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Alt 15.09.2001, 00:19
Gast
 
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Standard Kleinzelliges B. = Todesurteil???

Liebe Tatjana,

ich verstehe zu gut, was in dir vorgeht. Deine mail ist ein Hilferuf nach einem Wunder, oder die Hoffnung jemand weckt dich aus deinem bösen Traum.
Wie soll man darauf antworten? Was soll man antworten, was deinen Hoffnungen entspricht?

Ich könnte sagen es gibt immer Hoffnung, ihr müsst kämpfen und ihr könnt gewinnen. Es wird schon alles gut werden, schaut mit Zuversicht in die Zukunft. Es gibt viele Möglichkeiten den Krebs zu besiegen, schaut euch bei Heilpraktikern und Alternativmedizinern um.

Ich könnte auch sagen, laut Statistik schaffen es 1% länger als 5 Jahre, ich könnte sagen, daß 3 von 100.000 Fällen spontane, unerklärliche Heilung erfahren. Das sind ziemlich schlechte Chancen, aber was ist schlecht? Die Chance auf 6 Richtige im Lotto ist ungleich geringer und trotzdem schaffen es fast jede Woche welche.

Ich könnte auch sagen, 1, 2 oder 3 Jahre ist doch verdammt viel. Gerade vor ein paar Tagen hatten einige Tausend Menschen gerade einmal ein paar Minuten dem Tod in die Augen zu sehen. Welche Möglichkeiten hatten sie noch einige Dinge in ihrem Leben gerade zu rücken?

Ist der Tod etwas so schlimmes? Ist er nicht etwas völlig normales, so normal wie die Geburt? Warum hat man Angst zu sterben? Glaubt nicht jeder irgendwie an ein "Jenseits"? Meinst du nicht, dort wird es der Seele besser gehen als hier? Hast du mal Bücher über den Tod gelesen? Dort wird immer sehr positiv vom "Hinübergehen" gesprochen.Man könnte fast etwas Neid gegenüber denen empfinden, die den Weg schon gegangen sind. Der Tod ist nichts Furchtbares, er ist der Übergang in einen neuen Abschnitt.

Was bleibt ist der Schmerz der Hinterbliebenen. Man könnte es aber auch brutal als Egoismus bezeichnen, weil man alleine gelassen wurde.
Man kann aber auch positiv darüber denken, die schönen Erinnerungen sollten einen mit Freude erfüllen und man kann es dem anderen "gönnen", daß es ihm "dort" besser geht. Und man wird sich wiedersehen!

Soweit ist es aber jetzt noch lange nicht und deshalb sollte man auch nicht soviele Gedanken damit verbringen. Jeder Tag ist wichtig, die Zukunft ist immer nur bis nächste Woche. Du wirst noch viel mit Deiner Mutter erleben, ganz bestimmt auch viele positive Dinge.
Wichtig ist daß du deine Ängste und Verzweiflung nicht in dich hineinfrisst, lass sie raus, rede darüber wann immer dir dananch ist und überlege, ob du oder ihr nicht vielleicht sogar professionelle Hilfe dafür sucht. Hier sind bestimmt einige, die dir dabei behilflich sein können.

Ich wünsche euch auf jeden Fall alles alles Liebe, Gute, viel Kraft und Glück.
Frank
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