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Alt 25.11.2004, 16:38
Gast
 
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Standard Ich habe Angst ein Weihnachten ohne Mami?

Liebe Sabine,
ich kann deine Gefühle so gut verstehen... Meine Mutter bekam im August die Diagnose Krebs (Nieren- und Lungenkarzinome mit Metastasen überall im Körper), danach wurde sie von den Ärzten untersucht noch und nöcher und im Oktober kam die Aussage "wir können nichts mehr für sie tun"... Ich hatte unglaubliche Angst, daß wir Weihnachten ohne sie sein müßten und nun ist das Gewissheit. Meine Ma ist am 14.11. gestorben.
Auch meine Mutter hatte Schuldgefühle, daß sie uns so viel Arbeit macht, wir haben sie zuhause gepflegt, denn sie war die letzten Wochen nach einem Oberschenkelhalsbruch bettlegerig. Ihre Schwester, mein Vater, mein Bruder und ich haben sie mit Hilfe von Pflegekräften, die 2 mal täglich kamen, hier versorgt und umsorgt. Sie hatte zwischendurch akute Angstattacken, in denen sie nicht nur Angst um sich selbst hatte, sondern sich auch um uns sorgte. Einmal fragte sie, ob sie nicht doch lieber in ein Heim gehen solle, weil sie uns sooo viel Arbeit machen würde. Ich hab ihr geantwortet, daß das gar nicht in Frage kommt, sie hat sich schließlich auch ihr ganzes Leben immer um uns gekümmert, das war sicher auch nicht immer so leicht.

Es ist richtig, deine Mutter zu euch nach hause zu holen. Wenn ich deine Worte richtig deute, bist du ein Familienmensch, ihr könnt gar nicht anders. Es wird hart, deine Mutter wird Schmerzen haben (nehm ich jedenfalls an, ist es bei Eierstockskrebs anders?) und irgendwann Morphin nehmen müssen. Morphin trübt die Wahrnehmung, sie wird halluzinieren und es merken. Das fand ich am schlimmsten, daß meine Ma selbst noch realisierte, daß sie Dinge sah, die nicht da waren... Es ist furchtbar zusehen zu müssen und nichts tun zu können, als da zu sein und ihr ihre Medikamente zu reichen. Aber das ist es, was du tun kannst. Wenn man das nicht will, tut man wirklich nichts. Wenn man da ist, tut man alles!
Und du wirst sehen, die Kraft dazu kommt aus dir selbst.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute, daß ihr euren Umzug ganz schnell hinbekommt und deine Mutter bald bei euch einziehen kann. Vielleicht schöpft sie daraus auch noch Kraft und Mut für die ihr verbleibende Zeit, die Nähe zu ihrer Tochter und ihren Enkeln wird ihr sicher gut tun.
Ich wünsche dir Kraft, Mut, Stärke und jemanden, an dem du dich festhalten kannst.
Mir hat es viel gegeben, hier zu lesen und zu schreiben, auch wenn ich das vielleicht nicht so deutlich gezeigt habe (indem ich mich nicht besonders häufig gemeldet hab).
Du bist nicht allein.

Tina (13.Fee@web.de)
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