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Alt 09.12.2008, 01:08
Lizzy54 Lizzy54 ist offline
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Lächeln Noch eine die sich nicht unterkriegen läßt

Hallo, all Ihr Lieben!

Bisher hab ich ja nicht sooo viel über mich geschrieben. Das lag zum großen Teil auch daran, dass ich mir nicht schlüssig war, ob ich dafür besser ein neues Thema anlegen, oder in einem der bestehenden Themen berichten sollte. Nachdem ich nun schon eine ganze Weile fleißig mitgelesen habe, gefällt es mir persönlich doch besser alles wesentliche schön übersichtlich in einem Thema zu haben.

Nun beginne ich mal mit Erst-Diagnose und KH-Aufenthalt:

An einem Wochenende, Anfang Juni 08 hatte ich Bauchschmerzen, die ich für eine Magen/Darm-Verstimmung hielt. Nach ein paar Tassen Kräutertee gings mir jedoch wieder gut. Ein paar Tage später wieder diese Bauchschmerzen. Nun ging ich zur Hausärztin.
Leukos leicht erhöht und Blut sowie etwas Eiweiß im Urin. Könnte eine Blasenentzündung sein, doch HÄ wollte sicher gehen, dass da nicht doch etwas anderes ist. Überweisung zum Internisten. Sono ergab in seinem Bereich alles okay, aber Gebärmutter etwas vergrößert, sollte demnächst mal einen Gyn aufsuchen. Ich erhielt eine Antibiotika, die man nur 3 Tage lang einnehmen muß. Nach diesen 3 Tagen immer noch Blut im Urin. 2 oder 3 Tage später Termin beim Urologen. Blasenentzündung, die nun fast schon abgeklungen war, wurde bestätigt. Nieren in Ordnung. Auch hier der Hinweis auf vergrößerte Gebärmutter, vermutlich ein Stielmyom, meinte der Uro.

Mein Gyn hatte vor ein paar Jahren seine Praxis aufgegeben. Seither hatte ich mir noch keinen neuen gesucht. Die Wechseljahre hatten bei mir sehr sanft und ohne größere Beschwerden eingesetzt, aus meiner Sicht kein zwingender Grund einen Gyn aufzusuchen. Vorsorge? Wollte ich irgendwann mal wieder machen, wenn mehr Zeit übrig ist und ich entschieden habe, zu welchem Gyn ich dann gehen werde. Wegen einiger Krebserkrankungen in meinem Umfeld, die bei den Vorsorgeuntersuchungen nicht erkannt bzw. noch nicht vorhanden waren, hielt ich es ohnehin für reinen Zufall, dass gerade zum Zeitpunkt der jährlichen Untersuchung ein Tumor zwar schon erkennbar, jedoch noch im Frühstadium festgestellt werden kann. Heute, nachdem ich nun selbst betroffen bin, würde ich natürlich jede Chance wahrnehmen, eine Krebserkrankung so frühzeitig wie möglich zu erkennen.

Am 20.06.08 Termin bei der Gyn. Meine Gebärmutter ist nicht vergrößert, doch da ist ein Tumor. Das muß nicht heißen, dass es bösartig ist, kann auch ein harmloses Myom sein, muß jedoch in der Klinik abgeklärt werden, meinte sie. Stationäre Einweisung eine Woche später.
Dort erst mal Aufklärung durch den Anästhesist, der zunächst selbst nicht recht wusste worüber, mich dann vorsorglich über das volle Programm „Wertheimer“ aufklärte – falls das denn nötig sei. Dabei erfuhr ich, dass die OP schon für den nächsten morgen geplant sei. Das kam mir jetzt schon komisch vor, noch keine einzige Untersuchung aber bereits ein OP-Termin. Wußte diese Gyn doch mehr, als sie mir sagte?
Danach gyn. Untersuchung beim Stationsarzt. Der konnte oder wollte auch nicht sagen, was für ein Gebilde ich da mit mir herumtrage. OP wurde erst mal abgesagt, dafür nach einem Termin für ein CT angefragt. Erst schauen, was da genau ist, dann entsprechend die OP planen, meinte er. Das könnte jedoch etwas dauern mit dem CT Termin, ich sollte wieder nach Hause gehen, man würde mir den Termin telefonisch mitteilen.
Anruf kam am nächsten Tag, CT Termin ein paar Tage später, dann mit stationärer Aufnahme. Also rückte ich zu diesem Termin wieder mit gepacktem Köfferchen an und bekam auch recht schnell ein Bett zugewiesen. Dann kamen auch schon die leckeren Getränke, die ich wegen dem CT trinken sollte. Schmeckte gar nicht mal so übel, wie ich befürchtet hatte, so ein bisschen mit Tropicgeschmack. CT war für 11:30 geplant, als ich dann endlich dran kam war es fast schon 13:00 Uhr. Natürlich war inzwischen das Mittagessen bereits serviert und kalt geworden, der Salat nicht mehr genießbar. Fand ich aber nicht so schlimm, konnt ich doch in die Cafeteria gehen und dort eine Kleinigkeit essen. Wollte ohnehin runter gehen, um mal eine zu rauchen. Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen und Plaudern mit den beiden Zimmergenossinnen. Als das Abendessen serviert wurde, fragte mich die Schwester, was der Arzt für den nächsten Tag mit mir besprochen hätte, und was ich essen dürfe? Ich sagte ihr, dass noch kein Arzt mit mir gesprochen hat. Sichtbar ratlos was sie mir nun zu Essen geben darf, ging sie wieder hinaus. Eine ganze Weile später erhielt ich dann doch noch ein paar Brote mit Käse und Wurst. Und oh Wunder, es kam sogar noch ein Arzt. Der entschuldigte sich vielmals, dass noch niemand mit mir gesprochen hat, aber der Befund vom CT, der eigentlich am Nachmittag hätte kommen sollen, sei noch nicht da. Ohne den kann nichts geplant werden und überhaupt würden die meisten Patienten nach der CT-Untersuchung wieder nach Hause gehen und nicht sofort auf Station bleiben. Ich schaute ihn an und fragte, ob ich wieder gehen soll? Er meinte, das würde er mir fast empfehlen. Ja, das hab ich mir dann auch kein zweites Mal sagen lassen, sondern sogleich meinen Sohn angerufen, dass er mich abholen kommt.

