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Alt 13.03.2015, 06:29
Wind Wind ist offline
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Standard AW: Im Wechselbad der Gefühle - zwischen Hoffnung und Angst

Liebe Astrid,

die können euch doch nicht einfach ohne ein klärendes Gespräch wieder ziehen lassen? Das ist aber mal ziemlich merkwürdig, oder? Ich kenne mich den Gepflogenheiten eines Krankenhaueses jetzt nicht so dolle aus, aber normal ist sowas doch hoffentlich nicht. Im Prinzip ist es jetzt so, dass ihr einen Bericht in die Hand bekommen habt und fertig, oder? Aber wer soll denn jetzt mit euch reden? Darüber wie es weitergeht? Der Hausarzt? Der Busfahrer? Das Männlein im Walde?
Ist es möglich, dass die Ärzte vielleicht mit deiner Mama gesprochen haben ohne dich? Das ist bei uns letzten Sommer immer mal wieder passiert. Wenn ich kam und ein Gespräch wollte, dann hörte ich ziemlich oft: „Das haben wir mit ihrem Papa aber doch alles schon besprochen.“ Aber Papa sprach halt nicht mit uns und wieviel von solch einem Gespräch zwischen Tür und Angel in der Situation bei ihm hängen blieb, kann man sich wohl vorstellen.
Aber das wäre vielleicht eine Erklärung, warum deine Mama nun „so schnell sterben will“. Vielleicht haben die Ärzte ihr irgendwas gesagt … mit ihren manchmal so sensibel gewählten Worten. Wenn ich Papa fragte, ob ein Arzt bei ihm war, hat er immer gemeint, es wäre wohl einer da gewesen, aber was neues gäbe es nicht. Vielleicht öffnet sich deine Mama da ja mehr, wenn du sie mal direkt auf ein evtl. Arztgespräch ansprichst.
Und in dem Bericht aus dem Krankenhaus … müsste da nicht eigentlich auch drin stehen, ob sie die Chemo weiterempfehlen oder nicht? Es muss doch sowas wie eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen geben. Du merkst, ich bin wirklich nicht die hellste Leuchte, wenn es um diese Krankenhausgeschichten geht, aber der gesunde Menschenverstand würde sowas doch voraussetzen.
Und liebe Astrid … warum willst du dich schuldig fühlen? Und warum willst du ein schlechtes Gewissen haben? Du machst alles sehr, sehr richtig. Du lässt deine Mama ihre eigenen Entscheidungen treffen … kein anderer kann und sollte über ihr Leben entscheiden. Sie tut das ganz alleine. Ich habe jetzt leicht reden … natürlich weiß ich ganz genau, wie du dich fühlst, weil ich es auch fühlte, als mein Papa so eine Entscheidung traf. Aber heute … es geht mir gut damit. Ich weiß, dass alles, wie es jetzt kommt, seine Entscheidung war. Und das ist gut so.
Wenn sich deine Mama jetzt für eine Chemo entscheidet, weil du es so willst und darunter einfach nur leidet und dann evtl. doch stirbt …. würdest du dich dann besser fühlen? Nein, würdest du nicht … schlechtes Gewissen und schuldig … was ich damit nur sagen will … egal, wie man es dreht oder wendet …. nix ist richtig, nix ist falsch.
Ich wünsche euch heute ein ganz erfolgreiches Hausarztgespräch. Irgendwer muss doch jetzt endlich mal was sagen!
Ich drücke dich ganz fest … ich weiß so genau, wie du dich fühlst
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