Thema: Cup-Syndrom
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Alt 17.06.2003, 21:35
Gast
 
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Standard Cup-Syndrom

Liebe Bea!

CUP Syndrom Patienten befinden sich nicht generell in der gleichen Situation. Es gibt verschiedene Zelltypen - bei manchen hilft eine Chemotherapie, bei anderen eher nicht. Eine entscheidende Rolle spielt wohl auch das Stadium, in dem sich die Erkrankung befindet.
Ich habe aufgrund deines kurzen Berichtes den Eindruck, dass die Bestrahlung bei deinem Vater nicht als heilende, sondern als lindernde Therapie gedacht ist.
Wie geht denn dein Vater damit um, dass die Schulmediziner ihm gesagt haben, dass er nicht mehr lange zu leben habe?
Möchte er in Ruhe die ihm verbleibende Zeit nutzen, um noch offene "Dinge" zu klären und sich auf den Abschied vorbereiten? Oder hat er der Krankheit den Kampf angesagt und will für diesen Kampf alle Energien verwenden?
Ich persönlich finde, der Patient ist der Betroffene und hat die Entscheidung zu treffen, die wir als Angehörige dann auch mittragen sollten.
Mein Mann hat z.B. inzwischen unter der Bestrahlung rapide abgenommen. Ich sorge mich um seine Nieren (ein Laborwert ist etwas erhöht) und nerve ihn ständig damit, dass er doch trotz des fiesen Geschmackes und der Schmerzen im Mund auf jeden Fall mindestens 2 Liter pro Tag trinken soll. Als ich dann erwähnte, dass ich die Sache beim Hausarzt ansprechen werde, hat er total aggressiv reagiert. Er hat Angst davor, eine Ernährungssonde gelegt zu bekommen - das will er auf keinen Fall. Ich muß es akzeptieren! Also rede ich darüber, wie wichtig das Trinken ist und stelle ihm immer mal wieder ein Glas hin. Letztendlich ist es aber seine Entscheidung, denn schließlich kann ich nicht für ihn trinken.
Die Prognose bei meinem Mann ist eher gut. Außer des Tochtergeschwürs am Hals ist bis jetzt nichts weiteres gefunden worden, und trotzdem sind auch wir voller Angst.
Bei deinem Vater scheint es leider schon weiter fortgeschritten zu sein. In deinem Fall würde ich zu erspüren versuchen, was deinem Vater jetzt wichtig ist.
Sei mir bitte nicht böse wegen meiner Offenheit. Ich habe mal erlebt, wie Angehörige einem totkranken Menschen(,der in Frieden Abschied nehmen wollte)den Abschied sehr erschwert haben, weil sie ihn nicht gehen lassen wollten.
Ich habe mich damals natürlich als nicht betroffene Randfigur gefragt, wie es mir in den jeweiligen Positionen gegangen wäre.
Als Angehörige, so habe ich mir dann vorgenommen, werde ich auf jeden Fall dem Wunsch/ den Bedürfnissen des Betroffenen Priorität einräumen; egal wie schwer es mir auch fallen wird.
Wäre ich in der Position des Betroffenen, so würde ich versuchen, meine Bedürfnisse und Wünsche unmißverständlich mitzuteilen.
Ich hoffe, dass du verstehst, wie ich das meine.
Ein Kampf macht in meinen Augen nur Sinn, wenn der Kranke ihn kämpft - die Familie und Freunde können nur begleiten.

Ich wünsche deinem Vater die Gabe, dass er sich für das entscheidet, das für ihn das Beste ist. Euch Angehörigen wünsche ich die Kraft, seine Entscheidungen mitzutragen - in jede Richtung.

Von Herzen alles Liebe
Gudrun
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