Einzelnen Beitrag anzeigen
  #92  
Alt 17.08.2014, 23:15
pulizwei pulizwei ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2014
Ort: RP
Beiträge: 335
Standard AW: Sarkom auf der Schulter

Hallo zusammen,

bin von der letzten Begleitchemo zurück.

Dachte am Dienstag, na mit etwas Glück geht die letzte Runde auch noch erträglich rum.

Als ich zu meiner Station kam witzelten die Pfleger rum, wer mir ""die"" neue Nachricht verkünden solle.

Als ich ziemlich konsterniert nachfragte, was denn so witzig sei, bekam ich die ""frohe Botschaft""

Du bist ab sofort in Quarantäne, wenn Du auf Station bist.
Im letzten Durchgang wurde nachträglich VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) festgestellt.

Das heisst ab sofort und für künftige Aufenthalte in der Onkologie "Einzelzimmer".

Ich hielt das erst für einen Witz, wobei man wissen muss, dass ein recht lockeres Verhältnis zu den Pflegern besteht, mit den meisten bin ich "per-Du".

Nein, und wenn Du aus dem Zimmer gehst ziehst Du einen Kittel und Gummi-Handschuhe über.
Und wenn Dich jemand besucht, zieht der in der Schleuse einen Kittel und Handschuhe über, die er/sie erst, wenn er/sie die Station verläßt wieder auszieht und in einem dort vorhandenen gelben Sack entsorgt.

Die nächste Visite hat zufällig der Klinik-Chef gemacht und auch gesagt, auf Lebenszeit gelte ich jetzt als VRE-Träger und werde, sofern eine stationäre Aufnahme in der Onkologie nötig wird, in einem Einzelzimmer untergebracht. Medizinische Indikation.

Da war ich platt. Umsomehr, nachdem ich den dazugehörigen Leitfaden gelesen hatte mit Aussagen wie z.B. "Übertragung ausschließlich durch Schmierinfektion" etc. Und der dazugehörigen Aussage durch den Stationsarzt, ausserhalb der Klinik ist alles hinfällig, wir wollen nur die Verbreitung im Klinikgelände vermeiden.

In der Folge muss ich nun bei Bestrahlungen an einem Seiteneingang klingeln und darf nicht ins Wartezimmer. Nach der Bestrahlung ( 13 habe ich noch ) muss die MTA den Raum desinfizieren und jeder der "Verrichtungen am Patienten vorzunehmen hat" muss einen Kittel und Handschuhe anziehen.
Einzig Atemschutz ist nicht erforderlich.

In der Ambulanz zu den Blut-Wert-Checks muss ich auch Kittel und Handschuhe anziehen, darf laut Onkologe aber "in Verkleidung" ins Wartezimmer.

Das geilste war, wie die MTA bei den Radiologen erzählte, da kommen manchmal Patienten und man muss das volle Programm fahren, und auf dem Heimweg sitzen die dann ohne was neben einem im Bus.

Aber egal, irgendwelche Beweggründe, das so zu handhaben wird irgendwer schon gehabt haben.

Angeblich macht die chirurgische Klinik bei VRE .. gar nix ..

Ich habe die Chemo soweit gut überstanden.

Geruch und Geschmack sind noch etwas durcheinander,
der Darm ist etwas empfindlich, da bleiben die nächsten Tage abzuwarten.

Samstag 47Mio Neupogen in der Klinik, Montag 30Mio Neupogen Selbstinjektion, und am Dienstag Werte in der Ambulanz.

Meine Haare beginnen wieder zu wachsen.
Der Oberlippenbart ist so weich wie ein Welpenpelz, oder sollte ich sagen Primanerbart. Augenbrauen, Kopf, Kinn fängt auch ganz langsam an.

Ich sehe das so als erstes Zeichen für einen Rückweg in eine ""Normalität"" seit Februar, wobei ich mir eine Normalität wie vor der Diagnose nicht mehr vorstellen kann.

Laut Hämatologe kommt das große Screening nach Therapieende erst nach der REHA, aber soweit sind wir ja noch nicht.
Nahziel ist für mich im Moment Ende der Bestrahlung und die Hoffnung, dass die Haut hält. Bislang sind nur kleine rote Parzellen erkennbar.

Fernziel ist Physio und Re-Mobilisierung meiner Schulter.

Schönen Abend,
und viel Kraft an alle, die sie brauchen können.

Gruß
Pulizwei
Mit Zitat antworten