Am nächsten Nachmittag rief ich in der Klinik an, ob der Befund nun da sei und wann ich wiederkommen soll. Der Befund war da, viel mehr als zuvor erfuhr ich jedoch auch nicht, nur dass dieses Ding in meinem Bauch von der Gebärmutter bis zum Darm hin reicht und ich nächste Woche operiert werden soll. Stationäre Aufnahme daher am 07.07., OP am 09.07.

Zwischen der Erstdiagnose bei der Gyn und dem Krankenhausaufenthalt schwankte meine Stimmung zwischen „ich habe Krebs“ und „nein, mir geht es doch so gut, das kann nichts bösartiges sein“. Ich versuchte im Internet zu recherchieren um welche Art von gut- oder bösartigem Tumor es sich denn handeln könnte, jedoch wusste ich viel zu wenig um wirkliche Schlüsse ziehen zu können. Einzig der für die Eierstöcke relevante Tumormarker war mit gerade mal 40 minimal erhöht. Laut Arzt jedoch kein Grund zur Besorgnis.

So rückte ich dann am 07.07.08 wieder mal mit meinem Köfferchen im KH an. Irgendwie glaubte ich schon fast nimmer, dass tatsächlich eine große OP ansteht, war recht locker und entspannt. Meine Zimmernachbarinnen waren beide wegen winziger Knötchen in der Brust eingewiesen, ebenfalls sehr zuversichtlich, dass es nur ein kleiner Eingriff ohne weitere Nachbehandlung sein wird. So waren wir alle drei recht guter Dinge.

Am Abend vor der OP rief mich der Oberarzt zur Untersuchung. Er meinte, ich mache so einen gesunden Eindruck, dass er nicht glauben kann, dass ich einen bösartigen Tumor habe.
Er wolle sich das selbst per US ansehen, bevor er mich dann morgen operieren wird. Was er sah, stimmte ihn sehr zuversichtlich, dass es ein von der Gebärmutter ausgehendes Stielmyom sei. Ich natürlich total happy, sofort Sohn und Partner angerufen um sie an den guten Nachrichten teilhaben zu lassen.

Am nächsten Morgen waren wir alle schon sehr früh, viel zu früh wach. Wir waren halt trotz aller Zuversicht doch ein bisserl aufgeregt wegen der OP. Dann ging alles ziemlich schnell, ich bekam meine KO-Tablette und wurde zur Urologie gebracht, weil vor der OP der Harnleiter zum Schutz vorsorglich eine Schiene bekommen sollte. Mitbekommen habe ich davon nichts mehr.

Richtig wach wurde ich danach erst am nächsten Morgen auf der Intensivstation. Da wurde mir klar, dass es doch eine größere OP gewesen sein musste. Kaum war ich wach, war auch schon der OA da und erkundigte sich nach meinem Befinden. Ich erfuhr, dass auch ein Stückchen vom Darm entfernt werden musste und ich daher nach der IS zunächst auf Station der Allgemein Chirurgie kommen sollte, bis der Verdauungsapparat wieder vollständig funktioniert. Außerdem sei während der OP die Blase verletzt worden und musste genäht werden. So richtig aufnahmefähig war ich noch nicht, hatte daher auch keine Fragen gestellt. Der Doc hat das wohl auch gemerkt und weiter nichts mehr gesagt. Etwas später kam der Urologe, mein Blasenkatheter war verstopft und wurde nun durch einen Spülkatheter ersetzt.

Irgendwann kam eine größere Gruppe Weisskittel vorbei. Einer davon erklärte den anderen, den Verlauf meiner Operation, was alles entnommen wurde und woran ich erkrankt war. Alles konnte ich zwar nicht verstehen, doch das Wort Ovarialkarzinom war eindeutig. Ja, nun wusste ich was mit mir los war, ausgerechnet EK dachte ich während die Tränen nur so flossen. Ich hab mich über diesen Vorfall fürchterlich aufgeregt, mehr noch über die Art und Weise über die ich es erfahren musste, als über die Diagnose an sich.

