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Alt 07.12.2014, 00:34
Lisa321 Lisa321 ist offline
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Registriert seit: 20.11.2014
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Standard AW: Meine geliebte Mama

Hallo ihr Lieben,

danke für eure zahlreichen Nachrichten und die Anteilnahme.

Die wirkt hier viel ehrlicher, als die ganzen Beileidsbekundungen die momentan bei uns zu Hause eintrudeln.

Genau zwei Wochen sind vergangen, seitdem ich davon wusste und bis das Unvermeidliche eingetroffen ist.

Meiner Mama ging es bis Samstag (also vier Tage vor ihrem Tod) noch - in Anbetracht der Lage - sehr gut. Wir haben noch Späße zusammen gemacht, gelacht.

Aber ab Sonntag ging es steil bergab. Sie war ab dem Tag zu schwach selbstständig zu laufen, bekam einen Katheter gelegt. Sie war sehr verwirrt - ob's von den Medikamenten oder den Metastasen im Gehirn kam, vermag ich nicht zu sagen. Sie wollte die ganze Zeit auf die Toilette gehen (musste sie aber gar nicht wegen Katheter - wir sind trotzdem mit ihr gegangen). Am Nachmittag fuhr ich in meine Wohnung, wollte wieder in die Berufsschule gehen.

Am Abend rief mich mein Papa an - Mama hatte keine Luft mehr bekommen und er wollte die Nacht im Krankenhaus bei ihr verbringen. Ich fuhr sofort hin und blieb auch über Nacht. Sie bekam wegen der Lunge jetzt Sauerstoff. Wie ich schon schrieb wollte sie die ganze Zeit auf die Toilette.. also gingen wir jede halbe Stunde. Dazwischen schliefen wir. Das Aufhelfen war das Schlimmste. Man sah ihr an, dass es ihr weh tat, konnte es aber doch nicht ändern.

Montag halluzinierte sie nur noch, erkannte uns aber und war wach.
Die Nacht verbrachten wir wieder im Krankenhaus, meine Mama wollte immer noch die ganze Zeit aufstehen.. wir halfen ihr. Es war schrecklich.

Dienstag Mittag wurde sie auf die Palliativstation verlegt. Sie hätte schon früher dahin gekonnt, wollte aber nicht. Ich blieb noch ein wenig bei ihr - mein Papa war so fertig mit den Nerven.

Meine Mama war mittlerweile so schlimm verwirrt. Sie bildete sich Dinge ein und wollte die ganze Zeit aufstehen und laufen. Jemanden der das nur liest kommt das sicherlich banal vor, aber sie konnte ja nicht mehr aufstehen.. geschweige denn laufen. Ich war so verzweifelt. Ich habe die Schwestern gerufen, die haben ihr dann geholfen - eine links eine rechts - aufzustehen. Aber sie merkte dann selbst, dass laufen nicht mehr drin war.

Mein Papa "löste" mich ab. In Absprache mit den Schwestern beschlossen wir, bzw. mein Papa, diese Nacht nicht da zu bleiben. Er war so mit fertig mit den Nerven, unbeschreiblich. Mein armer lieber Papa.

Mittwoch früh fuhr ich wieder ins Krankenhaus. Meine Mama schlief. Sie bekam mittlerweile eine hohe Dosis Morphin. Uns besuchten noch viele Verwandte. Meinem Papa schrieb ich, er könne ruhig noch ein bisschen zu Hause bleiben - Mama ginge es gut.

Ich sprach mit den Pflegern - fragte sie, wie lange noch. Niemand wollte sich genau festlegen. Vielleicht eine Woche noch, vielleicht länger.

Um 13.15 verabschiedeten sich die letzten Verwandten. Kurz darauf wurde ich auf meine Mama "aufmerksam". Ich weiß nicht mehr wieso. Sie hatte die Augen offen, fast wahnsinnig konnte man den Blick nennen. Ich rief die Schwester. Mama schaute mich an. Die Schwester kam und ich fragte was los sei. Sie würde wohl nun gehen.. so oder so ähnlich war die Antwort. Ich ging nach außen und rief meinen Papa an. Kam wieder rein, die Schwester war bei meiner Mama. Ging wieder raus und rief andere Verwandte an. Wieder rein, wieder raus.

Kurz vor 13.30 Uhr ging sie.

Ich weinte, unbeschreibliche Situation. Meine größte Sorge blieb aus - ich hatte wahnsinnige Angst davor, dass sie sich nochmal aufbäumt.

Mit den Minuten kamen unsere Verwandten. Kurz vor 14 Uhr auch mein armer armer Papa. Meine Schwester wollte nicht mit.

Irgendwann riefen wir den Pfarrer an - er nahm meine Schwester mit.

und so weiter und so fort.


Mir geht es erstaunlich gut. In Anbetracht der Lage zumindest. Ich weine auch ab und zu, aber insgesamt bin ich froh, dass es vorbei ist. Klar gibt es Momente da denke ich mir "Ach da frag ich halt die Mama.... oh.".

Mittwoch Abend saß ich am Sofa.. es war richtig unreal, einfach dasitzen zu können und sich keine Gedanken machen zu müssen, auch einfach schlafen zu können.

Vielleicht kommt der Schock ja noch.

Dem Rest meiner Familie geht es leider nicht so "gut". Aber ich bin mir sicher wir kriegen das hin.

Am Dienstag ist die Beisetzung - im Kreise der Familie.
Im Anschluss wird es einen Trauergottesdienst geben.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute für die Zukunft, ruhige Festtage, besinnliche Weihnachten. Viel Gesundheit.

Es tut gut hier zu schreiben.

Lisa
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Die, die wir wirklich lieben, verlassen uns nie. Man kann sie immer finden - im Herzen.

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