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Alt 25.06.2006, 11:01
hedi2 hedi2 ist offline
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Standard AW: Liebe Neue, Bitte Kein Neues Thema Eröffnen, Sondern Hier Schreiben!!!

Zunächst ein herzliches Dankeschön an alle, die mir bereits geantwortet haben.
Ich bin der festen Überzeugung (und mit ein bißchen Lebenserfahrung mit meinen 54 Jahren verfüge ich ja doch schon) daß alles, was man anderen gibt, auch wieder zu einem zurückkommt. Leider bin ich halt als "Neue" noch nicht in der Lage Euch etwas zu geben, doch das kommt sicherlich noch.

Es hat mir bereits geholfen, daß ich heute schon damit umgehen kann, daß ich keine Interferon Therapie bekommen hab. Ich weiß ja, daß jeder SEINEN Weg zu gehen hat und das ist auch wieder schön, denn ich glaube auch daran, daß man für sich selber spürt, ja beinahe weiß, was einem selber gut tut.

Leider habe ich vergessen, zu erwähnen, daß ich aus Österreich bin, ich hoffe, das stört Euch nicht, was sind schon Landesgrenzen?
An einen Behindertenausweis habe ich selbt schon gedacht, hab mich aber ehrlich gestanden nicht getraut, mich darum zu kümmern, ich weiß auch nicht wieso? Falsche Gefühle wahrscheinlich, nur ja nicht auf dem Papier etwas stehen haben, was man eigentlich nicht wissen will?
Ich werde mich aber jetzt darum bemühen, denn meine Arztkosten seit meiner Erkrankung sind wirklich sehr hoch, und in Österreich kann ich dann wenigstens einen gewissen steuerlichen Vorteil damit erreichen.

Ich habe in den 6 Monaten, in denen meine Wunde nicht abheilt ist, alle Verbandskosten selbst getragen (Verbandswechsel alle 2- 3 Tage), das war schon eine schlimme Zeit, denn ich hatte, da immer wieder Probleme aufgetreten sind, kaum die Möglichkeit mal von dem Gedanken Melanom wegzukommen. Das gelingt mir jetzt schon ein bißchen besser, ich denke wenigstens nicht mehr ständig daran.

Psychologische Hilfe hab ich schon begonnen, aber auch hier war ich sehr nachlässig, ich bin erst zweimal dort gewesen, denn ihr müßt Euch vorstellen, ich war in den letzten Monaten wöchentlich ca. 2-3x beim Arzt und die Tage, an denen in keinen Arzttermin hatte, die hab ich zur psychischen Erholung benutzt, um endlich ein bißchen von meinen schwarzen Gedanken loszukommen. Ihr habt aber recht, das werde ich jett wieder in Anspruch nehmen. Es ist halt alles ein bißchen viel für mich.
Gott sei Dank sind die Zeiten nun vorbei, an denen ich wirklich jeden Tag geheult habe. Zum Teil natürlich aus Selbstmitleid, größtenteils aber, weil ich bemüht gewesen bin, meine Lieben zu schützen. Mein Sohn ist 25 Jahre alt und ich liebe ihn aus ganzem Herzen. Er ist sehr klug und weiß sowiese mehr als mir lieb ist, trotzdem ist es mir einfach nicht möglich, ihm zu sagen, wie schlecht es mir psychisch geht. Ich habe Angst, ihn mitzureißen in mein schwarzes Loch. Das was sich eine Mutter am meisten wünscht ist, daß es ihren Kindern gut geht, daß sie glücklich sind, ich wünsche mir nichts mehr als zu wissen, daß er glücklich ist. Es ist mir einfach nicht möglich, mit ihm über meine Sorgen zu sprechen. Deshalb verstelle ich mich so gut es geht, wenn ich ihn mal sehe, kaum ist er fort, bin ich stolz darauf, daß ich es zustande gebracht habe, bin aber zutiefst traurig, daß ich niemanden habe, dem ich mich mitteilen kann.
Der zweite liebe Mensch in meinem Leben ist meine Mutter. Sie ist bereits 86 Jahre alt. Mein Vater ist an einem Pankreaskarzinom verstorben, ich glaube, da gibt es einen genetischen Zusammenhang. Ich hab sie aufs grausamste belogen, mit Hilfe meines Hautarztes. Wir haben für sie eine Geschichte erfunden, die glaubhaft ist. Wir haben ihr von einer Onfektion am Fuß erzählt, die ausgeschnitten werden mußte, denn irgendwann sieht sie villeicht meine Narbe und auch sie ist klug genug, um sich dann etwas zusammenreimen zu können.
Es würde ihr aber auf jeden Fall schaden, wenn sie sich um mich auch noch Sorgen machen müßte und meine Situation würde sich auch nicht ändern.
Oftmals, wenn ich sie sehe, möchte ich mich bei ihr anlehnen und mal richtig ausheulen und mich an sie drücken, aber auch das ist mir leider nicht möglich und es kostet mich enorm viel Kraft, das durchzustehen.

Von meinen weiteren Sorgen erzähle ich ein nächstes Mal, denn jetzt bin ich schon ein bißchen verheult und es ist Zeit, wieder an etwas anderes zu denken.

Danke, daß Ihr mir zugehört habt.

Hedi2

Geändert von hedi2 (25.06.2006 um 11:21 Uhr)