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Alt 15.07.2015, 09:08
Namida Namida ist offline
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Standard AW: Gebärmutterhalskrebs endstadium seit Samstag im hospiz

Liebe Melanie,

zunächst einmal willkommen hier im Angehörigen-Forum – leider ist es ein trauriger Anlass, der dich hierher geführt hat.
Deine Ängste beim Anblick deiner Mama kann ich nachfühlen – mir ging es genauso, als meine Mama im Sterben lag. Diese Ungewissheit, was noch kommt und wie lange sie noch da ist… Dass deine Mama nicht mehr essen und trinken mag, dass sie in sich gekehrt und abwesend ist, dass sie euch lange anschaut, dass sie vielleicht Dinge sieht oder etwas empfindet, das ihr Angst macht – all das deute ich als Zeichen des Abschieds, die ich von meiner Mama auch kenne.
Versuche ihr die Angst zu nehmen, wenn du den Eindruck hast, sie hat vor irgendwas „unsichtbarem“ Angst. Du musst auch nicht viel sagen. Am Bett sitzen und streicheln tut deiner Mama bestimmt gut und beruhigt sie. Sei einfach für sie da. Meine Mama hatte manchmal richtige Panikattacken – vor allem nachts -, und ich habe sie immer wieder ruhig bekommen mit Streicheln, gemeinsamem, gleichmäßigem Atmen und ruhigem Zureden. Ich habe meine Mama oft gefragt „Mama, was ist da?“, wenn sie in Panik irgendwohin gestarrt hat. Daraufhin sah sie mich nur panisch an, antwortete aber nicht. Dann habe ich ihr ruhig erklärt, dass da nichts ist und dass sie mich ansehen soll. Das machte sie ruhiger.
Medikamentös haben wir die schlimmsten Panikattacken in Mamas letzten Tagen mit „Tavor expidet“ überwunden. Das sediert zwar, hilft aber gegen die Angst und sollte im Hospiz problemlos zu bekommen sein. Gut ist schon mal, dass deine Mama keine Schmerzen hat. Das war bei meiner Mama ganz am Schluss ein großes Problem – die Schmerzen waren so stark, dass sie palliativ sediert werden musste.
Versuch jetzt so viel wie möglich bei deiner Mama zu sein, da du ja wirklich nicht weißt, wie lange sie noch bei dir ist. Wenn es geht, fahr hin, nimm dir Urlaub, lass dich im Zweifel krank schreiben, damit du Zeit bei deiner Mama verbringen kannst. Ich habe seinerzeit die Palliativärztin, die meine Mama betreut hat, gefragt, wie lange es ihrer Einschätzung nach noch geht, und sie sagte, es sei eine Sache von Tagen. Genauso war es dann auch. Und ich bin froh, dass ich diese letzten Tage komplett bei meiner Mama verbringen konnte.
Für die vor dir liegende Zeit wünsche ich dir viel Kraft.

Namida
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