Kurz darauf kam eine sehr nette, einfühlsame Ärztin zu mir und bot mir Ihre Hilfe (Angehörige, Seelsorger, Onkopsychologe verständigen) an. Sie entschuldigte sich vielmals für Ihre Kollegen, bedauerte was passiert war, so was sollte nicht sein, käme aber leider doch immer wieder mal vor. Im Moment wollte ich jedoch niemanden sehen, viel weniger noch gesehen werden, in meinem Zustand mit den verheulten Augen, all den Schläuchen in Nase, Händen und Hals sowie meiner Unfähigkeit ohne fremde Hilfe auch nur meine Lage im Bett ein wenig verändern zu können.

Als am Nachmittag mein Sohn zu Besuch kam, hatte ich mich wieder einigermaßen beruhigt, wusste nur noch nicht so recht, wie ich es ihm sagen sollte. So traf es sich ganz gut, dass gerade da der OA vorbei kam und uns beide nun ausführlich aufklärte. Entfernt wurden beide Eierstöcke (beidseitiger Befall), die Gebärmutter, das Netz, ein Stückchen vom Darm, ein Teil des Bauchfells. Leider konnte am Bauchfell nicht alles entfernt werden, dies soll eine Chemo mit 6 x Carboplatin/Taxol richten.

Die Betreung durch das Pflegepersonal der IS war vorbildlich. Am Abend half mir die Schwester, damit ich auf der Bettkante sitzen und meine Zähne putzen konnte. Ihre Worte: „Sie werden sehen, jeden Tag geht ein bisschen mehr“ machten richtig Mut. Allerdings kam man durch die starke Geräuschkulisse mit piepsenden Geräten, ein häufiges Kommen und Gehen von Rettungskräften, Ärzten und Patienten nicht wirklich zur Ruhe. Daher wurde ich auch bereits am nächsten Tag auf die Normalstation Allgem. Chirurgie verlegt. Bei der Gelegenheit blieben dann auch schon die ersten meiner „Anhängsel“ zurück.

Es kam tatsächlich so, wie die IS-Schwester voraussagte, jeden Tag konnte ich mich, zuerst noch mit Unterstützung von Schwestern und Physiotherapeut, dann auch alleine ein bisschen mehr bewegen. Was war das toll, als ich erstmals alleine aus dem Bett kam! Auch der Darm nahm seine Tätigkeit nach 2-3 Tagen wieder auf und die Aufnahme fester Nahrung konnte endlich beginnen. Der Appetit dazu war bereits reichlich vorhanden. Ich muß sagen, mit jedem physischen Fortschritt, gings auch der Seele besser, meine Kampfgeist und Zuversicht diese Krankheit zu besiegen wurden immer stärker.

Nach etwa einer Woche wurde ich dann auf die Gyn verlegt. Nun blieb auch der Infusionsständer zurück, einzig der Blasenkatheter und der dazugehörende Beutel begleiteten mich auch noch dorthin.
TIPP: Eine dieser geflochtenen Einkaufstaschen oder ein Korb mit hohem Henkel erleichtern das Mitführen des Urinbeutels ungemein, da man sich beim Ablegen und Wiederaufnehmen nicht so tief bücken muß. Außerdem schaut es auch dezenter als so eine Plastiktüte vom Supermarkt aus, mit der viele Patienten notgedrungen umherlaufen.

Auch auf der Gyn gings mit meiner Genesung gut voran. Inzwischen war ich auch ohne Medikamente schmerzfrei und hätte eigentlich bereits zwischen dem 10. und 12. Tag nach OP entlassen werden können, wenn da nicht noch der Spülkatheter und die Harnleiterschiene gewesen wären, die laut Urologe frühestens am 14. Tag nach OP entfernt werden durften. Dieser Katheter begann 3 Tage bevor er entfernt werden durfte, zeitweilig (meistens während oder kurz nach dem Gehen) recht heftig zu schmerzen. Man gab mir dann auf Verlangen zwar immer ein Schmerzmittel, dennoch traute ich mich kaum noch mehr als unbedingt nötig umherzugehn.
Am 15. Tag nach OP wurde dann auch dieses letzte Anhängsel entfernt und die Blase untersucht. Alles in Ordnung. Zu meiner angenehmen Überraschung haben weder die Untersuchung noch die Entfernung von Katheter und Schiene weh getan. Einen Tag später, am Freitag, 25. 7.08 wurde ich dann entlassen.

Ich hoffe sehr, mit dieser Schilderung niemanden Angst gemacht zu haben. Das ist ganz bestimmt nicht meine Absicht, ganz im Gegenteil lest weiter und seht, wie schnell ich mich nach der Entlassung erholt habe und mich heute wieder topfit fühle.

LG Lizzy

Geändert von Lizzy54 (09.03.2009 um 22:01 Uhr)
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