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Alt 21.10.2007, 12:53
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Hodgkin - mein neuestes Sammlerstück

Liebe Leena, liebe Ina und Ihr anderen lieben Menschen hier

ja, mir geht es schon wieder recht gut. Die Stationsleiterin paßt auch auf wie ein Schießhund, daß ich mich ja erhole. Mein Laptop hat sie schon ein paarmal sehr skeptisch beäugt und gemeint, NATÜRLICH würde das Klinikum diese Internet-Möglichkeit zur Verfügung stellen, aber ich solle doch BITTE daran denken, daß auch schreiben zu ÜB-ER-AN-STRENG-UNG führen könnte. Dabei bin ich einfach nur froh, daß ich mich hier mit Euch austauschen kann und nicht gänzlich dem Fernsehprogramm meiner Bettnachbarin ausgeliefert bin.

Liebe Ina, Du hast völlig recht: in gewisser Weise bin ich auch froh, daß ich nicht zur Hochzeit fahren "mußte". Als es mir in den letzten Tagen immer schlechter ging, hatte ich schon etwas Bammel davor, konnte mich aber noch nicht dazu durchringen, wirklich abzusagen. So ist mir die Entscheidung einfach abgenommen worden.

Meine Familie wird noch bis Mittwoch auf mich verzichten müssen. Dienstag findet ja die Chemo statt und etwas Erholung am Montag könnte mir nicht schaden, hieß es. Seit ich während meines Aufenthalts in der Kardiologie mal auf zu wackleligen Beinen unterwegs war und ein Arzt meinte, er müsse eine Psychologin einspannen, damit ich mich nicht dauernd übernehme, habe ich bei allen, die meine Krankenakte einsehen können, diesbezüglich einen schlechten Ruf. Also lasse ich mich noch weiter päppeln...

Übrigens ist die Bestrahlung der Halsstelle, die wegen meiner berühmt-berüchtigten Blutwerte erst im Anschluß an die Chemo stattfinden soll, bisher nur eine Empfehlung. Aber diese wurde mir von mehreren kompetenten Menschen gegeben, so daß ich eigentlich davon ausgehe, daß es dazu kommen wird, egal bei welchem Onkologen ich vielleicht bis dahin gelandet bin. Würde ja gerne noch einen finden, der mit mir redet!

Liebe Leena, wenn Du - weil Du viel in Bildern denkst - verrückt bist, dann bin ich es auch - aber wie! Du wirst lachen, aber ich habe an dem Tag, als Du Dich wie eine Bratwurst fühltest (was ich unter diesen Bedingung nur allzu gut verstehen kann), gedacht: ich bin zur Zeit wie ein Salat. Früher war so klar, wo der Kopf saß und wo das Herz und wer für was zuständig war. Nun ist vieles in Unordnung: das Herz scheint im Kopf zu sitzen und es ist nicht klar, wo der Kopf aufhört und wo das Herz anfängt. Gedanken und Gefühle sind so eng miteinander verquickt.

Du siehst also, wir beide würden schon fast eine komplette Mahlzeit abgeben An anderen Tagen gebe ich auch die Rolle des Kartoffelbreis oder des Trauerkloßes in Sauerkraut....

Liebe Leena, wie schön, daß Du Deinen Text nur zur Überarbeitung herausgenommen hast! Ich werde später mal bei Dir herumsenfen - jetzt werde ich ermahnt, Mittagsruhe zu halten...

Viele liebe Grüße sendet Euch allen hier
Eure Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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