Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 19.11.2002, 12:39
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Noch immer wie gelähmt!

Meine Mutti ist vor ca. 1 Jahr ca 350 km entfernt von uns nach Kiel gezogen. Ich hatte damals gerade erfahren, daß ich ein Baby bekomme. Auch meine 6 Jahre jüngere Schwester wurde zum gleichen Zeitpunkt schwanger. Die Freude war groß - besonders bei unserer Mutti. Hatte sie sich doch nichts sehnlicher gewünscht als endlich Oma zu werden. Umso größer war der Schock, als sie mir eröffnete, daß sie der Arbeit wegen wegzieht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon ohne jeden Grund einige Kilos abgenommen. Eigentlich hätte das schon eine Warnsignal für unsere ganze Familie darstellen sollen - hat es aber nicht. Als sie uns Anfang Januar besuchte, hatte sie schon 20 Kilo abgenommen!!! Im Februar kam sie mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Zum selben Zeitpunkt erfuhren wir die Diagnose Lungentumor. Am 10.04.2002 wurde ihr der gesamte rechte Lungenflügel entfernt. Der schwere Leidensweg begann! Sie wurde als geheilt aus der Klinik in Kiel entlassen. Niemand von uns ahnte auch nur, daß Lungenkrebs so gut wie nie heilbar ist. Vielleicht haben wir auch versucht den Ernst der Lage zu verdrängen. Im Mai und Juni bekam sie Strahlentherapie. Es ging ihr immer schlechter. Sie konnte kaum noch richtig essen. Alles brachte sie wieder heraus. Sie versuchte bis zum Schluss uns zu verheimlichen, daß sie unheilbar krank ist. Im Juli schließlich eröffnete sie uns, daß sie wieder zurück zu uns ziehen möchte. Zu diesem Zeitpunkt haben wir vom Arzt bereits erfahren gehabt, daß sie höchstens noch 2 Monate leben wird. Es sollte keine 2 Monate mehr dauern. Sie verstarb am 18.09.2002 im Krankenhaus in Stendal. Sie ist nachmittags um 15.30 Uhr ruhig eingeschlafen. Sie wog nur noch 35 Kilo. Der Anblick war einfach schrecklich. Ihre Enkelkinder hatte sie nur 3 Monate erleben dürfen. Das ist es, was mich am meisten beschäftigt. Sie war 46 Jahre alt. Es ist jetzt 2 Monate her und ich bin noch immer wie gelähmt. Jedes mal wenn ich an sie denke - und das tue ich täglich - ist es als wenn mir jemand die Luft abschnürt. Ich versuche mich zu zwingen an etwas anderes zu denken. Ich glaube aber nicht, daß das der richtige Weg ist damit fertig zu werden. In der schweren Zeit war ich froh über unser Tochter Emmy. Sie hat den Schmerz gelindert und war eine große Ablenkung. Das Leben geht ja weiter. Ich kann noch immer nicht glauben, daß ich sie nie wieder sehen werde. Sie fehlt uns so!!!
Mit Zitat antworten