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Alt 01.03.2005, 22:58
Gast
 
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Standard ich weiss nicht...

Liebe Janet,

wie es ist wenn man stirbt, das wissen wir nicht. Ich kann Dir nur von einem Erlebnis erzählen:

Drei Tage bevor meine Mama starb, ist sie beinahe gestorben. Die Ärzte, die Schwestern, alle sagten, jetzt geht es zu Ende. Sie war plötzlich verändert und in den Stunden, in denen ich bei ihr saß, habe ich das erste Mal mit dem Schicksal gehadert. Es war so, wie Du es beschreibst, offene Augen, kein Wimpernschlag und dazu und das empfand ich besonders schlimm, das röchelnde Atmen. Sie reagierte überhaupt nicht, mit keinem auch noch so leichten Händedruck. Das ging stundenlang so. Irgendwann kamen Schwestern, schickten mich hinaus weil sie was machen wollten. Dann holte mich eine Schwester und meine Mama war plötzlich wieder da, präsent und eine halbe Stunde später trank sie eine Tasse Tee, machte einen Scherz und schickte mich heim.

Am nächsten Tag sagte sie, ach wär ich doch gestorben, ich habe gestern wirklich geglaubt, daß ich jetzt sterben kann. Ich fragte sie, wie alles war, ob sie Schmerzen, ob sie Angst hatte. Und sie sagte, es war nichts, ich hatte keine Schmerzen, keine Angst, ich habe dich von weit wahr genommen, es war alles in Ordnung. Und ich sagte, aber du hast doch gar keine Luft bekommen, du hast so geröchelt und sie meinte, das wäre ihr nicht bewußt geworden.

Drei Tage später schlief sie ein.
Ich bin über dieses Erlebnis froh und dankbar. Ich hab es schon vielen Menschen erzählt.

Zu meiner Mama hab ich immer gesagt, bis zum Schluß bin ich bei dir.Dann mußt du einen Schritt alleine gehen und drüben ist dann deine Mama und all die anderen.
Vielleicht ist es schwerer zuzusehen wenn ein lieber Mensch stirbt, als selbst zu sterben.

Liebe Janet, sei bereit, sei offen, versuche, wenn es Dir möglich ist alles andere hinten an zu stellen.
Ich denke an Dich und an Deine Mama.

Briele
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