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Alt 29.09.2008, 15:39
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Birgit4 Birgit4 ist offline
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Registriert seit: 03.07.2005
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 1.308
Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo ihr Lieben hier,
ich habe eure Zeilen gelesen.....und egal was jede einzelne Betroffene hier geschrieben hat.....trifft zu....so fühle ich das auch.
Ich danke auch für die Eröffnung dieses Themas.....weil viel Menschen nicht darüber reden können(wollen)
Ich fühle mich das erste mal Verstanden...ja ihr habt alle recht.

Als ich meine Diagnose im Sep.2003 bekam, dachte ich nicht ans Sterben..."Nein" an meine Kinder, Leonie wurde in diesem Jahr fünf Jahre jung, die anderen vier waren da ja schon älter aber nicht alt genug ohne Mama aufzuwachsen.
Die Ärzte gaben mir achtzehn Monate Überlebenszeit...ich dachte woher wollen die das denn wissen?? Das kann nicht sein...
Angst vor dem Sterben hatte ich immer noch nicht.....ich dachte nur daran zu Überleben, für meine Kinder.

Ich habe in diesen fünf Jahren alles für mich geklärt.....damit meine Seele sich voller Frieden von meinem kranken Körper trennen kann.
Ich habe vor 16 Monaten meine beste Freundin an Lungenkrebs verloren.....ich war bei ihr bis zu letzten Atemzug....und sie hatte nichts geklärt.....und konnte nicht loslassen.Ihre Familie hat sehr darunter gelitten.....sie sagte immer zu ihrer Tochter (10) ich werde nicht sterben.....nun fühlt sich dieses Kind betrogen.

Ich glaube daran...das die Seele unsterblich ist...ich fühle es ganz tief in mir.

Ich lerne immer noch das Loslassen was ich so sehr liebe, aber ich lasse in Liebe los....
Loslassen heißt für mich Annehmen was Unausweichlich ist.....und Annehmen heißt für mich.....wieder neue Wege zu gehen.

Ich habe eine Patientenverfügung, in der ausdrücklich steht, dass ich keine lebensverlängernden Maßnahmen wünsche und vor allem unter gar keinen Umständen eine Magensonde haben möchte. Ich möchte schmerzfrei und ohne Angst sterben.
Mein Mann steht mir bei meiner Entscheidung zur Seite.....ich habe ihn die Unterlagen hingelegt...er schaut mich an und weinte
Ich hätte es ihn gerne erspart.....aber ich brauche meinen seelischen Frieden das alles geklärt ist.
Ich sagte auch wenn er es nicht schafft, gehe ich in ein Hospiz...wo meiner Familie Hilfe angeboten wird. Ich habe meinen Sarg ausgesucht…und ich habe ein kleines Buch für meine lieben geschrieben.
Er will nichts davon hören sowie alle in meinem Umfeld.....immer wieder muß ich mir anhören, du wirst es schaffen...du wirst sehr lange bei uns bleiben.
Ja, liebe Leute das würde ich auch gerne...aber meine Diagnose ist nun mal nicht von schlechten Eltern.
Gespräch beendet...ich erwarte nicht das sie mich verstehen.




Nun mittlerweile wissen alle wie ich ticke…..ich habe keine Angst vor den Tod…..ich habe Angst durch meine Krankheit nie richtig mehr gelebt zu haben.
Ich habe Angst vor dem Sterben….ich möchte nicht mehr leiden….mir reicht es. Klar ich durfte fünf Jahre Leben…..ich bin nicht undankbar im Gegenteil….ich habe viel Erledigt…viele haben von mir gelernt mit dem Krebs, mit dem Leid, mit diesem Leben was ich nicht wollte, und mit dem Tod zu Leben.


Diese fünf Jahre haben mich Müde gemacht….Kraftlos….immer wieder Kämpfen.

Nun kämpfe ich nicht mehr….meine Seele hat ihren Frieden in meinem kranken Körper gefunden…..ich sage immer tiefer als in Gottes Hände kann ich nicht fallen.



Ich frage mich manchmal:“ Was ist schlimmer so Seelisch und Körperlich tief zufallen ….oder der Tod.

Wir Krebskranke sind nun mal besonders mit diesem Gedanken behaftet…..obwohl ja kein Mensch weiß was „MORGEN“ ist.

Es ist ja nun auch wirklich ein Unterschied.....wie nahe der Tod schon ist.
Wenn meine Stunde gekommen ist denke ich dann immer noch so?????

Liebe Rubelmaus, deine Worte:

Versteht ihr mich, was ich mit meinem Beitrag sagen will? Darüber sprechen wenn der Tod noch weit weg ist, ist etwas ganz Anderes als wenn er schon fast bei dir ist und damit real geworden ist.


Zitat Ende

Ja,ich verstehe dich sehr gut.
Alles erdenglich Liebe, und Seelenfrieden für dich und deinen Mann.




Ich weiß wenn ich diese Erde verlasse,habe ich viele Spuren der Liebe hinterlassen…..

Und ich möchte würdig sterben…..weil ich auch so Lebe.


Ich wünsche mir wir nehmen uns alle Gedanklich an die Hände….gemeinsam sind wir nicht stark,(wir dürfen auch mal schwach sein.)….aber ein dickes Band des Verständnisses verbindet uns.

Ich wünsche uns allen einen tiefen Seelenfrieden






Danke fürs Annehmen und Verstehens …..seit lieb gegrüßt von Birgit






Verzweifle niemals.
Die Tage vergehen wie das im Wind fliegende Herbstlaub,
und die Tage kehren wieder mit dem reinen Himmel und der Pracht der Wälder.
Aufs Neue wird jedes Samenkorn erweckt,
genauso verläuft das Leben.

Indianische Weisheit

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