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Alt 09.10.2004, 00:05
Gast
 
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Standard lebermetastasen - sterben?

Liebe Eljot, heute ist trotz der Sonne für mich ein so finsterer Tag.
Wir atmen alle ein wenig auf, weil die akute Gefahr vorbei schien, aber nun kommen die Gedanken an das Sterben und den Tod, an die Zeit, die noch vor uns allen liegt.
Es ist so schwer, ich komm heute einfach so schlecht damit klar.
Vielleicht hat er jetzt wieder eine Entzündung, obwohl wir schon auf Entlassung in absehbarer Zeit gehofft hatten.
Wie begleitet man jemanden beim Sterben?
Deine Gedanken sind alle richtig, so denke ich auch, aber mein Gefuhl ist so anders. Ich denke fast immer daran (wie du es ja auch mal beschrieben hast). Wenn ich ihn mit meiner Tocher (sie ist 9) zusammen besuche, dann gebe ich mich zuversichtlich, aber wenn ich allein bin, bricht das zusammen.

Vielleicht hat es doch was damit zu tun, dass ich selbst Krebs hatte. Vor all den Dingen, die er jetzt hat, Metastasen, besonders die in der Leber, und die Gewissheit des nahen Todes, hatte ich auch Angst, aber ich bin davon verschont geblieben bisher. Und nun muss er das alles erleben.

Anfangs fühlte ich mich dadurch stärker mit ihm verbunden, weil ich viele Sachen, die er erlebt, auch kannte, die Diagnose, den Schock, die Unfähigkeit es zu glauben, die Operationen, die Reaktionen der Umgebung usw.
aber jetzt betritt er Bereiche, die ich mir nur vorgestellt hatte damals, und er muss diese Welten jetzt durchwandern. Das tut mir so unendlich leid.
Meine Schwester sagt, es wird nicht lange dauern, mein Lebensgefährte sagt, du musst dein Leben wieder aufnehmen.
Ich kann mir nicht vorstellen zu arbeiten, ich kann gut meine Tochter versorgen, aber viel mehr auch nicht. Heute war ich so eklig zu meinem Freund, aber ich weiss einfach nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Ich wollte mich beim Joggen im Herbstwald auf das konzentrieren, was ich sehe, rieche, fühle, aber das ging einfach nicht.
Liebe Eljot, ich glaube, du kennst sowas auch, deshalb erlaube ich mir mal, einfach abzujammern. Ich weiss, dass du Recht hast, es geht darum, WIE wir die verbleibende Zeit gestalten, immer geht es darum, für uns alle...
Aber manchmal bin ich nicht klug, sondern nur so unendlich traurig.
Wie gestaltest du deine Tage, deine Begegnungen mit deiner Mutter? Du hast ja schon einiges angesprochen, Händchen halten, Tee trinken, sie täglich sehen.
Wahrscheinlich können wir auch nicht viel mehr tun, was gäbe es sonst zu tun?
Ums Hospiz kümmern zum Beispiel. Das mache ich demnächst.
Jeder muss ja diesen Weg letztendlich allein gehen, so ist es ja nun mal. Aber das mit anzusehen, ist traurig.

Liebe Grüße
miela
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