Thema: Ich auch
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Alt 11.09.2010, 14:47
Lilli44 Lilli44 ist offline
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Standard AW: Ich auch

Ich würde euch gern meine derzeitige Situation beschreiben.

Ich habe zwischenzeitlich "Aussetzer"bekommen.Das heißt,ich kann mitten im schreiben plötzlich keine Worte mehr schreiben,ich sitze dann völlig erstarrt und teinahmslos vor dem Tisch,oder ich schreibe aus einem anderen Zusammenhang Dinge auf,die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tuen haben.
Dies aber erkenne ich erst später,in den Zeiten,wo das geschieht,habe ich dann keine Erinnerungen.
Mir macht das Angst dann auf beiträge zu antworten,weil jemand der mich nicht gut genug kennt,sich unter Umständen mißverstehen könnte.Ist fast zu vergleichen mit jemanden der dieses "Tourettesydrom"hat,der jenige spricht auch aus einem anderen Zusammenhang heraus plötzlich schimpfworte und manch einer fühlt sich dann davon mißverstanden.
Die "Aussetzer"haben mit dem Wachstum des Gehirntumors zu tuen,das haben mir die Ärzte nach näherer Abklärung erklärt,sie meinten,das könne mehr werden,es können noch andere Symptome auftauchen,und wenn das sich weiter verschärft,dann muß ich die "Betreuungsbevollmächtigte"um Rat fragen,was sie für richtig hält.Ich werde dann hilfloser,mir wird dann ein Stückweit die"Kontrolle"von mir abgenommen.Dieser Gedanke macht mich traurig und wütend zugleich,aber ich scheine keine andere Wahl zu haben.
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Ich gehe fleißig und gern weiterhin zu meinem Therapeuten hin,aber einmal die Woche mich aussprechen dürfen,mich so zeigen können,wie ich wirklich mich fühle,Nähe und Vertrauen zu spüren,das ist oft mir zu wenig.
Mit meiner Hospizhelferin treffe ich mich auch nur alle drei bis vier Wochen,weil sie jeden Tag lange arbeiten muß,und aus Rücksicht zu ihr und ihrer Familie mag ich mich an den WE mit ihr nicht treffen,denn ihre Freizeit ist auch nur begrenzt.
Anderseits sagt mein Therapeut,ich soll lernen,authentisch zu sein,nicht meine Bedürfnisse zurückschrauben,oder gar verdrängen,ich soll sie klar benennen.
Mein Bedürfnis wäre nach mehr Gespräche in der Woche zumindes manchmal,denn mal geht es mir so und mal so,aber mein Thera kann mir nicht mehr anbieten.
Meine Hospizhelferin würde ich auch gern mehr sehen,aber ich kann mir ihre Zeit nicht erzwingen.
Meinen Kindern geht es soweit ganz gut,sie haben mit Schule genug zu tuen,sind abgelenkt,fürchten sich aber immer wieder vor dem Tag,der mal kommen wird.
Mitlerweile habe ich schon wieder die 4.Bestrahlung von 10 hinter mir gebracht.Es ist jedesmal eine Prozedur und die Gewissheit,das ich krank bin.Ob die Bestrahlungen den Tumor zum schrumpfen oder "stillstand"bringen werden,das sei zwar von allen gewünscht,auch von mir,aber ich bin zu realistisch um mir das zu wünschen.

Auch wenn ich noch immer mich im innerlichen Kampf befinde zwischen wahrhaben wollen,begreifen,aktzeptieren und abwehren/verdrängen,so gehe ich mehr und mehr in Richtung "Aktzeptanz"der Wahrheit.

Es tut gut,das ihr nach mir gefragt habt.Etwas was ich in der realen Welt und in anderen bereichen immer vermisst habe.


Lilli44

Geändert von Lilli44 (11.09.2010 um 14:53 Uhr)