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Alt 25.06.2006, 17:44
Benutzerbild von Claudia Junold
Claudia Junold Claudia Junold ist offline
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Liebe Hedi,

*gggg* Du bist nicht der einzige 50er - auch ich gehöre ab Dezember dazu und einige andere sind auch schon "dabei".

Zum Behindertenausweis hat Dir ja Babs (huhu , ich hoffe, Du hast Dich eingermaßen erholt, liebe Babs?) eine Menge Infos gegeben. Ich weiß ja nicht, ob Du berufstätig bist, aber Du hättest durch den Ausweis deutliche Vorteile, was mehr Urlaub, Kündigungsschutz und Steuerfreibeträge betrifft.
Warum sind Deine Arztkosten so hoch und warum mußtest Du das Verbandsmaterial selbst bezahlen?

Wenn ich Dein posting so lese, fällt mir jede Menge dazu ein... Ich hoffe nicht, daß Du mich für anmaßend und neunmalklug hältst - schließlich kenne ich Dich ja gar nicht - aber für mich klingt da eine ganze Menge zwischen den Zeilen durch.
Es ist schon beinahe typisch für Krebskranke und dann erst recht noch für Frauen, daß sie meinen, ständig ANDERE schützen zu müssen, selbst immer stark sein und alles im Griff haben zu müssen.
Mir ist ähnliches passiert: als ich meine Diagnose bekam, stand unser jüngster Sohn gerade mitten im Abitur und ich wollte ihm auf keinen Fall sagen, was los ist, bis er die schriftlichen Prüfungen hinter sich hatte. Typisch! Dabei hatte er genau gemerkt, daß etwas Schlimmes passiert ist und hat sich eher ausgeschlossen und nicht ernst genommen gefühlt! Mit 20 ist man schließlich erwachsen und sollte auch so behandelt werden.
Auch Selbstmitleid muß man haben dürften! Mit jedem anderen hast Du ganz sicher auch Mitleid - warum solltest Du das nicht mit Dir selbst haben dürfen????? Schließlich hast Du eine Krebsdiagnose bekommen! Das ist kein Schnupfen oder so, sondern erstmal subjektiv lebensbedrohend! Und da sollte man kein Mitleid mit sich selbst haben dürfen??? Nur wäre es schade, wenn Dir diese Phase den Weg in eine aktive Krankheitsbewältigung verbauen würde. Wer aktiv an seiner "Gesundung" mitarbeitet, hat nicht das Gefühl hilflos ausgeliefert zu sein. Wer informiert ist, muß nicht alles kritiklos glauben und hinnehmen, was Ärzte oder sonst wer sagen und kann aktiv über seine Behandlung mitbestimmen und entscheiden. Das alles sorgt - in Verbindung mit einer guten, regelmäßigen Psychotherapie - dafür, daß es Dir wieder besser geht und Du hoffentlich wieder jeden Tag genießen kannst. Kann es sein, daß Du überhaupt Probleme hast loszulassen? Dein Sohn ist mit 25 doch erwachsen! Ich könnte mir vorstellen, daß es ihm deutlich lieber wäre, wenn Du ehrlich mit ihm reden würdest und er dann selbst einscheiden kann, wie er damit umgehen will, als wenn Du ihn wie einen kleinen dummen Jungen außen vorläßt, "weil er noch zu jung ist und man ihm das nicht zumuten kann"... Weißt Du, meine Jungs sind heute 26 1/2 und fast 24 und studieren beide auswärts. Sie kennen meine nicht besonders gute Prognose und können sehr gut damit umgehen. Sie hoffen und bangen (zusammen mit meinem Mann, der mich immer und in jeder Hinsicht unterstützt) und mir vor jeder Nachsorge und freuen sich mit mir - weil sie wissen, was es heißt, wenn ich wieder befundfrei aus den Untersuchungen hervorgegangen bin. Und wenn es mir mal schlecht geht, darf ich auch vor und mit meiner Familie weinen!Das tut mir gut, ihnen auch und verbindet ungemein! Wenn Du Dich verstellst, kann das einfach auch nicht gut für Dich sein!
Ganz ehrlich gesagt, verstehe ich auch nicht so ganz, warum Du Deine Mutter so belügst. Schau mal, wenn Deinem Sohn etwas Schlimmes zustieße - und er würde Dich so belügen - würdest Du Dich darüber freuen oder wäre es Dir nicht auch lieber, wenn er Dir offen und ehrlich sagen würde, was Du wissen möchtest? Mein Vater ist jetzt auch 87. Ich habe ihm vorsichtig erzählt, was los ist und ihm die Fragen beantwortet, die er gestellt hat. Ehrlich, ohne Beschönigung. Familie heißt doch Zusammenhalt zwischen allen - und nicht nur von Dir zu den anderen Mitgliedern.
Versteh mich bitte nicht falsch, liebe Hedi, das sollen weder schlaue Sprüche und schon gar keine Schuldzuweisungen sein, aber vielleicht gibt Dir das eine oder andere einen Denkanstoß.
Wenn Du Sorgen loswerden möchtest, wirst Du hier immer ein offenen Ohr finden!

Viele liebe Grüße von

Claudia