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Alt 18.08.2007, 23:52
Kölner Leser Kölner Leser ist offline
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Standard AW: Kennt sich jemand aus mit Mikrometastasen in Lymphknoten?

Hallo Sophie,

die beiden Zentren sind einmal Heidelberg (www.pankreasinfo.com, Prof. Büchler und Team und Dr. Singer) und Hamburg (UKE, Prof. Izbicki und Team, Dr. Busch), >1.200 Whipple und verwandte OPs/Jahr und eine sagenhaft geringe Komplikationsrate (sogar besser als der bundesdeutsche Schnitt bei Appendektomien).
Ich persönlich glaube nicht, daß eine der beiden Kliniken bei Leberinfiltration operiert, ich denke, man schadet dem Patienten damit mehr als man ihm nützt, oder?
Aber wo ich das schreibe: Ich hatte letzte Woche eine Studie auf pubmed gehabt, ich glaube sogar aus München, bei ausgedehntem Magencarcinom mit Lebermetastasen, eine Hochdosis-Chemo (keine Ahnung welches Schema), anschließend Gastrektomie und Entfernung eines befallenen (war wohl der einzige) Leberlappens. Der Bericht war 28 Monate nach OP, Patient kein Rezidiv seitdem. Ich habe die Studie über den Verteiler von pubmed diese oder letzte Woche erhalten, dann ist sie maximal drei Wochen alt. Solltest Du in diesem Zeitschema finden können bei Interesse, ansonsten such ich Dir sie raus. Leider lösche ich gelesene eMails endgültig, sonst hätte ich Dir den Link gemailt.

Zu der "wer-operiert-nur-Privatpatienten"-Frage: Büchler und Izbicki operieren mit wenigen Ausnahmen Privatpatienten, ich glaube, sonst gäbe es auch Kapazitätsprobleme. Die Teams um Büchler und Izbicki operieren natürlich dann auch Kassenpatienten und sind auch sehr gut. Natürlich werden alle Patienten operiert wie Du ja schreibst. Nur hat man als Kassenpatient eben keine Wahlleistungen, kann sich den Operateur somit nicht aussuchen, und wird wenn es sich nicht um interessante Fälle handelt, sicherlich nicht von einem der beiden oben genannten operiert, so blöd das auch klingt.

Die Whipple-OP, die ja wirklich immens große Komplikationen nach sich ziehen kann und im Schnitt immer noch rund 5% Mortalität in Deutschland hat, ist so ein klassisches Beispiel für Diskrepanzen in der Qualität einzelner Operateure. Heidelberg und Hamburg, früher einmal auch Hohenlind in Köln, hat rund 0,2% Mortalität bei der Whipple, im Schnitt weit ausgedehntere Lymphknotenentfernungen (also viel mehr Knoten erreicht) und vor allem auch - interessanterweise - eine bessere Quote für rezidivfreies und Gesamtüberleben. Dazu kommt dann die Quote von woanders als inoperabel eingestuften Fällen, die in Heidelberg oder Hamburg R0 operiert wurden. Da macht es dann schon Sinn, gleich zu diesen Ärzten zu gehen wenn man kann. Ähnlich, für die betreffenden Spezialisten in den anderen Städten, auch die Oesophagusoperationen.
Wenn Dich das Thema näher interessiert, schau mal oben bei Bauchspeicheldrüsenkrebs im Forum, da gibt es etliche Erfahrungsberichte zu genau diesem Thema.

Die Geschichte mit dem Schnellschnittlabor finde ich ja interessant. Interessantes Krankenhaus.

Was die Fallzahlen betrifft: Ich glaube (bzw. ich habe die Erfahrung gemacht bei der Erfassung von Studien), die Grenznutzen zusätzlicher Fälle in den forschenden Zentren sind aufgrund der Anzahl marginal und kein Kriterium.

Was die private Versicherung betrifft: Ich meine, es macht keinen Sinn über die private Versicherung im allgemeinen zu diskutieren, wenn man weiß, daß 90% der Bevölkerung - und damit vermutlich der Leser hier - diese Option alleine schon aufgrund der Einkommensuntergrenze gar nicht hat.
Ich meinte deshalb auch nur eine private Zusatzversicherung für stationäre Aufenthalte. Damit kann man sich dann auch einmal eine Nacht für eine Spiegelung ins Krankenhaus legen und muß nicht mehr auf Termine in einer Praxis warten. Abgesehen davon, daß einem damit auf einmal alles wichtige offensteht. Früh genug abgeschlossen hat man ja oft wenig Vorerkrankungen, notfalls läßt man ein Risiko ausschließen, und ist dann günstig dabei. Natürlich kann man sich schlecht nach einer gravierenden Vorerkrankung versichern, würdest Du als Unternehmen ja auch nicht wollen.
Zu den Chefärtzten: Also gerade die Beispiele Izbicki und Büchler oben operieren etwa 40h/Woche (und sammeln dabei also jeden Tag neue Erfahrung). Daneben machen sie noch Visiten, soweit sie nicht am Tisch stehen. Abgesehen von der vorlesungsfreien Zeit stehen sie noch einige Stunden in der Woche im Hörsaal. Mag sein, daß es Chefärzte gibt, die sich lieber mit administrativen Aufgaben auseinandersetzen, aber um solche kann man ja einen Bogen machen und sich dann einen besseren Arzt suchen, oder? Zumal man als Privatpatient glücklicherweise die Liquidationen alle erhält und sich dann vermutlich beim nächsten Mal woanders hinwendet (Visiten abgerechnet die nur in Vertretung stattfinden werden ja nicht selten moniert). Irgendwo müssen sich Ärzte und Kliniken ja unterscheiden.

vG, KL
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