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Alt 04.02.2007, 18:22
Gänschen Gänschen ist offline
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Standard AW: Adenokarzinom inoperabel

Hallo Zusammen,

nachdem ich heute diesen Thread gefunden und "verschlungen" habe, muß ich mich unbedingt hier einklinken.
Ich habe im September 06 erfahren, daß ich ein 9cm großes Adenokarzinom und unzählige Metastasen in beiden Lungenflügeln habe. Am Tag der Diagnosestellung bin ich gleich zu allen möglichen Ärzten weitergereicht worden, die aber auch nur diese katastrophale Diagnose bestätigen konnten. Die Diagnose hat mich völlig unvorbereitet getroffen; ich hatte absolut keine einschlägigen Beschwerden, sondern bin zum Röntgen und Szintigramm geschickt worden, weil ich Schmerzen in beiden Knien hatte ..... Heute weiss ich, daß es sich um eine Krankheit namens "Pierre Marie Bamberger" handelt, die typisch ist für Lungenkrebs.
Ich habe dann erst einmal 2 Wochen lang durchgeheult vor lauter Verzweiflung und Angst. Die Recherchen im Internet haben für mein Stadium von ca. 3 Monaten Überlebenszeit gesprochen (der Onkologe hat jede Prognose abgelehnt).

Nach den zwei Heul-Wochen bin ich in absoluten Aktionismus verfallen, habe meinem Lebensgefährten erklärt, wo meine Konten sind und wie er da ran kommt und wollte mit ihm Gespräche über meine Beerdigung führen. Der arme Kerl war völlig erschrocken und konnte damit überhaupt nicht umgehen. Inzwischen hat sich meine Gemütslage einigermaßen eingependelt und eine ganz zarte Hoffnung auf noch einen Sommer macht sich breit - vielleicht auch noch ein Herbst ??

Inzwischen habe ich jetzt 4 Durchgänge Chemo hinter mir (Cisplatin mit Gemzar), die jeweils 5 Tage hintereinander und dann am 7. und 14. Tag noch einmal gegeben werden. Der Primärtumor ist inzwischen auf weniger als die Hälfte geschrumpft und die Metastasen sind kaum noch erkennbar bzw. stellen sich lt. CT-Bericht lediglich als vernarbtes Gewebe dar.

Als ich hier von Erika und Karin gelesen habe, wie lange sie schon eine hoffnungslose Prognose erfolgreich überlebt haben, hat mein Herz einen richtigen Hüpfer gemacht. Natürlich liest man immer wieder Bücher von Leuten, die das geschafft haben, aber gleich zwei in so einem Forum - das hat nicht nur Christel Mut gemacht.

Es geht mir, wenn ich nicht gerade mitten in der Chemo bin, sehr gut und auch für mich ist es eigentlich unvorstellbar, daß ich eine so schwere Krankheit habe und bald sterben werde.
Morgen fängt der 5. Durchgang an. Ich mache das in der Tagesklinik und es dauert ungefähr 4 Stunden. Die ersten drei Durchgänge habe ich im Krankenhaus gemacht, aber da bin ich erst richtig depressiv geworden bei all dem Elend, was man da sieht. Schliesslich bekommt man dort ja vor Augen geführt, wie es einem vielleicht auch bald gehen wird.

Ich war immer ein superaktiver Mensch (Management ....) und es fällt mir am schwersten einzusehen, daß ich nicht mehr durchpowern kann - muß mir noch einen Sinn für das bisschen Restleben suchen, das ist im Augenblick mein schwierigstes mentales Problem. Und auch, daß ich nicht weiss, wie lange dieses Restleben noch dauert.

Das sind so meine Gedanken zur Zeit. Eine Frage habe ich noch: hat jemand Erfahrung mit Orthomol immu ??? Hat mir die Apothekerin empfohlen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das schon während der Chemo nehmen soll oder eher danach. Verringert das womöglich die Wirkung der Chemo, wenn man es zeitgleich nimmt ??

Wünsche Euch allen einen schönen Sonntagabend mit Weltmeisterfeier und weiterhin gute Entwicklungen.

Liebe Grüsse,
Gabi