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Alt 17.03.2009, 12:06
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bernhardiner bernhardiner ist offline
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Standard AW: Tagebuch; Ein Leben mit Krebs...

Hallo Carsten,
vielen Dank, daß Du mich über das Tagebuch an Eurem Leben hast teilnehmen lassen. Ich finde darin soviel gemeinsames. Am letzten Samstag war es genau ein Jahr her, daß Karin ihre Diagnose Gallenblasenkarzinom erhalten hat und nächste Woche Dienstag sind es 2 Monate, das sie nicht mehr bei mir ist. Wir waren 38 Jahre verheiratet, kannten uns aber noch viel länger. Oft hat der eine das ausgesprochen, was der andere gerade gedacht hat. Wir haben dann gelacht und gesagt, warum reden wir überhaupt noch miteinander. Das letzte Jahr war alles in einem. Wir hatten so innige Momente, als wollten wir all das Schöne der letzten Jahre auf einmal toppen. Wir hatten sehr traurige Momente, haben einfach nur nebeneinander gelegen und geweint. Aber meine Karin war immer für mich erreichbar. Ich konnte sie streicheln, küssen und mit ihr reden oder sie einfach nur ansehen. Am 24.01. war dies auf einen Schlag vorbei. Ich habe ganz fest ihre Hand gehalten, als sie den letzten Atemzug gemacht hat. Dann lief alles weiter wie ein Film ab. Es war, als würde ich von außen zusehen, wie Karin gewaschen wird, der Arzt kommt und stellt den Totenschein aus. Da ruft jemand den Bestatter an, bin ich das? Dann irgendwann bin ich in ein ganz tiefes Loch gefallen. Da steck ich wohl immer noch drin. Es hat sich viel verändert in der kurzen Zeit. Der Bekanntenkreis zum Beispiel. Es gibt welche, die wechseln lieber die Strassenseite, nur weil sie nicht wissen, was sie zu mir sagen sollen. Dann gibt es welche, die reden nur dummes Zeug, kann ich drauf verzichten. Aber es gibt neue Freunde, die plötzlich da waren und die versuchen, wieder ein wenig Ruhe und Ordnung in mein Seelenchaos zu bringen.
Nun habe ich viel mehr geschrieben, als ich eigendlich wollte. Ich heule wieder, hoffendlich kommt nicht gerade jemand ins Büro. Wenn doch, egal.
LG, Siegfried
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Liebe Grüße, Siegfried

Meine Karin fehlt mir so. *24.09.1950 +24.01.2009

Menschen sind Engel, aber nur mit einem Flügel.
Es müssen sich immer zwei finden, um fliegen zu können.
Drum hielten wir uns an der Hand und flogen dann gemeinsam in unseren Himmel

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