Einzelnen Beitrag anzeigen
  #89  
Alt 26.03.2008, 18:41
Martina52 Martina52 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 18.03.2008
Beiträge: 7
Standard AW: Aderhautmelanom

Hallo, alle Ihr Mitbetroffene da draussen ! Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass sich mal jemand meldet, der Euch auch ein wenig Mut macht und ein bißchen positiv in die Zukunft schaut. Ich bin Martina, 55 Jahre alt und wohne in der Nähe des schönen Chiemgaus. Im Dezember 2oo1 wurde mein Krümelmonster im rechten Auge entdeckt. Ich bemerkte, während meines Weihnachtseinkaufs, ein starkes Flackern und wenn ich auf eine helle Unterlage schaute, zogen sich kleine schwarze Fussel von einer Seite tur anderen. Dachte erst an Überanstrengung, weil wir mit Freunden die halbe Nacht zuvor Karten gespielt hatten. Als es jedoch nach 3 Std immer noch anhielt, fuhr ich dann doch direkt zum Augenarzt. Nach längerer Untersuchung ( er hatte kein Ultraschallgerät ) kam er zu der Diagnose: Schlaganfall hinter dem Auge. Daraufhin bekam ich stationär in unserem Krankenhaus Infusionen. Als ich nachts in den Spiegel schaute, kam es mir so vor, als hinge ein dunkler Vorhang zur Hälfte von oben herunter in meinem Auge, was man aber von aussen nicht sah. Daraufhin wurde ich am Vormittag in die Münchener Uni Augenklinik-Mathildenstr. gefahren. Dort war nur eine Wochenendnotbesetzung und es kam mir so vor, als wenn die zwei jungen Ärzte mit der Untersuchung des Auges total überfordert waren.Es dauerte fast 2 Std. Sie haben sich immer wieder in einem Nebenraum beraten und ihre Gesichter waren nicht gerade vertrauenserweckend. Auf meine Aussage : " Herr Doktor bitte reden Sie endlich mit mir " kam dann nur kurz die Antwort : " Wir müssen noch Ultraschall machen." Es kam dann ein dritter Arzt hinzu, der die Ultraschalluntersuchung vornahm. Danach die Gewißheit, es sei ein Melanom im Auge. Ich fragte ob es bösartig sei ( sollte man wissen, aber der Schock halt ! ) Knappe Antwort : " Ein Melanom ist immer bösartig " Sonst keine weiteren Erläuterungen. Alles was man erst viel später so an ( positiven ) Dingen gesagt bekommt, wäre gerade in diesem ersten Augenblick psychisch so hilfreich gewesen.Z. B. das man es bei rechtzeitigem entdecken ganz gut in den Griff bekommt, mit vielen mediz.Neuerkenntnissen und dementsprechenden Behandlungen. Das das Aderhautmelanom im Augapfel ziemlich abgekapselt ist und bei Früherkennung selten Metastasen streut. Aber nichts wurde zum Trost von alledem gesagt und es hätte nach dem Schock so eine große Beruhigung sein können.Wenn man in dem Augenblick niemanden an seiner Seite hat, der einen fürs Erste auffängt und nach Beruhigungstropfen fragt, dreht man doch durch, oder ? Ich dachte nur, so jetzt hast du vielleicht noch drei Jahre. Bis Dato gab, s für mich keine schlimmere Krankheit, als ein Tumor im Kopf.Aber schon fünf Minuten später schlug meine Lebensfreude wieder durch und mein Optimismus. Außerdem bin ich Löwe und dachte mir " Fang an zu kämpfen, jetzt gleich schon mit Gedanken." Gott sei Dank hat es mich erwischt und nicht eines meiner Kinder oder Enkel !" Eine Woche später lag ich schon auf dem Op Tisch und mir wurde in Vollnarkose auf mein 5, 80 mm bei 6-9 Uhr sitzendes Krümelmonster für 147 Std. ein Ruthenium gesetzt. Mir ging es während der Zeit gut und das Pflegepersonal und die Stationsärzte waren auch sehr nett. Die Nachuntersuchung, nach der Entfernung der Ruth, war auch zufriedenstellend. Das Ding hatte seinen Hammer voll abgekriegt. Schon bei der Vorbesprechung teilte man mir in der Nuklearmediz. Abteilung mit, daß es sein könnte, daß die Sehfähigkeit nach der Bestrahlung sehr stark eingeschränkt sein könnte. Das hat mich aber nie sooo traurig gemacht, solange das zweite Auge gesund bleibt.Ich dachte nur "Die Hauptsache ist, ich lebe !" Das ist wie mit dem Fliegen. Ich kann immer garnicht verstehen, warum sich Leute stundenlang über schlechten Service im Flugzeug aufregen. Wichtig ist doch, daß man gut ankommt.Vor der Op hatte ich natürlich noch alle wichtigen Untersuchungen in einer neurologischen Klinik. Schädel und CT von Lunge und Leber, Knochen usw.