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Alt 28.10.2004, 11:58
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Thekla, hallo Irene,
ja, ich war stolz darauf, dass Uli so beliebt war. Mittlerweile habe ich von etlichen Leuten gehört, die auch noch auf der Beerdigung waren, die ich aber gar nicht wahrgenommen habe. Alle sagen, dass er so liebenswert und so lebensbejahend war, ganz anders als ich, ich bin eher der ernste Typ und neige zur Depression. Wie oft hat er zu mir gesagt: "Sei doch nicht immer so pessimistisch." Im Nachhinein denke ich mir, dass es ihm sehr schwer gefallen sein muß, mit mir zusammenzuleben und doch ist von ihm nie ein böses Wort gefallen.
Gestern habe ich den ganzen Nachmittag bis spät am Abend im Garten und auf der Terrasse gearbeitet und musste immerzu daran denken, dass er das alles im letzten Jahr und auch in diesem Frühjahr mit mir zusammen gemacht hat. Jetzt muss ich alles alleine machen.....
Übrigens war Uli, genau wie Eure Männer, hier der große Handwerker. Er war Kfz.-Meister von Beruf, so dass ich nie mit unserem Auto in die Werkstatt musste. Auch zu Hause hat er sich an alles herangemacht. Alle Türen hier im Haus sind von ihm eingebaut, alle Fußböden sind von ihm gelegt, egal ob Parkett oder Platten. Einbauschränke hat er gebaut. Es erinnert mich alles an ihn, egal wo ich hinsehe. Nur mit dem Bürokram kam er gar nicht zurecht, das musste ich alles machen. Wie sich unsere Männer gleichen.....
Jetzt fahre ich erst einmal zum Friedhof und dann ein wenig einkaufen. Am Samstag kommt ein Onkel und ein Cousin von mir, die mir ein Zimmer, das Uli nicht mehr geschafft hat, umbauen wollen. Das wird ein paar Wochen dauern und so lange muss ich ja wohl samstags für die beiden kochen. Ein Grund zum Einkaufen. Am Sonntag werde ich dann für einige Tage wegfahren. Wir haben ein kleines Ferienhäuschen an einem See im Land Brandenburg, knapp 700 km von hier. Das muss winterfest gemacht werden und mein Schatz und ich wollten schon Ende August dorthin fahren. Leider bekam er dann Bestrahlungen und die Fahrt wurde verschoben, bis es ihm besser ging. Dann hatten wir geplant, Mitte Oktober hinzufahren aber ab dem 3. Oktober verschlechterte sich sein Zustand dann so dramatisch, dass ich nicht mehr mit ihm fahren konnte. Und jetzt fahre ich alleine..... Ich habe ein bisschen Angst davor, nicht mal so sehr vor der langen Autofahrt, nein, einfach, dass mich dann dann der große Schmerz einholt, den ich hier bisher noch - wenigstens über Tag - mit Erfolg verdrängen konnte. Schlimmstenfalls bleibe ich ein bis zwei Nächte und setze mich dann wieder ins Auto und fahre nach Hause.
Alles Liebe und Gute und danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, Anteil zu nehmen.
Es grüßt Euch ganz herzlich und wünscht einen schönen Tag
Beatrix
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