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Alt 19.01.2008, 05:01
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Vincent Vincent ist offline
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Standard AW: Lk-Forum-User stellen sich vor

Mein Name ist Vincent, ich bin 45 Jahre alt und Anfang Oktober wurde bei mir ein kleinzelliges Bronchialkarzinom festgestellt.

Was meine Krankheit betrifft habe ich eigentlich spätestens Anfang September 2007 gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Leichte Atemnot und Schwierigkeiten beim Treppensteigen hatte ich vorher schon, aber für einen Raucher, der ca. 30 Zigaretten am Tag inhaliert, als nichts besonderes gehalten. Allerdings habe ich nach einer Party seltsame Schluckbeschwerden bekommen, die anders waren als ich sie bisher kannte und einen trockenen Husten. Über eine Woche habe ich dann noch gebraucht bis ich zum Hausarzt gegangen bin, der mich wiederum zum HNO-Arzt geschickt hat wegen den Schluckbeschwerden.

Na ja, wie das so ist, Antibiotika geschluckt, etwas Besserung, aber dann kam der 23.9., ein Sonntag. Abends saß ich vor dem Fernseher und fasste mir flüchtig an die linke Halsseite. Da musste ich feststellen, dass einige Lymphknoten knüppel hart waren. Das hat mich schon ziemlich beunruhigt. Ich habe am nächsten Tag Urlaub genommen bin noch mal zum HNO-Arzt, der mir noch einmal Antibiotika verschrieben und mir eine Überweisung zum Lungenarzt gegeben hat. Mittags habe ich mir eine DVD mit einem Nichtraucher-Kurs gekauft und um am 24.09.07 um 17:30 Uhr meine letzte Zigarette geraucht. Trotz allem habe ich noch zwei Wochen gebraucht, bis ich zum Lungenarzt gegangen bin.

Das war dann am Montag, den 8. Oktober 2007. Röntgen, Lungenfunktionstest, Allergietest. Ergebnis: Irgendetwas ist im linken, oberen Lungenflügel. Der Arzt drängte auf eine Bronchioskopie, die direkt am 9. Oktober bei örtlicher Betäubung gemacht wurde und äußerst unangenehm war. Dem Arzt bin ich dankbar, dass er nicht auf das Laborergebnis gewartet hat, denn er hat sofort sowohl einen Termin bei der Radiologie als auch bei dem HNO-Arzt gemacht. Er hat wohl vermutet, dass es Krebs ist und wollte keine Zeit vergehen lassen. Am Dienstag die Bronchioskopie, am Donnerstag wurden im Krankenhaus schon fünf Lymphknoten aus dem Hals geschnitten, am Freitag das Ergebnis: Kleinzelliges Bronchialkarzinom. Samstag wurde ich bereits aus dem Krankenhaus entlassen.

Allerdings ging es dann erst richtig los. Ich vermute, dass es so ist, wie wenn man einen schlafenden Hund weckt. Durch die Gewebeentnahme war der Tumor verletzt und ich holte mir innerhalb einer Woche eine schwere Lungenentzündung. Ich bekam keine Luft mehr, hatte ganz furchtbare Schmerzen und musste über die Notaufnahme in eine Klinik eingeliefert werden. Während dem Krankenhausaufenthalt wurden wieder Lymphknoten am Hals hart und drückten so stark auf einen Nerv, dass ich seit dem an einer linksseitigen Gesichtslähmung leide, die glücklicherweise vorübergehend ist und ich hoffe, dass sie ganz verschwinden wird. Es ist schon viel, viel besser.

