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Alt 01.02.2008, 11:53
derengel derengel ist offline
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Standard ich habe Angst, dass die Kraft nicht ausreicht

Hallo Ihr Lieben,
lange habe ich nichts geschrieben, weil das Jahr viele Veränderungen gebracht hat, mich oft zeitlich bis zur letzten Minute gefordert hat und trotzdem auch viele schöne Momente mit sich gebracht hat. meine kleine Schwester hat geheiratet und mein Vater war fit wie ein Turnschuh dabei - hurra. Jetzt jedoch habe ich Angst, dass meine Kraft nicht ausreicht.
Seit 18.01. wissen wir, dass von medizinischer Seite nichts mehr für meinen Vater getan werden kann. Er hat ja im Oktober eine Zweitlinienchemo begonnen, weil die erste Variante nicht mehr angeschlagen hat. So bekam er dann Irinocetan in Kombi mit fragt mich nicht was - jedenfalls sind aber die Lebermetas explodiert, sein ganzer Unterbauch laut Arztaussagen voller Tumormasse. Die Chemovariante mit diesem Antikörper, bei dem man wenns denn Wirkung zeigen soll, diesen Hautausschlag bekommt, hat mein Vater vehement abgelehnt, zumal ja auch der Azrt meinte, es wäre in seinem jetzigen Stadium wirklich nur noch eine minimale Option. Also wird er jetzt nur noch mit Schmerzmitteln - derzeit Morphiumpflaster und Noralgintropfen - versorgt. Es war schwer, nach dem Arztgespräch mit ihm zu sprechen (er selbst war nicht mit - nur seine Frau und ich...) - aber ich musste ihm auch die Wahrheit sagen - er wollte ehrlich wissen was mit ihm ist....... Wir haben ihm erneut gesagt, dass er nicht wieder ins Krankenhaus muss und bei seiner Frau zu hause bleiben darf bis zum Schluss und wir 2 Töchter uns dann mit ihr in der Pflege abwechseln werden.... Daraufhin hat er sich sofort im KH "abgemeldet" und sich für knapp 2 Jahre palliative Behandlung bedankt, die ihm bis auf seinen Zusammenbruch im Juni 06 auch beinahe 2 Jahre Lebensqualität geschenkt haben....
Aber nun hat er sich in den letzten 2 Wochen so sehr verändert - er spricht nur noch zynisch über sein Sterben, schimpft und "tobt" den ganzen Tag mit uns und ist böse auf alles um sich herum.... Ihn nervt die Fliege an der Wand und selbst für die sind wir verantwortlich - wisst ihr was ich meine ??? Ich versuche immer, besänftigend auf ihn einzureden, aber es ist so schwer, ihm eigentlich Gutes tun zu wollen und immer nur angemaunzt zu werden. Hilft man ihm - ist es falsch - lässt man ihn gewähren - ist es auch falsch (er meint dann, wir wären wohl froh, wenn er bald weg wäre und würden schon die Tage zählen...). Ich weiß nicht, wo hier der goldene Mittelweg liegt - ihm Liebe zu geben, ohne ihn zu erdrücken, aber dabei auch selbst noch genug Kraft zu haben....
Der Arzt meinte, dass mein Vater aufgrund seiner guten Herz-Kreislauf-Situation wohl noch einiges mitnehmen muss, was diese besch... Krankheit zu bieten hat. Davor habe ich solche Angst !!! Wie kann man ihm denn dieses Leiden erleichtern (blöder Ausdruck...) ? Derzeit ist er vormittags eigentlich noch ganz fit - wobei das Frühstück die einzige Mahlzeit ist, die er noch zu sich nimmt. Mittags bekommt er nichts runter und dann geht er auch schon ins Bett. Wir haben da jetzt ein Babyphon angesteckt, um ihn auch zu hören, wenn er nachmittags oder abends noch etwas braucht (sonst ist er nämlich auch ungehalten und böse, wenn wir ihn aufgrund der leisen Stimme nicht hören können)...Was wird da nur noch auf ihn zukommen ??
Ich nehme mir sein Schimpfen zwar nicht persönlich zu Herzen, da ich weiß, dass er eigentlich nur traurig, unsicher und voller Angst ist, aber ich merke, dass es sehr an den Kräften zehrt.... Tags kann man vielleicht noch stark sein, aber an Schlaf kann ich derzeit gar nicht denken und ich nehmen an ich werde noch viele Wochen Kraft brauchen....
Gibt es irgendwelche Mittel, um ihn vielleicht etwas ruhiger zu stimmen (Duftkerzen oder so vielleicht) - habt ihr da schonmal irgendwas ausprobiert ? Was kann ich tun - ich mag ihn so nicht leiden sehen ????

Erstmal liebe Grüße und eine dicke Umramung an alle, die es zur Zeit ganz nötig haben

Grit

PS Liebes Leenchen - nun bin ich doch wieder hier :-) Dir dürck ich erstmal ganz fest die Daumen für den 04.02. - meine Gedanken sind bei dir und ich begleite dich im Herzen in die Röhre - dann schaffst du alles !!!

Geändert von derengel (01.02.2008 um 11:57 Uhr) Grund: text vergessen
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