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Alt 17.10.2004, 18:29
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Thekla,
ich fühle mich ohne meinen geliebten Uli, als wenn ich zu viel auf der Welt wäre. Jedes Ding hat sein Gegenstück, ich habe meines verloren. Fühlst Du Dich auch so überflüssig? Nein, Uli ist noch nicht bestattet. Da er eingeäschert werden wollte, dauert das alles. In dieser Woche ist nun endlich die Einäscherung in Aachen, dann muss die Urne erst wieder nach hierhin zurückkommen und dann wird wohl in der Woche vor Allerheiligen die Bestattung sein. Es dauert mir alles viel zu lange. Ich habe das Gefühl, solange nicht Uli seine letzte Ruhe gefunden hat, einfach in der Luft zu hängen. Übrigens geht es mir wie Dir, die Sonne geht für uns nie mehr auf.....
Mit den finanziellen Tips hast Du mir sehr geholfen. Uli war Angestellter im öffentlichen Dienst, ich glaube nicht, dass ich von dort noch irgendetwas zu erwarten haben. Auch die Gewerkschaft, die ich daraufhin in der letzten Woche angerufen habe, sagte, es habe sich hier einiges geändert und es sei noch nicht klar, ob ich von dort noch etwas bekommen würde. Das mit der Krankenkasse werde ich aber gleich in dieser Woche in Angriff nehmen. Die Änderung der Lohnsteuerkarte in Klasse III kann ich zeitlich für dieses Jahr nicht mehr schaffen. Bis Ulis und meine Steuerkarte hier ist, ist das Jahr so gut wie um. Aber wenn die neue Steuerkarte kommt, werde ich gleich zum Finanzamt fahren und sie auf Steuerklasse III ändern lassen. Ich glaube auch, das macht ganz schön was aus. Mit der Hinterbliebenenrente habe ich mir schon so etwas Ähnliches gedacht. Ich würde, wenn ich nicht arbeiten würde, knapp 600 Euro bekommen, so rechne ich höchstens mit 250. Aber was soll's wir müssen damit leben. Also Du siehst, große Sprünge kann ich nicht machen, will ich aber auch gar nicht. In der letzten Woche habe ich so gut wie nichts für mich ausgegeben. Sicher wird es wieder anders werden, aber ich habe bis zu Ulis Tod meinen Schatz gerne mit allerhand Leckereien verwöhnt, das fällt jetzt weg und so spare ich sicher eine ganze Menge.
Schluß jetzt mit dem Thema Geld. Ich komme mir so berechnend vor, dabei finde ich das alles nur lästig.
Mit dem an die frische Luft gegen ist es heute nichts geworden. Es hat heute nachmittag tüchtig geregnet und da bin ich lieber zu Hause geblieben und habe eine CD von Queen aufgelegt, weil die und Billy Idol seine Lieblings-CDs waren. Ich habe dann im Sessel gesessen, habe sein Bild angesehen und ein bißchen geweint. Wenn ich so sehe, wie er auf dem Bild lächelt glaube ich, es muss ihm da wo er jetzt ist, gut gehen. Meine Tochter und mein Schwiegersohn haben heute nachmittag Besuch bekommen und konnten sich nicht um mich kümmern, meine Mutter geht morgen ins Krankenhaus und wird an der Bandscheibe operiert und muss packen. So war ich heute nachmittag ganz allein. Aber daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Schön, wenn man dann zwischendurch mal in den PC schauen kann und dort Eure lieben Worte liest. Dann kommt man sich nicht ganz so einsam vor.
Ich lese, dass Du auch den letzten Tag und die letzte Nacht mit Deinem Schatz nicht aus dem Kopf bekommst. Ich finde es so schlimm, dass mir die schönen Dinge, als er noch gesund war, nicht mehr einfallen. Ich sehe ihn auch immer noch so krank und schwach und sterbend vor mir und das ist schlimm. Es heißt ja, mit der Zeit würden die schlimmen Dinge verblassen und dann wäre wieder Platz für die schönen Dinge in unserer Erinnerung. Wir müssen einfach abwarten.
Es grüßt Dich ganz lieb
Beatrix
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