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Alt 03.02.2011, 14:04
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McBabbel McBabbel ist offline
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Standard AW: Heaven can wait...

Mann-oh-Mann, Frau-oh-Frau, wie schnell die Zeit vergeht.

Ein halbes Jahr seit meinen letzten Nachsorgeuntersuchungen ist vergangen und es ist einiges passiert in dieser Zeit. Es hatte zwar nichts direkt mit meiner Krebserkrankung zu tun, aber mein Körper sehnt sich anscheinend nach Aufmerksamkeit in Verbindung mit Arzt- und Krankenhausbesuchen.

Ende Juli hatte ich linksthorakale Beschwerden, fühlte mich schlapp und abgeschlagen, nicht belastbar und vollkommen ausgelutscht. Nach schlechtem EKG beim Hausarzt ab per Krankenwagen in die Uniklinik Heidelberg, mein „Zweitwohnsitz“. Diagnose: Viraler Infekt mit Übelkeit/Erbrechen und Cephalgien – Ausschluss akuter myokardiale Ischämie, keine Thrombose und keine Lungenaterienembolie. Kein Fieber, kein Antibiotikum, zu Hause abwarten und Tee trinken, Schonung bei Extrem-Couching und Fernsehen. Sollte nach zwei Tagen keine Besserung eintreten, wurde eine erneute kardiologische Abklärung inklusive Echo und Belastungs-EKG empfohlen.

Erfreulicherweise kam meine Allerheilmittel-Allzweckwaffe, unser Enkel aus Dubai, zum mehrwöchigen Sommerurlaub nach Deutschland. Die Schonzeit war rucki-zucki vorbei und unser Sonnenschein hielt uns täglich mit einem Fundus aus niemals ausgehenden neuen Ideen auf Trab. Da kam Freude auf.

Kurz nach seiner Abreise, sein Ernst des Lebens begann, er wurde eingeschult, streckte mich eine heftige Bronchitis nieder. Anfänglich rumgehüstelt und geschnieft, ach was, hart wie Krupp-Stahl, da gehe ich doch nicht zum Arzt. Bis es der besten Ehefrau von allen zu bunt wurde und sie mich zum Hausarzt schleppte, der nur den Kopf schüttelte und mich eindringlich ermahnte. Seit der Radio-Chemo ist und bleibt mein Körper geschwächt, das Immunsystem ist nicht mehr so stabil, das sollte ich mir zu Herzen nehmen. Ohne Antibiotikum werde keine Besserung eintreten. Nach 14 Tagen war die Bronchitis gegessen.

Und das war’s dann für’s restliche Jahr? Weit gefehlt! Anfang November bekam ich wie aus heiterem Himmel rechtsseitige Unterbauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen. Der Hausarzt wies mich in die Klinik meines Vertrauens mit Verdacht auf Blinddarmreiz ein. Die Entzündungswerte des Blutbilds waren sehr hoch. In der Notfallambulanz zuerst mal mit dem Arzt diskutiert, ob es nicht doch einen andere Ursache haben könnte. Unter’s Messer wollte ich mich nicht sofort legen. Beim Röntgen wurde ein Verstopfung festgestellt, weshalb ich auf eine Abführung drängte, nach Hause fuhr und ich, falls die Beschwerden nicht besser würden, am nächsten Morgen wieder auf der Matte stehen würde. Das Abführmittel sollte erst zu Hause Wirkung zeigen, doch aufgrund der Verstopfung ging ein ordentlicher Schwall gleich nach dem Losfahren in die falsche Richtung. Holla, die Waldfee! Die beste Ehefrau von allen war jedoch gerüstet. Als sich mir das Wasser im Mund zusammenzog, hatte sie flugs eine K...-Tüte parat und ich traf (meiner Meinung nach) zielgenau ins Schwarze. Doch nachts sind alle Katzen grau, bei Tageslicht wurden doch einige Spuren am Armaturenbrett sichtbar. Zu Hause löste sich mit Verzögerung die Verstopfung in die geplante Richtung. Kanal geputzt! Ein geruhsamer Schlaf und morgen ist alles vorbei. Pustekuchen! Am nächsten immer noch die Unterleibsschmerzen. Wieder rein in die Klinik. Blutwerte noch schlechter. Ultraschall zeigt verdickten Blinddarm. Dann ging alles sehr schnell. Notfallüberweisung ans Salem-Krankenhaus, zuständig für Abdominal- und Minimalinvasiv-Chirugie. Diagnose: Appendicitis acuta. Raus mit dem Ding und nach vier Tagen war ich wieder zu Hause, alles planmäßig geheilt. Gut so, denn unser Enkel hatte eine Woche Ferien und kam traditionell zu uns zu Besuch. Doch ich stand nur mit angezogener Handbremse zur Verfügung. Schonung für die nächsten Wochen war angesagt, da war die Omi mehr als gefordert.

Zwischen den Jahren flogen wir selbst nach Dubai. Die Silvesterfeuerwerke waren gigantisch und wir verbrachten eine erholsame Zeit bei 25 bis 30 Grad Außentemperatur. Das Leben kann so schön sein...

Kaum zu Hause erwischte mich eine Erkältung. Zwar keine Bronchitis aber es dauerte zwei Wochen bis die Beschwerden nachließen.

Rechtzeitig genesen war ich fit für meine sechsten Nachsorgeuntersuchungen: Vorgestern die Rektoskopie und Endosonographie und gestern das MRT. Um es kurz zu machen, alle drei Untersuchungen brachten das optimale Ergebnis: Unauffällige Tumornachsorge, kein Hinweis auf Tumorrezidiv und keine pathologischen Lymphknoten nachweisbar.

Der beste Ehefrau von allen und mir fielen Felsbrocken vom Herzen. Was wollen wir mehr! Das anstrengende letzte Halbjahr ist vergessen, es waren doch alles Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was hätte kommen können. Ich sag’ nur: „Now all is in butter“ (für nicht englisch Sprechende: Alles ist in Butter!)

Der Himmel kann warten!


Die ausführlichen Berichte werde ich nach Erhalt veröffentlichen.