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Alt 23.02.2006, 15:36
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milki1 milki1 ist offline
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Standard AW: Weshalb wirkt Chemo beim zweiten Mal nicht mehr?

Hallo Rezzan!

Bei meinem Vater (66) wurde im September 05 auch ein kleinzelliges Bronchialkarzinom diagnostiziert. Staging: T4 N2 M1 Leber, extensive disease. Also keine Heilung mehr möglich. Sofortiger Chemobeginn ABC - Studie: Cisplatin und Etoposid, 6 Zyklen. Der Tumor schmolz trotz starker Lungenentzündung (Vielen Dank an die Ruhrlandklinik in Essen!) und Chemoverzögerung sehr gut dahin. Lebermetastasen waren nach dem 1. Zyklus direkt weg. Nach nun 6 Zyklen und ausser Magenbeschwerden (sehr gut angegangen mit Zofran, keine Probleme mehr) hatte er nun Abschluss CT und der Tumor ist weg.

Mein Vater war am Anfang sehr hoffnungslos, da auch er weiss, dass er, sollte die Chemo erfolgreich sein, nicht geheilt ist und der Krebs wieder ausbrechen kann!
Aber er hat damals die Schultern gestrafft und hat dem Krebs den Kampf angesagt!
Nach den super Abschlussergebnissen ist er nun voller Hoffnung und sehr Positiv dem Leben gegenüber eingestellt. Selbst sein Onkologe ist begeistert und beim CT kam die Bemerkung "na da sind wir dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen"! Mein Vater, obwohl nur noch sehr sehr dünn, war stolz wie Oskar und ist nun so Hoffnungsvoll für den weiteren Verlauf, dass man nur wünschen kann, dass ein neuerlicher Ausbruch lange auf sich warten lässt.

Wie Du, bin auch ich ein Realist und sehe den Tatsachen gerne ins Auge. Nach Rücksprache mit dem Onkologen und einer befreundeten Lungenfachärztin, ist es halt so, dass ja durch das Staging N2 und M1 Leber, der Krebs bereits gestreut und somit wieder irgendwo auftreten kann. Das kann in 6 Monten, 1 Jahr oder 5 - 10 Jahren sein. Die kleinen Microbiester hängen leider irgendwo im Körper und warten bzw. ruhen bis sie dann wieder explosionsartig auftreten.
Es ist auch richtig das dann eine weitere Chemo nicht mehr den Erfolg bringen wird, wie es nun beim ersten mal der Fall war. Der Tumor würde bei einer neuerlichen Chemobehandlung sehr viel langsamer schmelzen als bei der 1. ten Chemo, aber es ist nicht hoffnungslos, es ist halt dann wieder ein Zeitgewinn der nach hoffentlich dann nocheinmal am Ende einer erfolgreichen Chemo stehen würde. Sollte diese dann nicht mehr wirken wird man auf ein anderes Zytostatika ausweichen und es damit versuchen. Das die Chancen da nicht gut stehen, weiss ich, aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben!

Da Dein Vater noch keine Fernmetastasen hat und vermutlich auch keine Lymphknoten befallen waren, ist es da nicht möglich, nach Verkleinerung des Tumors eine OP vorzunehmen? Welches Staging hat er denn bekommen, bzw. wurde er in limited oder extensive Disease eingeteilt? Verstehe ansonsten die zusätzlichen Bestrahlungen nicht, wenn es nicht doch noch auf OP herausläuft. Da bei meinem Vater aufgrund von extensive disease keine Bestrahlung mehr gemacht wird und keine OP, sprich komplette Heilung nicht mehr möglich ist.

Tut mir leid das ich so viel geschrieben habe! Ich hoffe ich bin Dir mit meinen Fragen nicht zu nahe getreten.
Möchte Euch auch nur noch sagen, egal ob nicht heilbar, geniesst die Zeit miteinander, denn nichts ist unmöglich und verliert die Hoffnung nicht!

Wünsche Dir und vor allem Deinem PA viel Kraft!

Sonnige Grüsse
Milki1
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