Thema: an meine mama
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Alt 31.08.2002, 12:00
Gast
 
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Standard an meine mama

Meine Lieben,

ich bin gerührt, daß ihr versucht mich zu verstehen,es ist nicht so leicht, ich weiß,- es spielen so viele Facetten eine Rolle, von denen ich nicht schreibe...
Ja mir geht es auch so, wenn jemand sagt, ich soll nicht über Dinge nachgrübeln, die sich nicht ändern lassen...Man kann Gedanken nicht einfach "abstellen" und es ist ungeheuer quälend wenn man Dinge feststellt, die man HÄTTE ändern können und es erst bemerkt, wenn es zu spät ist...
Ich verstehe auch gut, wenn Tina schreibt, ihr kommen auch auf der Straße die Tränen,- es geht mir ebenso.Menschen, die unser Leid bisher nicht erfahren haben, verstehen es nicht und selbst Menschen, die ein Familienmitglied oder Freund(in) verloren haben, leiden nicht alle so. Ich kenne einige Menschen, die SEHR schnell wieder mit einem neuen Partner auftauchen oder zum Tagesgeschehen übergehen. Ich verurteile das nicht,- im Grunde sind diese Menschen zu beneiden,- sie quälen sich nicht und empfinden das Leben nicht als zerstört ohne die zweite Hälfte.
Liebe Tina, ich kann seltsamerweise nicht mehr von meinem Mann träumen. Als er noch lebte, konnte ich es!Irgendwie bin ich wie "blockiert und gelähmt".Außerdem habe ich seit Beginn seiner Erkrankung praktisch jede Minute bei ihm verbracht (auch im Krankenhaus) und die Bilder, wie er mich kläglich ansieht und sagt:hilf mir- gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Du hast sicherlich recht, wir HABEN uns NICHT verabschiedet! Wir haben immer gesagt, uns kann nichts trennen...aber die Trennung der körperlichen Hülle ist schrecklich genug. Denn die bräuchten wir ja nun mal um UNSER Leben fortzusetzen.
Ich wünsche Dir Tina, daß Du das schöne Gedicht von Lisa beherzigst und Dich um Deine verbliebenen Lieben kümmerst, als sei es der letzte Tag (so haben wir es immer gehalten und dennoch...)und daß Du bald wieder träumen kannst.Dank Dir für Deine lieben Zeilen.

Liebe Marlies,
auch Dir danke. Als mein Mann aufgebahrt war, habe ich ihn jeden Tag "besucht" und ihm einen langen Brief im Sarg versteckt, in dem ich ihm alles geschrieben habe. Aber all das bringt keine Erleichterung! ER FEHLT EINFACH!

Auch Dir Petra K danke für Dein Mitgefühl.Es tut mir sehr leid, daß Du Deine Mum verloren hast.
Wir alle haben jemand verloren, den wir ganz schmerzlich vermissen.

Langsam mag ich schon garnicht mehr schreiben, weil ich mich eigentlich NUR im Kreis drehe und ich nach 5 Monaten, seit dem Tod meines Mannes nicht die geringste Ruhe verspüre,- es wird alles nur noch schlimmer. Aber ihr wißt selbst wie das ist.

Ihr habt mir dennoch heute Morgen gezeigt, daß es immer wieder liebe Menschen gibt, die in Gedanken bei mir sind und das tut gut.(An einem Morgen, an dem ich in den Spiegel schaue und mich frage, wer ist diese erschöpfte, alte Frau... und am Frühstückstisch meinem geliebten Mann sein Brötchen belegen will und er einfach nicht da ist...)

Alles Liebe, Nadine
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