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Alt 17.04.2012, 14:40
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs....Endstadium

Lieber Matthias,

das, was du schilderst erinnert mich sehr an die Krankheitsgeschichte meines Vaters... Auch er hatte Lungenkrebs. Als die Diagnose mehr oder minder rein zufällig am 18.04.11 gestellt wurde, hatte er bereits eine Knochenmetastase im Schulterblatt. Er fühlte sich zu dem Zeitpunkt nicht krank, hatte nur starke Schmerzen in der Schulter...
Dann geschah das, was du beschrieben hast. Nach der Krankenhausentlassung (alle Kontrolluntersuchungen) bekam mein Vater eine Lungenentzündung, musste sofort stationär aufgenommen werden und hatte ebenfalls diese Pleuraergüsse. Auch er bekam Drainagen gelegt und lag ca. 5 Wochen stramm im Krankenhaus, nahm zusehends ab und war sehr, sehr schwach. Als er endlich nach Haus durfte, konnte meine Mutter ihn wieder "aufpäppeln" und er nahm auch einige Kilos wieder zu, gewann ein wenig Kraft zurück, so dass dann die Chemotherapie gestartet wurde. Damit will ich dir nur sagen: mein Papa hat das geschafft und deiner wird das hoffentlich auch alles bald überstanden haben! es wird dann einige Zeit dauern, bis er sich wieder ein wenig berappelt haben wird.

Auch bei uns war ziemlich früh klar, dass mein Vater einer dieser "hoffnungslosen Fälle" ist, d.h. rein palliative Behandlung. Man teilte ihm mit, dass es für ihn sehr übel aussähe und er nicht wieder gesund werden würde. Keine Chance auf eine OP. Ich habe damals das Gefühl gehabt, man reißt mir den boden unter den Füßen weg! Das Leben stand kurz still, ich war wie gelähmt und wollte es nicht wahrhaben. Warum jetzt und warum mein Vater?! Warum muss überhaupt jemand diese Krankheit bekommen?! Und als ich "Lungenkrebs" hörte, musste ich unweigerlich an Tod denken. Ich habe wie eine Irrsinnige sämtliche Litertur im Netz gewälzt, doch es hat mich nun noch unruhiger werden lassen. Viele Informationen widersprachen sich... Und dann diese ätzenden Prognosen, Statistiken... Mein Tipp: lass dich darauf nicht ein! Jeder Mensch ist anders und jeder Krankheitsverlauf. Niemand kann vorhersagen, wie es sein wird.

Was du schreibst, kenne ich nur allzu gut. Auch ich habe (oder muss ich schreiben hatte?) ein sehr gutes und inniges Verhältnis zu meinem Vater. Ähnlich wie bei dir ist mein Vater mein Fels in der Brandung, Lebensberater in beruflichen Dingen, harter Kritiker, Anlaufstelle für sämtliche Probleme und er war immer mein Handwerker in Not;-) Und vor allen Dingen: er war immer für dich!!! Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn... das ist auch unvorstellbar! Vielleicht magst du meinen Thread von damals lesen "Mein Vater hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium..." und wirst einige Parallelen entdecken können.

Ich kann dir auch nur empfehlen: lebe im Hier und Jetzt. Verbleibe in der Gegenwart und quäle dich nicht mit dem, was womöglich auf dich zukommen wird. Es wird doch anders sein und sich anders anfühlen, als man es sich vorstellt. Und wenn du jetzt zu viele Gedanken an die Angst und Wut verschwendest, kostet es dich wertvolle Zeit, die du heute, morgen und nächste Woche etc. mit deinem Vater verbringen kannst. Es ist schwierig, so zu leben, von einem Tag auf dennächsten. Doch wenn du dir vor Augen hältst, dass wir alle (auch wir "Gesunden") jeden Tag aufstehen und 24 Stunden zur Verfügung haben, dann fällt es dir vielleicht leichter...

Genieße die Zeit, die du mit deinem Papa verbringst und versuch' ein wenig für ihn der Fels in der Brandung zu sein. das ist unsagbar schwer, aber ich denke, so wie du von deinem Papa schreibst, wirst du das schaffen!!! Auch ich wünsche dir ganz viel Kraft und auch Zuversicht!!! Es ist ein harter Weg und jeder von uns hatte Angst vor dieser Zeit, wenn der eigene Vater oder die eigene Mutter mal so schwer erkrankt, oder?

Lieber Matthias, wenn es dir hilft, dann schreib' in diesem Forum in deinem Thread! Vielen von uns hat das sehr geholfen und mir hilft es bis heute!!! Ich wüsste manchmal gar nicht, was ich ohne diese Truppe hier machen würde!!! Du findest immer jemanden, der dir mit Rat und Tat zur Seite steht oder ein paar aufbauende und tröstliche Worte schreibt. Selbst wenn nicht, tut es unendlich gut, sich seinen Kummer von der Seele zu schreiben.

Alles, alles Liebe für dich und deinen Vater
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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