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Alt 23.04.2012, 22:23
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: schmerzen krebs endstadium

Liebe Nadine,

es gibt so etwas wie den "künstlichen Schlaf". Wenn ein Patient todkrank ist und keine Hoffnung mehr besteht, er sich bereits auf seine Reise begeben hat, jedoch so starke Schmerzen hat (Krebs im Endstadium), dann besteht die Möglichkeit einer sogenannten "terminalen Sedierung". Diese hat mein Vater erhalten, als er im Sterben lag und kaum mehr Luft bekam, sehr unruhig war und starke schmerzen hatte. Sein Augenlicht war bereits gebrochen, er war blind, hat Atemaussetzer. Wir haben den Palliativarzt nachts gerufen, der uns bestätigte, dass mein Papa sich bereits weit, weit auf seinem Weg befände. Er fragte, ob er ihn zurückholen solle, was jedoch sehr schmerzhaft sei. Das wollten wir nicht. Also bekam mein Papa eine Spritze mit Beruhingungsmitteln zur Entspannung und mit Morphium. Außerdem eine Braunüle und Tavor, Morphium etc. im Tropf. Wir saßen bei ihm am Bett, streichelten seine Hand und sein Gesicht und dank der Medikamente wurde er ruhiger, atmete gleichmäßiger. Er schlief und wachte nicht mehr auf. Das ging über einen Zeitraum von über 24 Stunden (mit Wechsel der Infusion). Es war hart, denn letztlich warteten wir auf den Tod meines Vaters, wichen nicht von seiner Seite, tupften Schweiß von seiner Stirn, betupften bzw. benetzten seinen Mund mit Wasser und irgendwann als wir den Raum verließen, ging er für immer. Ohne Schmerzen! Das war uns wichtig. Er hat die vorangegangen 10 Monate genug Schmerzen ertragen müssen. Es war eine Erlösung für ihn und auch für uns. Wenn nichts mehr geht, dann ist es gut, loszulassen. Wenn der Zustand deiner Mama so extrem schlecht ist, dann würde ich auch mit dem Arzt sprechen. Habt ihr SAPV (spezielle ambulante Palliativbetreuung)? Somit wäre da eine Anbindung an das lokale Palliativnetzwerk.
Es ist so schwer, aber ich bin froh, dass mein Papa nicht mehr leiden muss und ich kann deine Gedankengänge so gut nachvollziehen.

Alles Liebe und viel Kraft
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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