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Alt 12.07.2004, 15:10
Gast
 
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Standard Osteosarkom bei Erwachsenen

Liebe Ute,

Anfang März dieses Jahres stellte man bei meinem Papa ein Osteosarkom in der Schädelbasis fest. Er hatte viele Monate vorher bereits Schmerzen im Nacken, die die lokalen Ärzte jedoch altersbedingten Abnutzungen der Halswirbelsäule zuschrieben. Mein Paps war 67 Jahre alt und stand kurz vor seinem 68. Geburtstag als er erfuhr, dass es Krebs und unheilbar war. Damals habe ich bereits diese Seiten aufgerufen, um mich zu informieren, denn ich wusste über diese schlimme Krankheit nicht das Geringste. Die Geschichte deines Mannes ging mir damals sehr nahe und und ich stellte mir vor, wie schrecklich das alles für euch aber ganz besonders für ihn sein musste.

Eine Operation war auch bei meinem Paps nicht möglich, da der Tumor zu nah am Kleinhirn saß und schon zu groß war. Chemotherapie schlug fehl, da er schon völlig geschwächt war und eine Lungenentzündung bekam. Man sagte ihm damals schon, die Krankheit sei nicht heilbar und da es ihm nach und nach schlechter ging, bereitete er sich innerlich wohl auf das Schlimmst vor. Der Chemo- und später der Strahlentherapie hat er nur deshalb zugestimmt, weil niemand ihm und uns einen anderen Weg als echte (weniger qualvolle) Alternative aufzeigen konnte. Wie bei deinem Mann war auch bei meinem Paps die Mundschleimhaut dann total verbrannt, er konnte nicht mehr richtig sprechen und keine feste Nahrung zu sich nehmen. Da auch der erste und zweite Halswirbel bereits stark zerstört waren, musste er ständig eine Halskrause tragen und konnte kaum noch laufen, ohne starke Schmerzen zu haben (Trotz Schmerztherapie). Lediglich im Liegen kam er etwas zur Ruhe. Oft habe ich daher an dich und deinen Mann gedacht, doch nie Zeit gefunden dir zu schreiben.

Letzte Woche ist mein Papa nun gestorben und mein einziger Trost ist, sein Leiden damit beendet ist. Die Ärzte hatten uns zwar gesagt, die Strahlentherapie dient auch der Schmerzlinderung und es besteht Hoffnung, dass der momentane Zustand beibehalten wird und er so etwas Zeit gewinnt. Kurz vor dem Ende der (50) Bestrahlungen klappte jedoch die Sauerstoffversorgung nicht mehr... und jegliche lebensverlängernden Maßnahmen hatte er abgelehnt.

Haben sich die Therapieversuche also wirklich gelohnt? Hätte eine rein palliative Behandlung es ihm einfacher gemacht? Wir wissen es nicht und werden darauf wohl niemals eine Antwort haben.

Mein Papa hat am Ende darum gebeten, gehen zu dürfen und wir haben ihm diesen Wunsch erfüllt. Tag und Nacht waren wir bei ihm, haben seine Hände gehalten und mit ihm gesprochen, so gut es noch ging. Über 800 Monate hat er ein erfülltes Leben geführt, die letzten 4 Monate waren furchtbar und sollten ihm die Erinnerungen an die schönen Zeiten nicht zerstören. Er hat sich daher in Würde und voller Liebe von uns verabschiedet und ist nun in jeder Wolke, in jedem Sonnenstrahl und in jedem Regentropfen bei mir so wie dein lieber Mann auch bei dir ist!

Alles alles Liebe
Sylli
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