. Sie hat inzwischen viele in der Sterbephase begleitet und meinte, was wirklich wichtig ist, dass der Sterbende nicht ständig allein ist. Er spürt unsere Anwesenheit und es tut ihm gut. Gleichzeitig braucht der STerbende aber auch eine kleine Zeit für sich. So das wir als Angehörige ruhig mal spazieren gehen , uns um unsere Familie kümmern und Kraft tanken können. Oft (nicht immer) ist das dann der Zeitpunkt , wo der Kranke oder Sterbende loslassen kann. Bei meiner Oma war es so.

Damals war ich von dieser letzten Woche sehr sehr aufgewühlt und fertig. Ic h konnte das Bild nicht mehr vergessen, wie sie für meine Begriffe leidend im Bett lag. Damals sage mir eine Trauerbegleiterin, dass ich meine Oma noch einmal anschauen sollte, wenn sie "entspannt" aufgebahrt liegt. Ich habe es getan. Ich war bestimmt eine Stunde mit ihr alleine und habe nur geweint, weil ich sie so liebte, aber.....und das kann ich jetzt wirklich nur für mich sagen, es war genau richtig. Als ich mich beruhigte , konnte ich Abschied nehmen. NOch heute träume ich manchmal von ihr, wie sie so dalag. Für mich war es wie ein weiser Engel. Hört sich vielleicht ein bisschen blöd und kitschig an, aber wenn ich wieder diesen Traum habe, bin ich nicht traurig, sondern es ist einfach....Ich finde das passende Wort nicht dafür. In jedem Fall trauere ich dann nicht, sondern es geht mir gut.

Liebes Enkelchen, du machst es genau richtig. Du bist da, deine Familie ist da und das wird deine Oma spüren.
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Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
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