Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 03.10.2001, 12:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Früherkennung

Wie ich in anderen Topics ja schon erwähnt habe, hat mein Dad ein Bronchialkarzinom, ein Adenokarzinom, bei der Diagnose bereits Stadium IV mit Metastasen in Gehirn und Nebenniere. Wir waren so geschockt, dass alles andere völlig nebensächlich wurde. Doch je mehr Zeit vergeht, um so öfter frage ich mich: Wie konnte das passieren? Bereits vor über zwei Jahren haben sie bei einer Routineuntersuchung festgestellt, dass mein Vater sehr schlechte Blutwerte hat. Daraufhin wurden die Tumormarker bestimmt und ein CEA-Wert von über 700 festgestellt. Der CEA-Wert für sich alleine hat keine Aussagekraft, doch es war allen beteiligten Ärzten klar: Für diesem extrem hohen Wert muss es eine Ursache geben. Diese wurde zwei Jahre lang gesucht, vor allem im Magen-Darm-Bereich, da mein Vater hier seinen Schwachpunkt hat. Die Lunge haben sie zwar auch untersucht, aber eher vernachlässigt und das obwohl gerade bei einem Bronchialkarzinom der CEA-Wert sehr oft erhöht ist und mein Vater jahrelang extrem starker Raucher war! Erst nach zwei Jahren, als der CEA-Wert bereits bei 900 lag, haben sie die Lunge gründlicher untersucht, ihn allerdings vorher noch an der Ohrspeicheldrüse operiert, weil er dort ein Lymphom hatte. Darüber ist wiederum kostbare Zeit verstrichen...
Die Ärzte, die meinem Vater jetzt behandeln, haben mehrfach geäußert, dass das Stadium des Tumors den Rückschluss zulässt, dass er ihn bereits seit drei oder sogar noch mehr Jahren hat und dass man ihn früher entdecken hätte können, weil er sich nicht irgendwie *getarnt* oder *versteckt* hat.
Ich verstehe das einfach nicht, es ist ständig die Rede von Früherkennung als Chance, aber das wird für mich vor diesem Hintergrund ad adsurdum geführt. Mein Vater war ja in ärztlicher Behandlung, wurde permanent geröngt, mit CT und Kernspint untersucht, aber wenn das Hauptaugenmerk auf den Organen liegt, die nicht betroffen sind, nutzt das alles nichts. Ich weiß, dass ich nicht sachlich argumentiere, zumal ich ja keine Ahnung von Medizin habe, aber der Gedanke, dass mein Vater noch die Aussicht auf ein längeres Leben gehabt hätte, wenn der Tumor früher erkannt worden wäre, treibt mich im Moment einfach um. Sorry, heute habe ich einen extrem schlechten Tag, es ist so trüb draußen, meinem Vater geht es mit seiner Infektion von Tag zu Tag schlechter und wir können so gar nichts für ihn tun...
Mit Zitat antworten