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Alt 07.01.2016, 21:16
b45 b45 ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs - Meine Geschichte

dass man Gedanken darüber hat und oft auch keine "guten" ist ganz normal, hat jeder von uns. egal ob vor, während oder nach den Diagnosen/Therapien. leider gehört es dazu. es ist wichtig, dass man sich dessen bewusst ist - manchmal hat man eben diese Gedanken, man hat vielleicht Angst oder Unsicherheit, schlechte Laune etc. Aber vergiss nicht, dass es auch gute Zeiten gibt und diese sind ganz bestimmt in der Überzahl - nur wir gewöhnen uns an das Gute viel zu schnell, merken es oft gar nicht. Krebs hin oder her - es hindert dich nichts daran jeden Tag weiter ein normales und vollkommenes Leben zu führen und es zu geniessen.

ich kann dir empfehlen sich an einen Psychotherapeuten zu wenden, die können gut helfen. Am besten in dem Fall an einen Onkopsychotherapeuten. Mir hat es sehr gut geholfen. Desweiteren kannst du dich hoffentlich auch an deine Familie wenden, du solltest ihnen stets sagen und erklären wie es dir geht und was du fühlst - weil sonst können sie nicht verstehen und nachvollziehen was du gerade durchmachst, damit lassen sich einige Missverständnisse vermeiden. Sag ihnen, dass Du gerade deren Unterstützung brauchst und deren positive Energie, sag ihnen wie sie sich mit dir zu verhalten haben, vielleicht willst du nicht, dass man dich ständig danach fragt, oder genau andersrum, willst du, dass sie sich immer fragen und dafür interessieren.

und natürlich unbedingt eine professionelle Zweitmeinung einholen.

ich denke auf die meisten Fragen wirst du hier eine Antwort finden, aber auch nicht auf jede und das ist auch ok. unser Gehirn will unbedingt alles verstehen und kontrollieren, es braucht Antworten.

Vor den Chemos brauchst du keine Angst zu haben, vor allem weisst du noch gar nicht ob du eine bekommst. Versuch nicht der Zeit voraus zu sein. Das gleiche betrifft die Hormontherapie - du wirst es nicht brauchen, mach dir darüber keine Gedanken (wurde ja nur 1 Hoden entnommen?). Deine Heilungschancen sind nicht nur relativ hoch, sondern beinahe 100%.

meine Krankheit hat mir eine ganz neue Perspektive auf mein Leben gegeben. Ich habe alle wichtigsten Aspekte meines Leben grundsätzlich überdacht und zum Teil stark verändert. Verhältnis zu mir selbst, zu meiner Frau, meinen Eltern, meinem geschäftlichen/beruflichen Leben, und auch wie ich sonst leben möchte. Ich geniesse buchstäblich jeden Tag, vielleicht ausser der Chemozeit :P weil es halt nicht so geniessbar ist aber sobald ich draussen und wieder zuhause bin, bin ich wieder ein Geniesser. Es heisst nicht, dass man immer einen guten Tag erwischt, aber wenn man eben schlechte Momente erlebt, gehe ich damit viel bewusster um.

viel Erfolg und alles Gute.
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