Da alles so schnell ging, mussten die Ärzte die 1. Chemotherapie ansetzen bevor die Lungenentzündung vorbei war. Und das ist mir zuerst alles andere als gut bekommen. Mir war es sehr übel, ich konnte nichts essen und mein Blutdruck war über viele Tage bei 100/60, dafür mein Puls bei 120. Nach dem Krankenhaus blieb mein Bruder ein paar Tage bei mir, da ich mich selbst nicht versorgen konnte. Die Ärzte sind in so einer Situation auch keine große Hilfe, da dir keiner sagt, was du tun oder lassen sollst. Also bin ich dann ganz langsam erst mal eine halbe Stunde vor die Tür gegangen und habe dann versucht immer längere Spaziergänge zu machen, was zu Beginn sehr mühsam, aber genau richtig war. Am Anfang sehr wackelig, doch jeden Tag wurde es besser. Zum Glück schlug auch die Chemo sehr schnell an. Die Lymphknoten am Hals entwickelten sich zurück und mit der Luft wurde es auch immer besser. Übrigens habe ich nie Entzugserscheinungen oder ein wirkliches Schmachten beim Rauchverzicht gespürt.

Was mich auch motiviert hat, ist, dass nach den Untersuchungen im Oktober behauptet wurde, dass ich keine Metastasen in Gehirn, Leber oder Knochen hätte. Seit kurz vor Weihnachten weiß ich, dass das leider nicht stimmt und ich Metastasen in der Brustwirbelsäule und dem Becken habe. Ein Radiologe meint, dass diese Metastasen sich neu entwickelt haben, ein anderer meinte nach der Analyse einer Knochenszintigraphie, die er durchgeführt hat, dass die wahrscheinlich schon im Oktober da waren, aber nicht gesehen wurden. Wie auch immer, an der Behandlung hätte sich angeblich nichts geändert.

Die nächste Chemo wird am Dienstag, den 22.01. beginnen. Zusätzlich habe ich bei meinem Hausarzt Ozon-Therapie und Thymus-Therapie durchgeführt. Die Thymus-Therapie musste ich abbrechen, da sie nicht von meiner Versicherung bezahlt wurde und mir nur beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, auch wenn ich weiß, als Privatversicherter privilegiert zu sein. Zusätzlich nehme ich seit Anfang Dezember 2007 täglich 50 bittere Aprikosenkerne zu mir. Ob mir das helfen wird, weiß ich natürlich nicht, aber ich glaube das Risiko durch die Blausäure geschädigt zu werden schätze ich als geringer ein als die Nebenwirkungen der Chemo.

Mitte Februar soll die 6. und vorerst letzte Chemo durchgeführt werden und ich habe eine REHA über die Rentenversicherung bei einer ganzheitlichen Klinik beantragt, die ich über die Klinikliste der Biologischen Krebsabwehr gefunden habe.

Mein Status:
Von Prognose und Stadium, in dem ich bin, weiß ich nichts. Habe ich auch nicht gefragt. Ich bin verunsichert, weil ich nie weiß, ob jegliches "Zwacken" oder "Zwicken" mit meiner Krebserkrankung zu tun hat oder nicht. Die Ärzte wissen das natürlich auch nichts und die Formulierung "Könnte sein" geht mir auf den Sack.

Ich habe zum Glück kaum Schmerzen und bekomme sehr gut Luft, solange ich mich körperlich nicht allzu stark belaste. Deswegen muss ich demütig und dankbar sein, was mir zunehmend schwer fällt. Da ich beruflich mit Bürokram zu tun habe, habe ich auch den ganzen Schriftverkehr, den man so mit Krankenkasse, Rentenversicherung, Versorgungsamt und ähnlichen Stellen führen muss ganz gut im Griff. Noch. Ich lebe allein und versuche solange wie möglich alles selbst zu regeln. Alle Vollmachten sind zwar erstellt und auch organisatorisch kann ich jeder Zeit abtreten, da ich bereits eine Woche nach Diagnose alles schriftlich geregelt habe, damit mein Bruder als einziger direkter Verwandter weiß, was Sache ist. Natürlich hoffe ich, dass mein Kampfgeist, der Zufall, das Glück oder irgendeine Kraft, die es gut mit mir meint mir bei einer Genesung hilft. Aber es gibt auch dunkle Momente und ohne diese würde ich Euch nicht mit dieser überlangen Vorstellung zutexten.
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