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Alt 15.11.2008, 18:30
Polyglotte Polyglotte ist offline
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Standard AW: Brauche ein bisschen Hoffnung...und möchte Euch allen danken.

Liebe Mapa, liebe Blume, liebe mitfühlenden Menschen hier.

Ich danke Dir, liebe Mapa, für Deine lieben Worte, dafür, dass Du heute an uns gedacht hast. Ich habe heute Morgen recht lange mit dem Mann meiner Freundin telefoniert und er hat mir recht klar zu verstehen gegeben, dass es wohl kein Auf mehr geben wird nach diesem Ab. Natürlich kann er sich auch irren, aber es sieht doch alles sehr schlecht aus. Er sagte, es sei mittlerweile erschreckend, ihr beim Atmen zuzuhören, da sie so schlecht Luft bekomme (und das trotz Sauerstoffgerät). Wenn sie kurz aufstehen muss, um den Toilettenstuhl zu benutzen, bekäme sie sofort eine Panikattacke vor lauter Luftnot. Appetit hat sie natürlich dementsprechend keinen, so dass sie auch immer weiter abnimmt. Schmerzmittel bekomme sie noch nicht, da sie keine Schmerzen habe.

Die Post (Karten mir "lesenden Frauen" und Brief), die ich ihr aus Belgien geschickt hatte sei heute angekommen, sagte er. Er würde ihr auch die Post öffnen, aber sie registriere kaum mehr, wer geschrieben hat, geschweige denn was inhaltlich drin steht. Dennoch bin ich heute zur Post und habe ihr ein Gedicht geschickt. Eines über Freundschaft, das sie mir kurz nach unserem Wiedersehen im August als Emailanang mitgeschickt hatte, mit dem Kommentar, das sei die beste Definition von "Freundschaft", die sie kenne. Ich stelle es Euch hier rein:

Freundschaft

Freunde sind mir die, mit denen ich
Essen und trinken und reden kann.
Die mich in meiner Küche kennen,
Und denen ich sage: Komm, setz dich ran.
(Keine Probleme und Komplikationen:
Wie füttert man den? Ist der Schnaps gut genug?)
Mit denen gemeinsam ich in den Jahren
Meine und ihre Lasten abtrug:
Krankheit der Kinder und Weltüberdruss.
Mit denen ich die Nächte zerrede.
Und doch kommt es niemals zu einem Schluss.
Das kann auch über Fernen bestehen.
Auch wenn man sich lange Zeit nicht sieht:
Halten wir nur aneinander fest,
Was immer sonst auch mit uns geschieht.
Freundschaften sind wie Abenteuer,
An die man sein ganzes Leben setzt.
Versagt man oder wird man verraten,
Hat man sich mehr als die Haut verletzt.

Eva Strittmatter


Ich habe einen Freund in England gebeten, es per Hand für mich aufzuschreiben, da er sich mit Kalligraphie auskennt. Ich wollte es ihr persönlich geben, aber da das nun nicht geht, hoffe ich, dass es sie dennoch irgendwie erreicht und sie weiß, wieviel mir ihre Freundschaft bedeutet, wie sehr ich in jeder Minute des Tages an sie denke.

Tja, und nun sitze ich hier in Essen, meiner Heimatstadt, fühle mich hilfloser denn je, würde alles geben bei ihr sein zu können, ihre Hand in meine zu nehmen und sie spüren lassen zu können, dass sie nicht allein ist. Das ist sie auch nicht, denn sie hat ja ihren Mann und ihre beiden Söhne und ich kann es natürlich auch vollkommen verstehen, dass sie sie vor allem anderen jetzt abschirmen, aber es fällt mir so, so schwer zu wissen, wie schlecht es ihr geht und absolut nichts tun zu können. Ich würde alles geben, ihr zumindest diese Panik zu nehmen. Niemand sollte eine solche Angst aushalten müssen...es ist einfach grausam.

Mittlerweile kann ich nicht einmal mehr weinen. Ich habe mich heute mit meiner besten Freundin aus Schulzeiten getroffen und wir haben viel geredet. Das hat ein bisschen geholfen. Morgen fliege ich zurück nach England...kann es alles kaum fassen, will sie so nicht zurücklassen, aber weiss, dass es auch anmaßend wäre, zu glauben, ich könnte hier etwas für sie tun.

Ich danke Euch allen hier...fürs Zuhören und Auffangen.
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