Thema: Zuversicht
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Alt 08.05.2005, 09:24
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Standard Zuversicht

Hallo Ihr Lieben,

heute am 8.Mai dem Jahrestag des Kriegsendes, hat auch mein Mann seinen Krieg gegen den Krebs mit einem Sieg beendet. Er ist um kurz vor sechs Uhr morgens friedlich eingeschlafen und nun unangreifbar für immer.

Die letzten zwei Tage lag er im Morphiumschlaf hatte aber immer wieder sehr wache Momente. Meine Tochter und ich waren dreimal täglich bei ihm. Wir wären gerne ganz geblieben, aber er schickte uns immer wieder heim. Ich weiß, dass er das getan hat um uns zu schonen und man mußte seiner Bitte folgen, sonst gab er keine Ruhe. Gerade gestern abend als ich es der Schwester erklärte, warum wir oft so plötzlich verschwinden, verschränkte Heinz die Arme und sagte laut und deutlich:"Ruhe". Da mußte selbst die Schwester lachen. Seit gestern wollte er immer spazieren gefahren werden und als das nicht ging, passte es ihm gar nicht. Für ihn war es das Schlimmste, wenn er nicht raus an die Luft konnte. Die Schwester meinte, er wäre einer von denen, die nicht loslassen können und es könne wohl doch noch dauern. Ich war deshalb ziemlich fertig, denn ich dachte, wenn er weiter nicht raus kann, dann trifft es ihn zu sehr und er wird noch unglücklich am Ende seiner Tage. Aber nun hat doch noch alles ein gutes Ende für ihn gefunden.

Im Krankenhaus waren es noch sehr schöne und ruhige letzte Tage für ihn. Er bekam ein wunderschönes Einzelzimmer und wir konnten Tag und Nacht zu ihm. Wenn wir nicht da waren schauten ständig die Schwestern und Pfleger nach ihm und als sich heute morgen sein Zustand verschlechterte, wurde ich sofort angerufen. Leider kam ich zu spät. Aber ich weiß, dass auch da mein Mann verhindern wollte, dass ich mich vielleicht noch aufregen würde. Der Pfleger meinte er hätte eine halbe Stunde lang mit den Händen wild gekämpft und als er ihn umbetten wollte, weil ich komme wäre er friedlich eingeschlafen. Schon gestern hatte er immer wieder die Augen geöffnet und mich prüfend angeschaut, wenn ich gehustet habe. Er wußte, dass mein Asthma in den letzten Tage wieder angefangen hatte, durch die Aufregung und Sorge um ihn. Und so wollte er mich wohl auch noch im letzten Moment schützen, wie er es in den letzten 39 Jahren getan hatte. Er war meine erste große Liebe und ich seine und wie wir es uns damals versprachen, konnte nur der Tod uns scheiden.

Ich freue mich, daß wir gestern noch so einen schönen Tag mit ihm hatten und er immer wieder seine kurzen witzigen Bemerkungen machte, die uns zum Lachen brachten.

Ich wünsche Euch Allen viel Kraft für den Kampf gegen diesen schrecklichen Feind und möchte Euch auch raten, eine Patientenverfügung (ob Betroffener oder nicht, macht sie lieber solange Ihr noch gesund seid) zu machen. Wichtig ist, dass sie klar ersichtlich ist. Die Ärzte waren von unserer begeistert und man konnte schon vorher klare Absprachen treffen. Wer möchte, dem kann ich sie gern per e-mail zusenden, habe lange im Internet nach der richtigen gesucht.

Liebe Grüße
Delia
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