Einzelnen Beitrag anzeigen
  #41  
Alt 13.05.2004, 00:04
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nicht aufgeben!

Hallo.
Ich lese all diese Beiträge von euch allen seit Wochen, hatte aber nicht die Kraft, zu schreiben.
Mein Vater ist vor 2 Wochen operiert worden, die Whipple-OP, und er hat sie fast nicht überlebt.
Dr Arzt hat überlegt, ob er operiert oder nicht, und es dann doch getan, aber alles, was dieser Chirurg danach sagte, war so niederschmetternd und ich habe nur noch geweint und habe versucht, mich von meinem Pa zu verabschieden. Er hat um sein Leben gekämpft, wirklich, selbst ein Priester war schon da, es stand so schlecht und ich war nur panisch und habe weder geschlafen noch gegessen, was aber nicht wichtig ist in solchen Momenten. Die Geschichte hat uns überfallen, vor etwa 4 Wochen, alles ging so schnell. Nach dem grauenhaften Gespräch nach der OP ist meine Mutter umgekippt, daher hat dieser Arzt dann mit mir den pathologischen Befund besprochen, der allerdings eintraf, als mein Vater zumindest schon wieder ansprechbar war und sich wieder Hoffnung regte.
Dieser Chirurg sagte, er habe nicht alles bei der OP erwischt, der Tumor sei so groß und unendlich weit fortgeschritten und habe gestreut und mein Vater hätte vielleicht noch 6 Monate, vielleicht 1 Jahr. Ich sollte selbst entscheiden, was meine Familie davon erfährt, ich habe es portionsweise erzählt. Es war grauenhaft.Nichts gehe mehr, sagte er, Chemo und so seien sinnlos.
Nun ist mein Vater allerdings ein zäher Kämpfer mit seinen 62 Jahren und trotz der Unkenrufe, dass er eine Lungenentzündung hat, wurde er jeden Tag fit und fitter. Nur hatte er die traurigen angstvollen Augen von jemandem, dem man gesagt hat, dass seine Zeit sehr begrenzt ist. Er hat aber gekämpft und mir vorgestern gesagt, wie unendlich schwer das war. "Sterben wäre einfacher gewesen" sagte er, ich glaube, das sagt alles.
Und nun kam heute ein Onkologe ins Spiel, von dem ich erwartet habe, dass er uns sagt, wie man diesen Tumor noch eine Weile in Schach hält.
Und der sprach plötzlich von Heilung.
Ich dachte, ich kipp vom Stuhl, aber nach all unseren Fragen und ungläubigen Blicken sagte er uns, dass es wirklich nicht soo arg aussieht und er ganz klar die Zielsetzung der Heilung hat. Heilung! Was für ein Wort, wie groß das ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit so gering ist – es ist zumindest nicht mehr ausgeschlossen, denn ein Onkologe weiß über sowas mehr Bescheid als der beste Chirurg und die Welt ist auf einmal eine andere!
Es ist nicht alles prima und das ist ein fieser und heimtückischer Krebs. Aber gebt nicht auf, ihr alle nicht! Mein Pa hat so sehr gekämpft und ich habe mich oft gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, sich so zu quälen, habe ihn aber immer angefeuert, richtig angemotzt manchmal, dass er gefälligst kämpfen soll.
Heute weiß ich es wieder, weiß warum und dass man immer kämpfen muß und es so wahnsinnig auf einen selbst ankommt und auf die Liebe und Kraft, die einen umgibt.
Das Wort „Heilung“ ist wieder im Spiel und man kann es schaffen. Nicht aufgeben!!
Irgendeine Kleinigkeit reißt dich plötzlich raus aus der Verzweiflung und irgendwie geht es jetzt weiter und ich habe ein bißchen Angst verloren. Mein Vater sagt, jetzt würde er die Messer wetzen und ich kann seit heute wieder lachen.
Die Dinge sind nicht immer so aussichtslos, wie sie scheinen, aber es wird einem in dieser Krankheit wenig geschenkt, glaube ich, das ist ein steiniger Weg.
Kennt ihr „Findet Nemo“? Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen.
Okay, dies war mein Einstieg hier, ich hoffe sehr, dass ich bald mal wertvollere Ratschläge weitergebe außer „alles war grausig und jetzt sieht es wieder ganz gut aus“, aber das waren meine Erlebnisse bisher und in diesem Forum habe ich viel Trost gefunden und ich habe viel gelernt, und ich werde versuchen, das wiederzugeben, in dem ich berichte, was passiert und Fragen ohne Ende stelle.
Ole ist übrigens sehr kraftgebend, gut realistisch und sehr hilfreich, danke.
Bis bald-
Mit Zitat antworten