Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 18.05.2008, 22:52
Benutzerbild von Blume68
Blume68 Blume68 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.03.2008
Beiträge: 1.752
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo Ihr Lieben,
ich hatte mir mal zwei Tage "KK-frei" verordnet, weil ich ein bischen "Abstand" brauchte...da aber morgen wieder Bürostress angesagt ist, antworte ich doch lieber heute abend.

Liebes Engelchen,
dir hab ich ja schon gedankt für deine Worte! Bist ein Schatz.
Paß gut auf dich auf - und laß dir die nächsten Tage nicht zu lang werden - weißt schon, gelle?


Liebe Lissi -
von dir nehm ich mir immer ganz viel mit! Über deine Worte "Nur die Angst vor dieser Krankheit lässt uns wanken..." habe ich sehr viel nachgedacht, und sie haben mir sehr viel gebracht. Ich danke dir!


Und DU, liebe Bibi -
doch, ich bin dir unendlich böse, wenn du mir keine Romane antwortest! Scherz beiseite - ich MÖCHTE gerne, ob kurz oder lang, das lesen, was dir dein Bauch sagt - also raus damit - und keine falsche Bescheidenheit! Du hilfst mir damit sehr.


Und nun an dich, liebe Spartan -
vor zwei Wochen erst ist deine Mutti gegangen. Das tut mir so leid. Fühl dich von mir ganz feste umarmt!
Ich danke dir herzlich für deine lieben Worte. Auch über diese Worte hab ich viel nachgedacht (jaja, denn gelesen hab ich wohl, nur hier bei mir, und nicht viel woanders, und hab mir das spontane zurückschreiben mal verboten. Sonst krieg ich kein Ende.)
Ich wollte gern etwas zu deinen Sätzen schreiben, daß du deiner Mutter nicht die gleichen Infos über diese Erkrankung gegeben hast, die du selbst hattest.
Nun - das KANN funktionieren. Wenn der/die Betroffene nicht mehr wissen will, und auch von keinem anderen zig Sachen erzählt bekommt...
Meine Ma wollte anfangs auch wenig wissen. Doch das änderte sich zunehmend mit der fortschreitenden Behandlung. Als "Krönung" erzählte ihr bei der, glaube ich, 2. Chemo, eine wesentlich jüngere KH-Zimmernachbarin seelenruhig, welche Eigenschaften und Prognosen einem Kleinzeller zugeschrieben werden. Ich war zunächst entsetzt! Fazit war nämlich: "...die hat auch gesagt, das geht schnell zurück, und kommt dann schnell wieder. Lohnt sich dann denn überhaupt eine Chemo, wenn das eh so schnell wiederkommt?!"

So - da konnte ich entscheiden - "säusele" ich herum, oder bin ich ehrlich? "Ehrlich" heisst für mich: offen und vorsichtig-ehrlich sagen, was sein KANN - NICHT muß. Daß Statistik nichts definitives aussagen kann und muß, außer statistische Werte - daß NIEMAND ihr etwas vorhersagen kann - daß aber sehr wohl die "nette Frau von nebenan" nicht komplett gelogen hat. Das hat für mich nichts mit "zeitlich festlegen" zu tun, niemals (!!!) würde ich mich da auf irgendeine Aussage festnageln lassen von ihr. Aber wenn sie mich direkt anschaut, und Ehrlichkeit von mir erwartet, dann möchte ich dem gerecht werden. Mit den Konsequenzen muß ich allerdings auch leben - also mit sehr grüblerischen Tagen, und mit Ängsten, die sie mit weniger Ehrlichkeit vielleicht nicht hätte.
Was ich damit sagen wollte, ist nur: ich KANN nicht alles steuern - wenn sie auf andere Menschen trifft, die so geradeaus sind, dann muß ich das mit tragen.

Deine Mutter hat für sich die Entscheidung getroffen, mit allen Möglichkeiten zu rechnen. Auch im positivsten Sinne! Und sich nicht verrückt zu machen. (so lese ich das mal bei dir heraus.) Das war wunderbar. Es war für sie sicher eine große Hilfe, daß du dich ihrem Wunsch angeglichen und sie darin unterstützt hast. Auch, daß du zu ihr gezogen bist, finde ich toll! Hut ab. Solch eine Unterstützung ist für mich das Ideal an famliärer Liebe und Unterstützung.
Das geht bei uns leider nicht, und zu uns kommen, für längere Zeit, aus räumlichen Gründen ebenso wenig.
Wir bleiben auf jeden Fall in Verbindung, liebe Spartan - und ich wünsche dir viel KRAFT für die nächste Zeit!


Ich war heute bei meiner Ma, und ich habe versucht, einen "goldenen Mittelweg" zu finden. Das ist nicht immer leicht - aber das wisst ihr ja.
Ich habe es tatsächlich geschaftt, obwohl es ihr bis mittags sehr schlecht ging, zu ein paar wenigen Schritten über die Straße zu motivieren. Und ein Gespräch fand auch statt. Dank eurer vielen, von mir lang überdachten Worte, fand ich den Mut, ihr auf den Kopf zuzusagen, wie ich es die letzten Tage empfand: daß sie in einem "mentalen Loch" steckte, und nur noch dran dachte, wann sie wohl...naja. Dem stimmte sie etwas betreten zu. Verständnis sigalisierend, hab ich ihr aber auch gesagt, daß sie, wenn sie wirklich, was sie mir eröffnete, und tatsächlich DOCH die nächste, und auch die darauf folgenden zwei Chemos, bis zum Schluß, schaffen wolle - sich irgendwie anders motivieren müsse! Müdigkeit hin, Schwindel her - aber in Momenten, wenn es GEHT, sich nicht hängenlassen! Falscher Stolz bringt ihr gar nichts ("Nein, ich mag dieses Gehwägelchen nicht - lieber leg ich mich auf die Nase..."), im Gegenteil.
Wir haben einen recht guten Mix aus ernster Offenheit und schöner Alltäglichkeit geschafft, und das hätte ich mir noch heute mittag kaum zu erhoffen gewagt.

Wir haben uns zum Schluß in den Armen gelegen, und ich konnte ihr sagen:
"Ich hab dir versprochen, ich stehe hinter jeder von dir getroffenen, gut überlegten Entscheidung. Aber ich würd dich schon gern noch ein bischen behalten..." Das fiel mir nicht leicht, denn ich möchte keinen "Druck" auslösen...aber es tat gut, es mal auszusprechen...

Ich wünsche euch allen eine GUTE Nacht, und verteile dankbar mal wieder meine Fleißkärtchen fürs lesen...

ganz liebe -Grüsse
euer Blümchen
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
Mit Zitat antworten