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Alt 06.01.2014, 14:14
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Gebärmutterhalskrebs mit Lymphknotenbefall…Todesangst :(

Hallo lalelu,
das man Todesangst hat, im wahrsten Sinne des Wortes, ist menschlich. Ich musste 2 geschlagene Monate auf Therapiebeginn warten, hatte auch schon Tumorschmerzen und brauchte zum Schlafen Psychopharmaka. Tags über konnte ich mich ablenken, habe auch zwei Wochen noch gearbeitet, aber nachts war es unerträglich, wenn die Panik im Dunkeln kam.....

Was die Radio/Chemo betrifft, wirst du hier im Forum viele Erfahrungsberichte finden. Nach zwei, drei Wochen konnte ich fast nicht mehr gut laufen, aber mein Vater, der auf mich aufgepasst hat, zwang mich, jeden Tag ein bisschen spazierenzugehen (wenn man das so nennen kann...) Dann musste ich ja jeden Tag mit dem Zug ins KH zur Bestrahlung und einmal pro Woche war die Chemo dran, die 5 Stunden dauerte. Duch das Cortison hatte ich einen wahnsinnigen Hunger und habe letztendlich 25 kg zugenommen. Dann erinnere ich mich noch an Verstopfung und folgendem Durchfall, was vor allem bei den Zugfahrten und auch bei den Spaziergängen dramatisch war. Am Ende war das After verstrahlt und ich brauchte eine Spezialcreme, um überhaupt ohne Tränen aufs Tö gehen zu können. Das Handkribbeln, die Beinkrämpfe nachts, das ich mir nicht mehr allein die Schuhe zumachen könnte, Konzentrationsprobleme, Hörprobleme, selbst das Sprechen wurde zu Lallen, was meinen Vater sehr erfreute, weil er sich mein sonstiges Geplapper nicht mehr anhören musste, Wunden in der Mundschleimhaut und als einzige Nachwirkung ist mir ein Diabetis Typ 2 verblieben. Vieles habe ich vergessen, aber ich weiss noch, dass ich keine Treppen mehr hochgehen konnte und wie eine alte Frau durch die Gegend geschnauft bin.

Nach den 6 Wochen Therapie hat es mehr als 3 Jahre gebraucht, bis ich wieder ein Mensch war. Von der Psyche will ich hier nicht schreiben, aber der Fakt, dass ich immer noch hier reinsehe und auch schreibe, sagt ja alles.

Wenn die Therapie dann losgeht und du konkrete Fragen hast, ich steh dir zur Seite, wenn du magst.

Nachtrag: das Foto von mir wurde nach Therapieende am Strand gemacht. Auto fahren konnte ich nicht, aber da ist jemand aus der Familie gefahren .... Ich habe immer versucht, gegen die Müdigkeit und die Antriebslosigkeit anzukämpfen...innerhalb des Möglichen. Die Familie und jede Unterstützung war immer sehr wichtig.
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Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (06.01.2014 um 14:22 Uhr) Grund: Nachtrag
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