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Alt 23.10.2015, 12:28
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mohnblume79 mohnblume79 ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Zitat:
Zitat von berliner-engelchen Beitrag anzeigen
Treffen mich solche Schicksalsbegegnungen, weil ich jetzt älter werde<? oder hab ich Pech? Manchmal habe ich den Eindruck, ALLE anderen gleichaltrigen haben ihre Eltern noch und sind nie von solchen Erschütterungen betroffen.
nein, das stimmt natürlich nicht.
Ach Engelchen... den Satz kann ich so gut verstehen.
Bin ja auch mittlerweile "Waise" - meine Mama ist schon lange nicht mehr da, und als direkt nach meiner Chemotherapie mein Vater so überraschend und so jung (gerade 65) starb, habe ich gedacht, die Welt kann nicht mehr gemeiner zu mir werden.

Ich hasse mittlerweile Sätze wie "Ach das wird wieder" oder am besten noch "Der Himmel hat einen Engel gewollt" wie die Pest.
Den hilfreichsten Satz während der Chemo letztes Jahr sagte eine Freundin, die zwei Babies im 9. Monat verloren hat, die sagte: "Es gibt Dinge die machen verd*** nochmal keinerlei Sinn."

Auf der einen Seite beneide ich Leute irgendwie, die sowas alles nicht haben und erleben und scheinbar so glücklich und unbehelligt vor sich hinleben. Dann stelle ich aber zum einen fest, dass sie trotz ihrer vermeindlichen "Unverletztheit" nicht glücklicher sind als ich selbst... Warum? Keine Ahnung? Vielleicht weil wir mehr Dankbarkeit für jedes kleine Glück mühevoll lernen mußten?
Und zum anderen sind genau zu Menschen, die viel Leid durchgemacht haben, meine allertiefsten Freundschaften entstanden, weil wir wissen, dass wir weder Masken noch stetige Stärke brauchen, sondern tiefe Authentizität leben dürfen und den anderen "bis in den tiefsten Keller" liebhaben und begleiten dürfen.

Und wenn ich meinen Blick soherum richte (was mit zugegebenermaßen nicht immer gelingt), dann wird meine Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens manchmal schwächer...

Aber bei Geschichten wie von Deiner Freundin "hilft" das auch nicht, da wird man nur absolut sprachlos... Da bin ich an dem Punkt zu sagen "das macht einfach KEINEN Sinn".
Dann kann man nur - wenn man selbst die Kraft dafür hat - sich überlegen, was man tun kann, um so himmelschreiende Ungerechtigkeit mit Liebe ein bißchen besser zu machen.

Eine Freundin von mir, die seit Jahren durch Depressionen stolpert, sagte mir letztes Jahr zum ersten Mal, dass sie vor fast 10 Jahren sich und ihre Kinder umbringen wollte und sie davon ablassen konnte, weil ich damals die Überforderung gesehen habe (den Rest wußte ich gar nicht) und ihr einige Monate unter die Arme gegriffen habe. Im letzten Jahr war sie soooooo viel für mich da. So haben wir uns genau in unseren Schwachheiten getroffen und solche Freundschaften machen mich demütig dankbar und überglücklich.

Geändert von gitti2002 (23.10.2015 um 20:59 Uhr) Grund: Zitatcode eingefügt