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Alt 17.01.2008, 08:44
PantaRei PantaRei ist offline
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Standard AW: Erst der rechte Hoden, jetzt auch der andere ...

Hallo Lucille,

tut mir leid, dass Du hier gelandet bist.

Dass die Ärzte erstmal keine Entfernung des Hodens erwägen, heisst vielleicht wirklich, dass es sich um eine Krebsvorstufe handelt? Das wird TIN - aber auch IGCN oder auch Carcinoma in situ genannt.

Verstehe ich es richtig, dass Dein Mann nach der Operation und vor einer möglichen nachfolgenden Behandlung steht? D.h. einer adjuvanten Chemotherapie oder Strahlentherapie?

Vielleicht glauben die Ärzte, dass der frühe zweite Tumor durch die (ohnehin anstehende?) Chemo behandelt werden kann?

Bei den oben genannten Vorstufen ist die Bestrahlung des Hodens die Standardtherapie.

Dass man Euch mit der Entscheidung alleine lässt ist blöd. Ich glaube aber, dass die "moderne evidenzbasierte Medizin" so funktioniert, dass man die Patienten informiert und sie dann entscheiden lässt.

Bei mir hat der Professor entscheiden: "es wird bestrahlt". Dass es Wait-and-See gibt oder dass Chemo eine Alternative gewesen wäre, hat mir keiner gesagt. Das ist eine etwas zweischneidige Sache: Auf der einen Seite finde ich es gut, in einer solchen Situation "an die Hand genommen zu werden"; auf der anderen Seite finde ich mich auch ein bisschen entmündigt.

Wir haben hier die Alternativen schon öfter diskutiert. Aber es gibt kein richtig oder falsch. Ich kann ja mal sagen, warum ich Bestrahlung in Ordnung fand:

- Ich habe direkt nach der Strahlentherapie einen neuen Job angefangen. Ich fand es daher gut, dass man mir nicht ansah, dass ich eine Krebserkrankung gerade hinter mich gebracht habe (bei Chemo wäre das anders gewesen).

- Bestrahlung ging schneller. 2 Wochen und dann "war gut". So konnte ich den geplanten Jobstart halten.

- (Das ist blöd, ich weiss): Ich fand die Maschinen in der Strahlentherapie faszinierend. Das war immer ein bisschen wie im Raumschiff und daher ziemlich spektakulär.

- Die Besatzung in der Strahlentherapieabteilung fand ich sehr sympathisch. Ich habe an keiner Stelle so freundliches Klinikpersonal getroffen, wie dort.

- Gegen Medikamente habe ich was. Das ist schon bei Standardmedikamenten so, d.h. lieber ein bisschen Kopfschmerzen als eine Aspirin. Daher wäre das Einlaufenlassen von starken Medikamenten für mich schrecklich gewesen. Dann lieber mit Photonen beschiessen lassen.

- Für Wait-and-See wäre meine Psyche damals nicht robust genug gewesen - glaube ich. Meine Frau war schwanger, Jobwechsel und Umzug standen damals vor der Tür, sodass ich das als zu belastend empfunden hätte.

Ich weiss, dass das alles keine "harten Kriterien" sind. Und sicherlich würde ich das auch alles anders sehen, wenn ich einen "Bestrahlungsschaden" bekomme/bekommen hätte.

Macht doch eine Pro-und-Contra-Liste auf und bezieht auch so alberne Argumente mit ein, wie ich. Richtig oder Falsch gibt es nicht. Aber Ihr müsst Euch mit der gewählten Variante wohl fühlen. Denn das man mit der Therapie einverstanden ist, ist wirklich wichtig.

Viel Glück bei der Entscheidung.

PantaRei
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