Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 11.12.2016, 17:15
Safra Safra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Mit der Angst leben

Meine Liebe,

was mir auffiel in Deinem Schreiben: In Eurer Familie herrscht das große (Ver)schweigen. Deine Eltern reden nicht über Deine Gefühle, Dein Bruder ist verschlossen. Du kommst zu Weihnachten nach Hause. Gute Gelegenheit, wenn auch unglücklich vom Zeitpunkt her, wo man doch immer schöne Weihnachten haben will, mal über alles zu sprechen. Weihnachten ist ja schließlich auch das Fest der Liebe! Vor allem bleibt zu klären, wie es mit Deiner Mutter weitergeht, wie die Finanzen zu regeln sind, welche Unterstützung möglich und gewünscht ist, wenn es schwerer wird, Deinen Vater zu betreuen (da gibt es verschiedene Möglichkeiten). Zeit auch, eventuelle Vorsorgevollmachten, Testamente usw. zu aktualisieren. Keiner weiß, wie es mit Deinem Vater weitergeht, und wenn Vieles geregelt ist, lebt es sich schon mal ruhiger.

Was das "Gewöhnen" an schlechte Nachrichten anbelangt: Sicher wirst Du weiterhin hin-und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten....Da gewöhnt man sich nicht dran. Ich kenne tatsächlich zwei Fälle - Frauen - die noch sehr lange mit dieser Diagnose lebten, und andere, wo es in paar Monaten ein Ende hatte. Insofern: Nutzt die Zeit, alles zu klären, das große Schweigen zu brechen, über Eure Gefühle zu reden. Wenn einer mal den Anfang macht, geht es vielleicht auch besser.

Die Sache mit den Freunden: Als Außenstehender, der eventuell noch nie mit so einer Sache zu tun hatte, ist man da sicher hilflos. Und Deine Freunde sind sicher auch jung, wollen Spaß und nicht über den Tod reden und Tränen trocknen. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Aber vielleicht finden sich ein, zwei Personen, die Dich verstehen. Ist manchmal besser als 100 Facebook - "Freunde"...

Tagebuchschreiben kann erleichtern, habe ich auch schon mal gemacht. Aber genauso kannst Du hier Dein Herz erleichtern, dann hast Du auch die Sicht anderer Betroffener, die wissen, wovon Du sprichst. Selbsthilfegruppe ist auch eine gute Idee.

Alles Gute! Safra
Mit Zitat antworten