( Keine Metastasen ! ) Wir hatten mein Krümelmonster also noch entdeckt, bevor es in meinem Körper richtig Party veranstalten konnte ! Die ersten 3 Jahre gings halbjährlich zu den Kontrolluntersuchungen, seit 3 Jahren nur noch einmal im Jahr ( sehr wichtig! )
Ich packe alle Untersuchungen in die ersten 2 Monate des Jahres, danach kommt mein Bösewicht in die Schublade, es wird dann 10 Monate nicht mehr daran gedacht und nicht davon geredet.10 Monate gibt es ihn einfach nicht.Zur einzigen Reha war ich vor 4 Jahren in Masserberg am Rennsteig im Thüringer Wald. Mir hat die Sauerstoffbehandlung sehr gut getan und ich bekam E- Vitamin-Ratiofarm 4oo für die freien Radikale. Die Gespräche mit anderen Betroffenen taten auch sehr gut, man fühlt sich nicht so allein mit der KrankheitIm Dezember 2007 hab ich nun 6 Jahre geschafft. Blut, Leber, Lunge und auch das Krümelmonster machen keinen Ärger. Es ist auf 3.39 mm zurückgeschrumpft und hat die typisch graue Farbe nach einer Bestrahlung ( Maus ). Sehfähigkeit rechts z. Zt. 20 %- aber ich lebe !!! Seit 3 Jahren bin ich zu meiner jährl. Augenuntersuchung jetzt in der Augenklinik Rechts der Isar in München, weil ich mich in der anderen Klinik unmenschlich behandelt fühlte.Jedesmal andere Ärzte, die alles wieder von vorne aufrollten, sehr kühl und unfreundlich. Rechts der Isar gibt, s Menschen- Keine Roboter !Man kennt sich vom Vorjahr und man hat das Gefühl, die passen auf einen auf und sind nicht nur an der Erforschung dieser Krankheit interressiert. Am 17.03.08 hatte ich meinen letzten Termin dort und man machte zum ersten Mal die Untersuchung mit der Farblösung in der Armvene. Völlig harmlos, man soll hinterher viel trinken, um es wieder gut rauszuspülen.Man sieht für 2 Std danach alles in rosa ( so stell`ich mir einen Drogenrausch vor ) Bei dieser Untersuchung kann man den Tumor noch besser untersuchen. ( Es gibt immer wieder was Neues um die Hoffnung nicht aufzugeben ! ) Auf Anraten des Oberarzte Dr.Maier soll ich nun zur Abklärung zu Prof. Bornfeld nach Essen, da laut Untersuchungsergebnis eine niedrige Reflektivität im US A- Bild bei einer Prominenz von 3,39 mm ohne Begleitablatio festgestellt wurde. Man ist schon zuerst beunruhigt, wenn man nach 6 Jahren mal wieder so eine Nachricht erhält. Aber jetzt erst mal ganz ruhig ( die passen halt auf mich auf - reine Vorsichtsmaßnahme ! ) Also Krümelmonster raus aus der Schublade, leicht würgen und abwarten auf die Untersuchung in Essen Anfang April. Ich halte Euch auf dem Laufenden !!!
Übrigens noch ein paar Tips, auf die ich später noch näher eingehe :

Viel raus in die Natur ( schöne Eindrücke sammeln und Sauerstoff tanken )

Viel Grünes essen ( Salat, Spinat und vor allem Broccoli )

Von Menschen fernhalten, die einem nicht gut tun ( sofern es möglich ist )

Ein schönes Hobby, das Spass macht und ....
bei aller Liebe und guten Ratschlägen - wir können uns nur selber helfen !!!

In diesem Sinne : Carpe Diem - genieße den Tag und den Augenblick Eure Martina

Geändert von Martina52 (09.04.2008 um 14:11 Uhr)
Mit Zitat antworten