Thema: Du fehlst...
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Alt 09.06.2015, 11:48
Tomislav2 Tomislav2 ist offline
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Standard AW: Du fehlst...

Hallo,

nach doch ziemlich langer Zeit melde ich mich mal wieder. Mir geht es ganz gut, weshalb ich nicht den Drang habe, zu schreiben. Aber nun möchte ich doch nochmal schreiben, wie es uns ergangen ist.

Ich habe eben nochmal meinen Original-Thread durchgelesen und da lief die eine oder andere Träne... Es ist rückblickend echt ein Wahnsinn, was wir durchmachen mussten bzw. was meine Frau erleiden musste. Beim lesen war ich sofort wieder drin in den Situationen. Das Forum war damals sehr, sehr wichtig für mich und ich möchte mich nochmals bei allen bedanken, die mir damals Mut zugesprochen haben. Im Nachhinein hat das Forum sogar mein Leben verändert, worauf ich aber später noch eingehen möchte.

Wo stehen wir drei jetzt? Ein gutes dreiviertel Jahr nach dem Tod von Annika...
Wir sind gerade von unserer dreiwöchigen Kur mit Schwerpunkt Trauerbewältigung zurück. Das hat uns allen nochmal gut getan. Ich hatte nochmal Zeit für mich, um innezuhalten, zurück zu blicken, nach vorne zu schauen. Dann hatten wir zusammen auch viel Zeit, was uns als Familie gut tat. Die Große hatte dort auch Betreuung in einer Trauergruppe und als abschließendes Feedback von der Psychologin kam, dass sie offen und kommunikativ ist, sehr viel Nähe sucht und sehr genau über Ihre Gefühle sprechen kann und das auch tut. Sie sieht uns auf einem guten Weg.

Die Große macht sich in der Schule super, ist meistens fröhlich. Sie hat seit 2-3 Monaten auch mal häufiger traurige Momente (also öfter im Vergleich zum ersten halben Jahr). Da finde ich gut, dass sie es jetzt auch rauslässt. Wir können dann gut darüber sprechen, wie wir Mama vermissen usw.

Der Kleine ist ein kleiner Frechdachs, auch meistens gut drauf. Er sagt dann manchmal, bin traurig, weil Mama nicht da ist. Aber dann ist es wieder gut.

Annika wäre stolz auf ihre beiden Lieblinge.

Ja, und ich?

Ich lebe mit dem Gefühl, dass Annika immer bei uns ist und uns vielleicht zuschaut. Das hilft mir sehr. Sie ist immer in meinem Herzen und ich weiß, dass meine Liebe zu ihr nie aufhören wird. An guten Tagen verspüre ich Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, an schlechten Tagen verfluche ich diesen Schxxx-Krebs. Aber meistens geht es. Ich bin immer noch der Optimist, der an das gute glaubt...

Tja, wie gesagt... das Forum hat mein Leben verändert, wenn man so will. Ich habe über das Forum eine ganz tolle Frau kennengelernt, die das gleiche Schicksal teilt wie ich (ihr Mann starb kurz nach Annika, sie hat auch zwei Kinder). Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas nochmal erlebe (also so tiefe Gefühle). Das Thema neue Partnerin war für mich soweit weg damals. Und jetzt fühlt es sich einfach gut an. Wir lieben uns und lassen unseren Lieben den Raum, den sie benötigen. (Falls Du das liest... )

Ich grüße nochmal alle, die mich damals begleitet haben und auch alle stiellen Mitleser. Ich hoffe, dass ich vielleicht noch einigen Mut machen kann, dass irgendwann auch wieder ein Licht am Ende des Tunnels kommt.

Achso, zwei Sachen noch. Meiner Schwiegermama geht es ziemlich schlecht. Sie verkraftet Annika's Tod nicht wirklich. Wir haben weiterhin ein gutes Verhältnis, aber sie leidet noch sehr. Meiner Mama geht es einigermaßen. Sie bekommt mal wieder eine andere Chemotherapie, die sie ganz gut wegsteckt. Sie ist von der letzten ziemlich abgemagert und zwischendrin hatte sie eine schwere Lungenentzündung, wo es Spitz auf Knopf stand. Aber für die Umstände geht es ihr ganz gut. Meine Eltern kamen uns sogar in der Kur besuchen.

Jetzt aber, Liebe Grüße
Thomas
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Meine geliebte Annika *11.09.1977 22.08.2014
(Myxoides Liposarkom ED 08/2013)
Meine Mama * 19.03.1961 06.09.2015
(Brustkrebs seit 2006)
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