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Alt 02.02.2007, 10:58
dorchen83 dorchen83 ist offline
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Standard AW: Hilfe -Bochum oder Bonn??

Hallo Alice,

Erstmal möchte ich dir eine ganz liebe Umarmung schicken - diese Diagnose ist für euch alle ein Schock und es wird noch eine schwere Zeit auf euch zukommen.... ... das tut mir wirklich leid.

Nun zu dem Zustand deiner Ma - du hast Recht, wir sind alle keine Ärzte, aber es gibt einige wenige Dinge, die ich dir vielleicht doch - aus meiner Erfahrung sagen kann (jedoch sind sie natürlich alle ohne Gewähr... jeder Krankheitsverlauf ist anders und es ist nur ein "angelesenes medizinisches Wissen").
Zunächst einmal ist es gut, dass die Blutwerte deiner Ma sonst keine Abnormalitäten zeigen. Das heisst, dass es sich bei dem Hirntumor wahrscheinlich nicht um Hirnmetastasen handelt (also dass der eigentlich Übeltäter irgendwo anders im Körper sitzt und streut), sondern, dass der Hirntumor der Primärtumor ist und höchstwahrscheinlich auch nicht nicht streut (-> es sind keine Zellen im Hirnwasser gefunden worden).
Mein Vater hat seit zwölf Jahren ein Astro III. Seine Blutwerte waren bisher immer top (also Leber etc.), nur bei falscher Medikamenteneinstellung (also wenn das Krampfmittel neu eingestellt wird) steigen sie manchmal an. Die Blutwerte sagen so also recht wenig über den Zustand eines Hirntumorpatienten (der allgemeine Zustand meines Dad verschlechtert sich nämlich zusehens).
Das deiner Ma plötzlich so schlecht ist und sie erbricht und sie auch stärkere Ausfallserscheinungen hat, das liegt wahrscheinlich hauptsächlich an dem Ödem (wie du selbst ja schon geschrieben hast). Es ist sehr raumgreifend, schwillt an und drückt gegen die Hirnwände. Ein Ödem wird meist mit Cortison (H15 könntet ihr später als Prävention verwenden,also wenn dieses Ödem behandelt wurde, ist viel schonender für den Körper als Cortison... leider wird es aber auch nicht von der Krankenkasse übernommen) behandelt, manchmal wird auch ein Shunt gelegt. Dadurch wird es deiner Ma hoffentlich schnell etwas besser gehen, wenn der Gehirndruck erstmal entlastet wird.
Was mich immer am meisten wundert, ist dass sie nur von den Untersuchungen Blutwerte und Hirnflüssigkeit (ohne Befund) auf einen Hirntumor schließen wollen (gut die Symptome sprechen auch dafür), aber eigentlich wird als erstes zunächst ein CT oder ein MRT gemacht um Klärung über die Lage und Größe des Tumors zu bekommen - ich denke mal, sie werden ein solches auch gemacht haben, sonst hätten sie jetzt nicht operiert /bzw. eine Biopsie gemacht.
Wichtig ist wie aggressiv der Tumor ist (also wie schnell er wächst), was durch die Biopsie herausgestellt werden wird und wo er liegt und wie "begrenzt" er wächst. Bei meine Dad ist er diffus, dass heisst er greift wie eine Spinne in das Gehirn und ist nicht örtlich begrenzt - deshalb konnte bei ihm nicht operiert werden. Allerdings operieren einige Ärzte auch, wo andere es nicht tun würden... man muss dabei aber auch die folgen bedenken... denn wenn ein Resttumor im Gehirn zurück bleibt, wächst er meistens wieder nach (viele sind resistent gegen Chemo und Bestrahlung) und dann wächst er auch viel aggressiver (also in einem höheren GRad und schneller) nach. Deshalb muss man sich gut beraten lassen, was das beste ist.
Also durch die Symptome allein kann man nicht sagen, wie aggressiv der Tumor ist... es kommt wahrscheinlich durch das Ödem wie gesagt. Auch epileptische Anfälle können rapide eine Zustandsverschlechterung auslösen, die dann aber nach einigen Tagen sich auch wieder spontan verbessern kann. Deshalb können wir dir nichts genaues sagen. Aber du sollst wissen, dass wir da sind um zuzuhören. Ich werde an dich und deine Familie denken und hoffe, dass gute Nachrichten nach der Biopsie kommen und deine Ma sich wieder ein wenig erholt und das Ödem in den Griff bekommen werden kann.

Einen ganz lieben Gruß

Dorchen
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