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Alt 15.07.2003, 14:14
Gast
 
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Standard Wie gehts weiter?

Hallo,
seit 4 Tagen haben wir Gewissheit. Mein Mann hat ein Glioblastom, es gibt keine Hoffnung mehr für ihn. Seit 1996 kämpfen wir gegen die Diagnose Astrozytom, haben so viel hinter uns gebracht....
Wir sind ein prima Team, haben nie die Hoffnung aufgegeben. Zwischendurch gab es 6 tumorfreie Jahre, wir haben tolle Reisen gemacht und ein Haus gebaut. Aber leider war das Schicksal gegen uns. Am 04.07. haben wir geheiratet, am 10.07 wurde Matthias 37 Jahre alt. Ich habe nie daran gezweifelt, dass er wieder "einigermaßen" gesund wird. Ich bin froh, das ich die Wahrheit nicht vor der Hochzeit erfahren habe, so haben wir den Tag fröhlich gefeiert und gelacht.
Ich habe große Angst vor der Zukunft - ich weiß nicht wie ich das Leben alleine bewältigen soll.
Ich denke darüber nach, Matthias nach Hause zu holen, weiß aber nicht ob ich das schaffen kann. Natürlich bräuchte ich professionelle Hilfe für die Pflege, Matthias kann nicht mehr alleine aufstehen, essen, zur Toilette gehen. Er sieht schlecht und ist zeitweise verwirrt und inkontinent.
Wir haben noch nie über das Sterben gesprochen, Matthias hat schon immer alles mit sich alleine ausgemacht. Er hat nach dem lezten CT auch gar nicht nach dem Ergenis gefragt, der Arzt meinte das er weiß wie es um ihn steht. Ich frage mich, wie soll ich mich richtig verhalten? Ich habe mich entschlossen zu warten, bis er von selbst darüber sprechen will. Vielleicht kommt der richtige Zeitpunkt für ihn aber nicht, dann werde ich mir immer Vorwürfe machen, das ich nicht mit ihm gesprochen habe. Aber ich möchte seine "heile Welt" in der er jetzt lebt nicht zerstören, weil ich nicht weiß wie er damit umgehen würde. So ist er ganz gut drauf, möchte jeden Tag ein Eis, wir fahren spazieren, gehen Essen wenn ein Zustand es zulässt. Was, wenn er völlig am Boden zerstört ist und nur noch auf das Ende wartet?
Also werde ich nicht anfangen und warten, ob er darüber sprechen will. Wie kann mann weiterleben, wenn einem das Herz herausgerissen wird? Wie kann ich diesen geliebten Menschen sterben sehen?
Wenn ich mir die Zukunft vorstelle sehe ich nur eine schwarze, unüberwindliche Wand vor mir. Alles erscheint mir so sinnlos. Zu Hause sehe ich überall seine Sachen, werde dauernd daran erinnert, dass er nicht mehr nach Hause kommen wird. Denke an die Sachen, die wir noch zusammen erleben wollten. Schaue die alten Foto´s an- wie hübsch er war - und was hat die Krankheit ihm angetan.
Wieviele Tränen hat ein Mensch?
Heike